Julia Extra Band 0213
während er ihren Nacken kraulte.
Die Berührung setzte alle ihre Sinne in Aufruhr. “Wie war die Verhandlung?”, fragte sie.
“Ganz gut. Wir haben uns unser Mittagessen verdient”, meinte er. Beiläufig streichelte er mit dem Daumen über ihren Hals.
“Wir wissen jetzt auch, warum David den Vertrag so dringend unter Dach und Fach braucht”, meinte John Phillips, der mit den Getränken zu ihnen trat. “Ich habe gehört, dass er seiner Frau Ringe mit Diamanten und Saphiren kaufen muss.”
“Außerdem die sechs Kinder”, warf Patrick ein.
“Und zwei Mal in die Flitterwochen”, ergänzte Justin.
David hatte wohl am Morgen einiges an Spott über sich ergehen lassen müssen, dachte Claudia schuldbewusst. Was die doppelten Flitterwochen betraf, war sie jedoch unschuldig.
“Es hat ziemlich Verwirrung gestiftet, dass du uns auf die Seychellen gewünscht hast und ich gesagt habe, wir fahren nach Venedig”, meinte David gelassen. “Ich musste zugeben, dass wir uns noch nicht haben einigen können.”
“Nun, Venedig war doch nicht als Flitterwochen gedacht”, warf Claudia ein, weil alle auf ihren Kommentar zu warten schienen. “Wir haben nur über ein verlängertes Wochenende gesprochen.”
“Ich sehe, deine Frau hat einen exklusiven Geschmack”, neckte Joan Phillips.
“Das merke ich jetzt auch”, meinte David. “Hoffentlich erwartest du nicht täglich einen Diamantring von mir.” Er sah Claudia an.
“Nur einmal im Jahr”, scherzte sie. “Es war mein Geburtstag.”
“Wie sieht er aus?”, fragte Fiona eifrig.
“Ach, ganz schlicht”, meinte Claudia. “Abwechselnd Saphire und Diamanten, aber er ist wunderschön, nicht wahr, David?”
“Sie haben einen Ring geschenkt bekommen?”, fragte Fionas Mutter überrascht. “Ich dachte, sie mögen keine Ringe, weil sie keinen tragen.”
Es gab eine ungemütliche Pause. David hielt mit dem Streicheln inne.
“Keineswegs”, meinte Claudia schließlich. “Ich liebe Ringe. Ich konnte den Ring nur nicht tragen, weil ich allergisch reagiert habe. Während wir verreist sind, lasse ich ihn mit einer Schutzschicht überziehen.”
Lucy bewunderte ihre geschickte Ausrede. Auch David streichelte ihr ermutigend über den Hals, bevor er wie ertappt seine Hand zurückzog. Dann setzte er sich zwischen Fiona und John Phillips. So blieb für Justin nur ein Platz neben Claudia frei.
Claudia wandte sich Justin mit einem strahlenden Lächeln zu. Zu ihrer Überraschung wirkte er einen Moment lang verärgert. Doch dann erwiderte er ihr Lächeln ganz charmant.
David und Fiona plauderten mit gedämpften Stimmen. Claudia beobachtete die beiden aus den Augenwinkeln, während sie in ein lebhaftes Gespräch mit Justin vertieft war. David schien Fiona nur zu mögen. Doch lächelte er sie so freundlich an, wie er Claudia noch nie angelächelt hatte.
Claudia zwang sich zu einem Lächeln und verdoppelte ihre Bemühungen um Justin.
David fiel es schwer, die Beherrschung zu bewahren. Den ganzen Morgen über war er wegen Claudias Geschichten geneckt worden. Jetzt saß sie da und flirtete ganz offen mit Justin, während er Fiona zuhören musste, welche die Qualitäten seiner angeblichen Ehefrau lobte.
“Sie ist so elegant”, meinte Fiona enthusiastisch. “Und hat dabei sie so viel Humor. Vorhin hat sie uns alle zum Lachen gebracht. Außerdem hat sie mir auf die netteste Art von ihrem Job erzählt”, plauderte sie. Sie warf David einen scheuen Blick zu. “Ich wäre gern wie Claudia. Sie hat eine starke Persönlichkeit, hat Selbstbewusstsein und Charme.”
“Sie weiß, was sie will”, meinte David ironisch. Doch Fiona entging diese Feinheit.
“Ich weiß. Das ist wichtig, wenn man Erfolg haben will”, sagte sie ernst. “Claudia meint, dass Ehrgeiz seine Berechtigung hat.”
David wollte nichts mehr über Claudia hören. Fiona war ein nettes Mädchen. Sie war natürlich, doch würde sie nie Claudias Klasse erreichen. Das war auch gut so. “Sei einfach wie du bist”, meinte er zu Fiona. “Wir alle lieben deine Art.”
“Hört, hört”, meinte Patrick, weil Davids letzte Worte in einer Pause gut zu hören gewesen waren. Justin sah auf. Claudia wirkte missmutig.
Auch beim Mittagessen saß David so weit wie möglich entfernt von ihr.
Ihm schien das Mittagessen endlos zu dauern. Er bemerkte wohl, dass Claudia das andere Ende der Tafel dominierte. Alle lachten und fanden sie unterhaltsam.
David zerteilte heftig sein Steak.
Schließlich war es überstanden.
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