Julia Extra Band 0258
fern.
Alle bis auf einen. „Hans, wie geht es dir?“
Sie erkannte die Stimme sofort.
Ein Lächeln erhellte das Gesicht des Industriellen, und auch er wechselte ins Deutsche. Während Leo antwortete, fühlte Anna, wie seine Blicke über ihren Körper wanderten. Betont ausdruckslos sah sie ihn an.
Für einen Augenblick dachte Leo daran, ihr zu sagen, dasssie Recht gehabt hatte. Dass die Menge an Diamanten nur von der erlesenen Schönheit der Kette ablenkte und den Zauber der edlen Steine deutlich schmälerte.
Doch dann fragte Hans Federmann ihn nach seinen Erfahrungen bei Handelsbeziehungen mit den früheren Ostblockstaaten. Dankbar wollte Anna diese Gelegenheit nutzen, um sich zurückzuziehen. Aber kaum war sie einen Schritt zur Seite getreten, da streckte Leo eine Hand aus und hielt sie am Handgelenk fest.
„Bitte, bleiben Sie, Miss …?“ Fragend hob er eine Augenbraue und wartete darauf, dass sie ihm ihren Namen nannte.
„Anna Delane“, erwiderte sie unwillig.
„Anna.“
Das war nur ihr Name, mehr nicht. Ihr ganzes Leben lang war sie so gerufen worden.
Aber noch sie so …
Heiße und kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Sie spürte seinen Blick wie ein Gewicht auf sich ruhen. Spürte, wie er sie begutachtete.
Dann war es vorbei. Leo ließ sie los und wandte sich wieder dem Deutschen zu.
Stumm blieb Anna an seiner Seite.
Und dort behielt er sie für den Rest des Abends.
Anna musste all ihre Professionalität aufbieten, um den Empfang zu überstehen. Das und den festen Willen, Leo Makarios nicht an sich heranzulassen.
Immer wieder sagte sie sich, dass sie für einen Mann wie ihn nichts weiter war als die Präsentationsfläche für seine Juwelen.
Aber wenn das so war, warum ließ er sie dann nicht von seiner Seite? Und warum ausgerechnet sie, und nicht die anderen Models?
Einmal, als er gerade das Gespräch mit einem niederländischen Banker und seiner Frau beendet, Anna am Ellenbogen gefasst und zu den Buffettischen geführt hatte, sprach sie ihn darauf an. „Ist es nicht an der Zeit, Mr. Makarios, auch ein wenig mit den anderen Steinen anzugeben? Dort drüben steht beispielsweise Kate.“
Dabei zeigte sie auf die kleine Gruppe, zu der Kate sich gesellt hatte und ehrfürchtig zu dem Dirigenten des Kammerorchestersaufsah.
„Wie könnte ich Antal Lukacs seinen jüngsten Fan wegnehmen?“, hatte Leo nach einem flüchtigen Blick spöttisch erwidert.
„Das ist Antal Lukacs?“, fragte Anna mit geweiteten Augen. Selbst sie hatte von dem weltbekannten Dirigenten gehört.
„Möchten Sie ihn kennen lernen?“
„Ich bin sicher, er ist bereits von genug Menschen gelangweilt, die ihn anhimmeln“, lehnte sie ab.
„Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie jemanden anhimmeln.“ Sein Tonfall war trockener geworden, kritischer. „Es beeindruckt sie scheinbar überhaupt nicht, Juwelen zu tragen, um die sie jede Frau beneiden würde.“
„Das sind doch nur Kristalle aus Kohlenstoff. Sie werden nur für wertvoll gehalten, weil sie selten sind. Dabei sind andere, häufiger vorkommende Kristalle genauso schön.“
„Das sind die Levantsky-Diamanten! Kunstwerke von unschätzbarem Wert“, unterbrach Leo sie säuerlich.
„Das ist Mozarts Musik auch. Und um sie zu hören, muss man keine Millionen ausgeben.“
„Mir wurde gesagt“, meinte er sanft – und es war dieselbe Sanftheit, bei der sich bereits früher ihre Nackenhärchen aufgerichtet hatten –, „dass Sie ein Problem mit Ihrer Einstellung haben. Hören Sie auf damit.“
Obwohl ein Adrenalinstoß durch ihren Körper jagte, schenkte sie ihm ein honigsüßes Lächeln. „Ist das eine weitere Anweisung, Mr. Makarios?“
„Was ist Ihr Problem, Miss Delane?“
Sie , wollte sie sagen. Sie sind das Problem.
Und dann, noch während sie ihn ansah und ihr falsches Lächeln verschwand, veränderte sich etwas in seinen Augen. Als schöbe er sich zwischen sie und den Rest der Wirklichkeit. Langsam senkte er die Lider, und ihre Kehle fühlte sich plötzlich viel zu eng an.
„Fordern Sie mich nicht heraus“, raunte er mit dieser sanften, tödlichen Stimme, wobei etwas in seinen Augen funkelte. „Sie sind wirklich unglaublich schön …“, fügte er langsam hinzu.
Weil sie etwas erwidern wollte, öffnete sie den Mund. Doch sie konnte ihn nur anstarren. Der Saal verschwand; die Gäste verschwanden; alles verschwand. Dafür breitete sich eine sengendeHitze in ihrem Körper aus.
Auch er bemerkte die Veränderung. Das bewies
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