Julia Extra Band 0213
vor dem Badezimmerspiegel Lippenstift auf. Sie hielt inne und sah David zu, der im Schrank nach einem frischen Hemd suchte. Er war schlank und kräftig. Bei der Erinnerung an seinen Körper jagten ihr augenblicklich Schauer des Begehrens über die ganze Haut.
David dachte an das bevorstehende Abendessen. Scheich Said hatte sich in den bisherigen Gesprächsrunden sehr zurückhaltend gegeben. David hoffte, ihn heute Abend zur Unterzeichnung des Vertrags überreden zu können.
Während er sein Hemd zuknöpfte, musterte Claudia sein Gesicht. In fünf Tagen musste sie nach London zurückfliegen und würde ihn nie wiedersehen. Sie versuchte sich seine Züge einzuprägen.
David fluchte wegen eines widerspenstigen Manschettenknopfs leise. Hoffentlich war Claudia rechtzeitig fertig. Sie durften nicht zu spät kommen. Als er aufsah, bemerkte er, dass sie ihn im Badezimmerspiegel beobachtete. Ihre Augen waren groß und weich. Er vergaß sie zu fragen, wann sie fertig sei, da sich die Luft zwischen ihnen aufzulösen schien.
Er vergaß auch die Uhrzeit, die Verabredung mit dem Scheich und die Zukunft seiner Firma. Im Moment zählte nur das Ziehen in seiner Brust und Claudias Augen, die tief in ihn hineinzusehen schienen. Ihm wurde schwindelig vor Verlangen.
David gelang es, sich von ihrem Anblick loszureißen. Er band seine Krawatte und schien sich auf die wichtige Verabredung zu konzentrieren. Claudia bemühte sich, ihn nicht zu enttäuschen. Es war das Einzige, was sie für ihn tun konnte.
Sie trat zu ihm. “Das ist meine Garderobe als liebes Mädchen”, meinte sie, während sie die Arme seitlich anhob, damit er sie besser inspizieren konnte. “Sehe ich bescheiden genug für den Scheich aus?”
Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das in weichen Falten bis zu den Knien fiel. Die Ärmel waren dreiviertellang. Der breite Ausschnitt ließ die berührend klare Linie ihres Schlüsselbeins frei. Gerade wegen seiner Strenge wirkte das Kleid subtil sexy. David hätte Claudia gern umarmt, ihr das Kleid ausgezogen und sie auf dem breiten Bett geliebt.
Stattdessen räusperte er sich. “Ausgezeichnet.”
Claudia kämpfte mit ihrer Enttäuschung. “Gut”, meinte sie mit einem aufgesetzten Lächeln. “Dann können wir gehen.”
Claudia fand Scheich Said charmant, obwohl David sie vorgewarnt hatte, er könne schwierig sein. Die Sympathie beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. David sah verwundert zu, wie sich der Scheich, der sonst eher steif und formell wirkte, auf Claudias interessierte Fragen zu seinem Land hin öffnete.
David kannte diese Seite von Claudia noch nicht. Sie gab weder an, noch befremdete sie den Scheich mit scharfzüngigen Bemerkungen. Sie war eine charmante und intelligente Gesellschafterin, ohne unterwürfig zu wirken.
David bemerkte bald, dass Claudia mit dem Scheich bestens ohne seine Hilfe zurechtkam. Scheich Said schien ganz von ihr eingenommen zu sein. David entspannte sich zufrieden. Claudia senkte beim Lächeln die Lider, während sie dem Scheich aufmerksam zuhörte. Sobald sie zu reden begann, sprach sie mit dem ganzen Körper.
Es gab für ihn noch viele Facetten an ihr zu entdecken, nun auch eine Claudia, die sich als geladener Gast vorbildlich verhielt.
Seit ihn Alix verlassen hatte, hatte David kluge, gebildete Frauen wie sie gemieden. Nach all den Jahren dachte er jedoch zum ersten Mal ohne Bitterkeit an Alix. Er hatte seine Lektion gelernt und sich seitdem an nettere Mädchen gehalten. Aber bei keinem dieser Mädchen hatte er an eine Ehe gedacht. Vielleicht waren sie alle ein wenig langweilig gewesen.
David betrachtete Claudias lebhaftes Gesicht. Sie war alles andere als langweilig.
Ein leichter Tritt gegen seinen Knöchel holte ihn aus seinen Gedanken. “Scheich Said hat gefragt, ob du mir schon etwas von Shofrar hast zeigen können”, verkündete Claudia laut.
“Sie waren wohl mit den Gedanken weit weg”, meinte der Scheich. David war froh, dass den Scheich seine Abgelenktheit amüsierte und nicht kränkte.
“Bitte entschuldigen Sie”, fing er an, doch der Scheich winkte ab.
“Entschuldigen Sie sich nicht! Man muss einem Mann Zugeständnisse machen, der seine Braut so sehr liebt!”
David sah Claudia einen kurzen Augenblick in die Augen, bis sie beide wegblickten. “Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer charmanten Gemahlin”, fuhr Scheich Said fort. “Ich habe natürlich schon viel über sie gehört, vor allem von meinem Neffen.” Er wandte sich höflich an Claudia.
Weitere Kostenlose Bücher