Julia Extra Band 0258
würde sie sich darum kümmern, dass Jenny genug Geld für ihre Flucht bekam – auch wenn das bedeutete, eine Hypothek auf ihr Apartment aufzunehmen.
Jetzt, während sie in der Badewanne lag und das heiße Wasser die Müdigkeit aus ihrem Körper schwemmte, musste sie wieder an Jennys schreckliche Geschichte denken. Schwanger von einem Mann, der nur ihren Körper begehrte, und der sie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, von ihrem Baby trennen würde. Keine seiner großzügigen Möglichkeiten war akzeptabel. Nein, Jenny musste fliehen. Sobald der Auftrag im Schloss vorbei war.
Aber noch war es nicht so weit. Die ersten Gäste für den Empfang waren bereits angekommen. Die Reichen, die Berühmten, die Mächtigen – sie alle hatte Leo Makarios eingeladen.
Leo Makarios.
Auch über ihn würde sie nachdenken müssen.
Bis jetzt hatte sie jeden Gedanken an ihn verdrängt. Nun erlaubte sie sich vorsichtig, ihre Begegnung Revue passieren zu lassen.
Zum ersten Mal seit vier sicheren Jahren war sie heute einem Mann über den Weg gelaufen, der ihr gefährlich werden konnte.
Und das machte ihr Angst.
Weil Männer ihr nie gefährlich wurden. Nicht mehr. Nicht seit Rupert Vane ihr mitgeteilt hatte, er würde eine andere Frau heiraten – eine Frau, die aus seiner Schicht stammte.
Die Erinnerung an diese Demütigung tat immer noch weh.
Zumal Rupert der erste – und einzige – Mann gewesen war, den sie nahe an sich herangelassen hatte.
„Das mit uns war doch nur Spaß, Anna“, hatte er milde erklärt,nachdem er ihr seine Hochzeitspläne verkündet hatte.
Seit damals hielt sie eine gesunde Distanz zu Männern, und zwar zu allen. Glücklicherweise interessierten die meisten Männer sie sowieso nicht.
Ich muss wissen, warum Leo Makarios mir gefährlich werden kann, dachte sie. Um mich vor ihm zu schützen.
Ein Mann hatte sie angesehen, und in ihr hatte sich etwas geregt.
Das hatte nichts damit zu tun, dass er gut aussah – ihre Welt war bevölkert von fantastisch aussehenden Männern, und nicht alle waren homosexuell. Auch mit seinem Reichtum hing es nicht zusammen – denn Geld war für sie immer das größte Abschreckungsmittel gewesen. Fast alle reichen Männer nahmen an, dass Models ihnen uneingeschränkt zur Verfügung standen.
Also, was zur Hölle ging hier vor?
Sie wusste nur zwei Dinge.
Wenn es um Leo Makarios ging, musste sie sehr, sehr vorsichtig sein.
Und sie wollte ihn wiedersehen.
2. KAPITEL
Problemlos wechselte Leo vom Italienischen ins Französische, dann zu Deutsch und Englisch, während er seine Gäste begrüßte. Längst waren alle Arbeitsmittel des Fotoshootings aus der Eingangshalle verschwunden, in der jetzt Frauen in Abendkleidern und Männer in exklusiven Anzügen von Kellnern mit Champagner bewirtet wurden.
„Markos!“ Als er seinen Cousin erblickte, wechselte Leo ins Griechische. Während die beiden sich unterhielten, bedachte Leo das rothaarige Model an Markos Seite mit einem höflichen Lächeln.
Aber sie reagierte nicht. Sie sah ihn noch nicht einmal. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Markos, in ihren Augen lag ein ergebenes Funkeln, als glaubte sie fest daran, dass Markos der einzige Mensch im Universum wäre.
Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr Leo.
Noch nie hatte eine Frau ihn so angesehen …
Möchtest du das denn?
Die Antwort kam sofort: Nein, definitiv nicht. Eine Frau, die ihn so ansähe, wäre ihm lästig.
Oder sie würde diesen Blick nur vortäuschen.
In der Vergangenheit hatten ihm Frauen oft ihre unsterbliche Liebe gestanden, doch er hatte ihnen nie geglaubt. Immer hatten sie nicht ihn, sondern seinen Reichtum geliebt.
Nach links und rechts grüßend, bahnte Leo sich seinen Weg durch die Gäste. Insgeheim hielt er nach den Models Ausschau, die die Levantsky-Juwelen präsentierten.
Wo war die Schwarzhaarige?
Endlich entdeckte er sie. Sie sah absolut und unglaublich atemberaubend aus.
Eng umschloss das schwarze Kleid ihre Brüste, um dann in einer geraden Linie bis zu ihren Knöcheln zu fallen. Dazu trug sie schwarze Handschuhe, die bis zu den Ellenbogen reichten. Anders als während des Shootings, trug sie die Haare nun hochgesteckt, lediglich einige einzelne Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Bis auf etwas Lipgloss und Mascara hatte sie kein Make-up benutzt. Ihre Haut schimmerte wie Elfenbein.
Die mit Diamanten besetzte Halskette funkelte im Licht und betonte ihre Schönheit noch zusätzlich.
Einen langen Augenblick sah Leo sie nur an.
Plötzlich runzelte
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