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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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Tag.”
    “Das mag dir im Moment helfen.” Er hielt den Wagen an und griff nach ihrer Hand. Abwesend spielte er mit ihren Fingern, was zur Folge hatte, dass heiße Schauer über Leighs Wirbelsäule rannen. “Aber die Vergangenheit ist eigentlich dazu da, um uns zu helfen, die Zukunft zu bewältigen. Sonst geraten wir in Gefahr, uns selbst zu verlieren.” Er hatte sehr leise und wie zu sich selbst gesprochen.
    “Ich wusste gar nicht, dass du zu einem Philosophen mutiert bist”, spottete sie und versuchte erfolglos, ihm ihre Hand zu entziehen.
    “Vielleicht bin auch ich inzwischen ein bisschen erwachsener geworden”, sagte er mit einem schiefen Lächeln und zog ihre bebenden Finger an seine Lippen. Warum ließ sie ihn nur gewähren? “Wir können nicht auf ewig wie wilde unvernünftige Kinder durch die Gegend jagen – so wundervoll und berauschend es auch war.” Sie fühlte sich wie paralysiert, als er ihre Hand ganz sanft in ihren Schoß zurücklegte. “Nur noch fünf Minuten, dann sind wir zu Hause.”
    Als der luxuriöse Wagen den grünen Hügel erklomm, der zu dem kleinen Städtchen führte, das unterhalb von Raouls Anwesen lag, begannen die Schmetterlinge in Leighs Magen verrückt zu spielen. Während sie die verträumte Altstadt durchquerten, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz erwartungsvoll zu klopfen begann. Hinter der Stadt mussten sie sich noch hunderte Höhenmeter durch die Serpentinen winden, ehe sie das eindrucksvolle schmiedeeiserne Tor passierten, das zum Haus führte.
    Leigh stockte der Atem, als sie es im Grün der Bäume eingebettet liegen sah – es schien ihr vertraut und dennoch seltsam fremd. Raouls Vater hatte es vor mehr als zwanzig Jahren bauen lassen, wenige Monate, bevor er und seine junge Frau tödlich verunglückt waren. Raoul war damals als zwölfjährige Waise zurückgeblieben. Eine ältere Tante war in das Chateau gezogen, um dem Jungen wenigstens zu ermöglichen, in seinem geliebten Elternhaus aufzuwachsen, bis er das achtzehnte Lebensjahr erreicht hatte. Dann war sie wieder in ihr eigenes Chalet auf dem Land gezogen, wo sie verstarb, kurz nachdem Leigh und Raoul sich kennengelernt hatten.
    Das Haus war im Stil eines mittelalterlichen Chateaus errichtet worden, umrahmt von hohen Pinien und Kaskaden von blühenden Glyzinien, die sich über die ganze Front erstreckten und die tief liegenden Fenster umrahmten. Sie konnte sich noch genau an die atemlose Faszination erinnern, die sie ergriffen hatte, als sie das Haus zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Und jetzt erging es ihr nicht anders. Es war so wunderschön, so unglaublich romantisch und irreal. Sie konnte verstehen, dass Raoul es als
sein Heim
bezeichnete.
    “Es hat dich vermisst”, sagte Raoul leise. “Wir haben dich vermisst …” Ihr Herz machte einen unvermuteten Purzelbaum, und sie fragte sich, wo ihr Stolz geblieben war. Zögernd nahm sie seine dargebotene Hand an, als er ihr aus dem Wagen helfen wollte. Im nächsten Moment fühlte sie sich schon von Colette umfangen, die sie gnadenlos an ihren üppigen Busen presste. Atemlos und mit heißem Gesicht tauchte Leigh aus der erstickenden Umarmung auf.
    “Wie schön, Sie wieder bei uns zu haben!” deklamierte Colette, wobei sie ihre molligen Arme wie Pumpenschwengel bewegte, um ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. “Wie oft haben wir uns gewünscht, Sie wären hier …”
    “Vielen Dank, Colette”, sagte Leigh, mit einem schnellen Seitenblick auf Raouls dunkle, unbewegliche Gestalt. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete mit grimmiger Genugtuung die spektakuläre Heimkehr seiner Frau. “Oh, Oscar!” Schon im nächsten Moment taumelte Leigh unter der stürmischen Begrüßung eines riesigen Katers. “Er erinnert sich an mich”, sagte sie verblüfft und schaute zu ihrem Gatten hinüber. “Er erinnert sich tatsächlich an mich, Raoul!”
    “Natürlich tut er das.” Seine Stimme war tief und rau, als er sie betrachtete, wie sie den rot getigerten Kater liebevoll an sich drückte. “Du hast ihm immerhin das Leben gerettet. Er war schon immer mehr deine Katze als meine. Nachdem du gegangen bist, war auch er wochenlang verschwunden.”
    “Oscar! Was muss ich da von dir hören?” Das plumpe Gesicht des Katers spiegelte höchste Euphorie wider, und Leigh kämpfte erneut mit ihren Tränen. Sie hatte ihn wenige Wochen nach ihrer Heirat am Strand gefunden, als sie Raoul bei seinen waghalsigen Wasserskimanövern beobachtet hatte. Zuerst
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