Julia Extra Band 0258
Spitze“, murmelte sie. „Ich werde mir mehr wie eine Prinzessin als wie ein Kindermädchen vorkommen.“ Sie holte tief Luft, straffte die Schultern und blickte Hugh direkt in die Augen.
„Was ist los, Jo? Stimmt etwas nicht?“
„Jetzt, wo ich sehe, aus welchen Verhältnissen du kommst, kann ich kaum glauben, dass du dich so gut in Bindi Creek eingefügt hast.“
„Die Unterschiede sind nur oberflächlich“, entgegnete er. „Du wirst dich hier auch einfügen.“
Sie lächelte ungläubig. „Wir werden sehen.“
Er verspürte den Drang – den starken Drang – einen tröstenden Arm um ihre Schultern zu legen, aber der Ausdruck in Jos Augen veranlasste ihn, die Hände stattdessen in die Hosentaschen zu schieben.
Jo kreuzte die Arme über der Brust und fixierte ihn mit einem unverwandten Blick. „Eine Frau kann nur eine gewisse Anzahl an Überraschungen verkraften, Hugh. Ich denke, du und ich, wir sollten uns hinsetzen und ein ernsthaftes Gespräch miteinander führen.“
„Jetzt?“
„Nein, im Moment sind wir alle zu müde.“
Hugh fühlte sich eher angespannt als müde, aber er antwortete: „Okay, ich lasse dich allein, damit du dich einrichten kannst. Mein Zimmer ist etwas weiter den Flur hinunter.“
Sie schenkte ihm ein unerwartetes verschmitztes Lächeln. „Ich schätze, das Schlafzimmer des Herrn des Hauses ist wirklich eindrucksvoll.“
Sein Körper reagierte sofort. „Du bist herzlich eingeladen, es dir anzusehen.“
„Oh nein“, entgegnete sie rasch. Zu rasch.
„Es wäre nur fair, Jo“, versetzte er amüsiert. „Du hast mir dein Schlafzimmer gezeigt, also zeige ich dir meins.“
Es war als Scherz gemeint. So sehr er sie auch in seinem Bett haben wollte, es war nicht der richtige Zeitpunkt. Doch Jo erröteteheftig, was ihn, verdammt noch mal, erregte und genau das Verlangen schürte, das er eigentlich unter Kontrolle halten wollte.
Während er noch darüber nachdachte, wie er die Situation entschärfen konnte, hörten sie einen lauten Schrei aus Ivys Zimmer.
„Jo, wo bist du?“
„Ich bin hier“, rief sie.
Sie hörte ein Wimmern und eilte schnell zurück zur Verbindungstür. Hugh folgte ihr.
Ivy hatte ihr Spielzeug weggeschoben und kniete in der Mitte des Raums auf dem Boden. Tränen flossen über ihre Wangen. Als sie Hugh und Jo sah, schluchzte sie laut, woraufhin Hugh Panik in sich aufsteigen spürte.
„Was ist los?“, fragte Jo und kniete sich neben das weinende Kind.
„Ich weiß nicht“, jammerte Ivy. „Ich habe Angst bekommen.“
„Es ist alles in Ordnung, du bist nur müde“, tröstete Jo und nahm sie in den Arm. „Und alles ist hier noch ein bisschen fremd für dich. Wir stecken dich jetzt in dein Nachthemd und packen dich ins Bett. Morgen geht es dir schon viel besser.“
„Wie wäre es mit einem warmen Kakao?“, fragte Hugh, der unbedingt helfen wollte.
Jo schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Das wäre wunderbar, nicht wahr, Ivy?“
Seine Tochter rieb sich die müden Augen und nickte. Daraufhin stürmte Hugh nach unten in die Küche – ein Mann in dringender Mission. Als er wieder zurückkam, trug Ivy ein weißes Nachthemd, und ihr Gesicht sah rosig und sauber aus, so als hätte Jo sie gewaschen.
Hugh hielt ihr die Tasse Kakao hin.
„Er ist nicht zu heiß, oder?“, fragte Jo.
„Ich glaube nicht“, antwortete er, aber er war sich nicht sicher. „Sieh selbst.“
Mit Interesse beobachtete er, wie Jo den Becher gegen ihren Innenarm hielt, die Stirn runzelte und einen kleinen Schluck probierte.
„Der Kakao ist wunderbar“, sagte sie schließlich. „Lecker.“ Ivy nahm den Becher entgegen, trank durstig und strahlteihn an. „Er ist sehr lecker, Daddy.“ Doch sie trank nur den halben Becher, und dann fielen ihr schon die Augen zu.
Jo, die auf Ivys Bett saß, nahm ihr den Becher ab und stellte ihn auf den Nachttisch. Sekunden später lag Ivys Kopf auf dem Kissen, und sie sah so aus, als sei sie tief und fest eingeschlafen.
Hugh wollte sich auf Zehenspitzen davonschleichen.
In diesem Moment öffnete die Kleine die Augen. „Geh nicht weg, Daddy.“
Daraufhin setzte sich Hugh mit zu ihr aufs Bett. „Ich bin hier, Schätzchen.“
Mit geschlossenen Augen lächelte Ivy, wobei sie so engelsgleich aussah, dass Hugh Stolz in sich aufwallen fühlte. Großer Gott, er wurde schon genauso sentimental wie seine ältliche Tante Daphne.
Und dennoch …
Es war nichts Sentimentales an dem, was er empfand, wenn er Jo ansah.
Während sie im
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