Julia Extra Band 0258
Identifikationsmerkmale brauchen.“
„Sie sollten sich wirkliche eine andere Haltung zulegen“, murmelte er.
„Sie auch“, konterte sie. „Models haben Namen, nicht nur Körper.“ Unnötig heftig spießte sie ein großes Salatblatt auf ihre Gabel.
„Sie sehen Beleidigungen, wo gar keine sind … Bisher bin ich einfach noch nicht dazu gekommen, die vier Namen zu lernen“, sagte er kühl.
Sie war erleichtert, dass er doch aus einem anderen Grund, als sie unterstellt hatte, hier war und gleichzeitig neugierig, warum er sich nach der Freundin seines Cousins erkundigte. Vielleicht wollte er Vanessa für sich, dachte sie. Nicht, dass Vanessa für irgendjemanden außer Markos Augen hatte. Sie war wirklich sehr verliebt.
Leo trank einen Schluck Wein. „Wenn Sie sie nicht gut kennen, werden Sie meine Frage kaum beantworten können.“
„Sie ist ein nettes Mädchen“, erwiderte Anna trotzdem. „Nett,aber dumm“, fügte sie hinzu.
„Dumm?“
„Dumm genug, um sich in Ihren Cousin zu verlieben, meine ich“, erklärte sie. „Ihr Cousin sieht nicht gerade wie der ritterliche Typ aus! Vanessa wird sich die Finger verbrennen. Das ist doch offensichtlich.“
„Mein Cousin ist sehr großzügig zu seinen Geliebten.“
Bei diesem Satz stöhnte Anna frustriert.
„Sie glauben, Frauen legen sich keine reichen Liebhaber mehr zu, um den Lebensstil zu genießen, den sie sich aus eigener Kraft nicht leisten können?“, fragte er zynisch. Und leider hatte er Recht. Diese Lektion hatte sie sehr schnell im Modelgeschäft gelernt.
„Ich halte Vanessa nicht für eine solche Frau.“
„Sind Sie sich da sicher?“
„Ja. Das bin ich. Ich hoffe nur, sie hat eine gute Freundin, die sie tröstet, wenn es Ihren Cousin langweilt, bewundert zu werden, und er sich der nächsten Gespielin zuwendet.“
„Ich habe doch schon gesagt, dass Markos keinen Grund hat, ihr gegenüber nach dem Ende der Affäre nicht großzügig zu sein.“
Anna gab auf. Zweifellos verstand Leo Makarios ihren Standpunkt nicht. Wenn Markos seinem liebenswürdigen Cousin auch nur ein wenig ähnelte, würde das für Vanessa sehr viel Kummer bedeuten – und unzählige Tränen auf ihrem Kopfkissen.
„Man kann seine Augen nicht mit Diamanten trocknen“, versuchte sie es trotzdem ein letztes Mal.
„Sie ist eine hübsche Frau – sie wird schnell einen anderen Liebhaber finden.“
Die Gleichgültigkeit in seiner Stimme entfachte ihren Zorn erneut. „Ach so, na dann ist ja alles in Ordnung“, säuselte sie mit einem honigsüßen Lächeln.
Leo hingegen runzelte die Stirn.
„Was Sie da sagen ist beunruhigend“, entgegnete er. „Meinen Sie, sie verfolgt Heiratsabsichten?“
„Heiratsabsichten?“ Entmutigt sank Anna in den Sessel zurück. Sie hatte ihren Teller leer gegessen. Mehr würde sie nicht zu sich nehmen. Ihr Magen gab keine Geräusche mehr von sich, und es war an der Zeit, Mr. Makarios die Tür zu weisen – mitsamt seinen reizenden Ansichten über die Käuflichkeit von Frauen.
„Vermutlich träumt sie davon, zu himmlischen Chorgesängen vor den Altar zu treten, vor dem sich Ihr Cousin plötzlich in einen Märchenprinzen mit einem Heiligenschein verwandelt. Aber sie kann unmöglich so dumm sein zu glauben, dass ein Mann wie Ihr Cousin sie heiraten wird.“
„Vielleicht könnten Sie dafür sorgen, dass genau das der Fall ist. Denn sie braucht sich gar keine Illusionen zu machen.“
„Ich werde sicherstellen, dass sie die Nachricht erhält“, entgegnete sie trocken.
„Eine naive Frau kann gefährlicher sein als eine clevere“, fügte er düster hinzu.
Gefährlich. Plötzlich wünschte sich Anna, er hätte nicht dieses spezielle Wort verwendet. Seit sie ihn gesehen hatte, war es das Wort, das sie mit ihm in Verbindung brachte.
Plötzlich schien er ganz in Gedanken versunken zu sein, die Augen halb geschlossen, lag ein nachdenklicher Zug um seinen Mund. Da er offensichtlich gerade mit sich beschäftigt war, konnte sie nicht widerstehen, ihn noch einen Moment länger zu betrachten.
Er sah wirklich ausnehmend gut aus! Energisch zwang sie sich, endlich den Blick abzuwenden, und trank den letzten Schluck Wasser.
Ihre erste Annahme, was Leo Makarios’ Besuchsabsichten anging, hatte sich als komplett falsch erwiesen. Er war einzig und allein hier, um seinen kostbaren Cousin vor einer Frau zu beschützen, die sich in ihn verliebt hatte.
Wahrscheinlich nutzte er nur seine knapp bemessene Freizeit, während in seiner Suite seine
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