JULIA EXTRA BAND 0261
Harding.
Jetzt reichte es ihr! Gary Holmes’ Ton war schon Zumutung genug. Da musste sie sich so was nicht auch noch von ihm anhören! Und was hatte sie schon zu verlieren. Er wollte ja sowieso nicht in ihrer Show auftreten!
„Wie kam ich nur auf die Idee, die Zuschauer könnten an Ihnen interessiert sein? Sie sind grob und unhöflich. Und arrogant!“ Mit vor Zorn geröteten Wangen stand sie vor ihm.
„Wie schön. Sie sind ja richtig ehrlich!“ Max Harding sah sie etwas länger als nötig an und ging dann in Richtung Küche. „Okay, ich werde mal einen Kaffee kochen und mich dann umziehen.“
Abby schüttelte überrascht den Kopf. Jetzt war sie mal genauso direkt gewesen wie er. Und das Ergebnis war, dass sie zum Kaffee eingeladen wurde!
Das hätte sie mal früher wissen sollen!
Langsam folgte sie ihm. Um in den Küchenbereich zu gelangen, musste sie erst das großzügige Wohnzimmer durchqueren. Es gab eine bequeme Couch, Sessel aus Leder, dazu gold- und cremefarbene Vorhänge und Kissen. Durch das bodentiefe Fenster hatte man einen beeindruckenden Blick über ganz London.
Alles war schön, wirkte aber irgendwie wie ein Hotelzimmer – steril und unbenutzt.
Die Küche wirkte fast genauso unbewohnt. Hier gab es Schränke aus edlem Walnussholz. Nichts stand herum, abgesehen von der Kaffeemaschine.
„Setzen Sie sich doch!“, schlug Max Harding betont lässig vor.
Mit einem kleinen Seufzer ließ Abby sich auf einem der hochbeinigen Stühle an der Frühstücksbar nieder. Besonders bequem war das nicht für sie – weil sie so klein war. Aber sie wollte sich nicht beschweren. Immerhin hatte sie jetzt die Chance, Max Harding vielleicht doch noch umzustimmen.
„Bitte warten Sie hier, und bewegen Sie sich nicht von der Stelle“, sagte er im Hinausgehen. „Ich ziehe mich schnell um.“
Es dauerte, bis der Groschen bei Abby fiel. „Ich bin kein Schnüffler“, protestierte sie.
„Dann wird aus Ihnen nie eine gute Reporterin!“, gab er zurück und ging.
Abby stützte die Ellbogen auf die Bar und rieb sich die Schläfen mit den Daumen. So viel Stress – war die ganze Sache das überhaupt wert?
Selbst wenn er doch noch zusagte für die Show – sie wäre doch gar nicht in der Lage, ihm ihre Fragen zu stellen. Er würde nur das sagen, was ihm gefiel, und das würde bei Gary Holmes bestimmt keinen guten Eindruck hinterlassen. Da konnte sie den nächsten Vertrag gleich vergessen …
„So war das vorhin aber nicht gemeint“, sagte Max lächelnd, als er zurückkam. „Sie hätten ruhig aufstehen und sich einen Kaffee holen können!“
Tatsächlich, der Kaffee war fertig. Weil sie so in Gedanken versunken gewesen war, hatte sie das gar nicht bemerkt.
Sie sah ihn an, und wieder mal konnte sie sich kaum als auf sein attraktives Äußeres konzentrieren.
Er trug jetzt ein frisch gewaschenes, aber verknittertes weißes Polohemd. Dazu eine verblichene, abgetragene Jeans, und er lief barfuß.
Abby fand ihn umwerfend sexy!
Diese Seite kannte sie an Max Harding gar nicht. Die kam nicht vor im Fernsehen.
„Entschuldigung. Ich war so in Gedanken versunken“, erklärte sie zögernd.
Er stellte einen Becher mit heißem Kaffee vor sie. „Milch habe ich leider nicht“, erklärte er und reichte ihr die Zuckerdose. „Ich bin letzte Nacht erst zurückgekommen und hatte noch keine Zeit, etwas einzukaufen.“
„Das ist schon okay“, behauptete sie. Dabei trank sie ihren Kaffee sonst mit Milch und Zucker.
So wie seine Küche aussah, kam er wohl tatsächlich selten zum Einkaufen.
„So.“ Er setzte sich mit seinem Becher Kaffee ihr gegenüber an die Frühstücksbar. „Und jetzt raus mit der Sprache.“
Sie wusste gleich, was er meinte, und sagte ausweichend: „Ich habe Ihre Adresse von dem Freund eines Freundes bekommen.“
„Können Sie da etwas deutlicher werden?“
„Erwarten Sie tatsächlich, dass ich den Namen nenne?“
„Meine Privatsphäre ist mir heilig! Keiner darf mich stören!“
„Übertreiben Sie jetzt nicht? Ich sitze hier in Ihrem Apartment, weil Sie mich hereingeholt haben.“
„Ich kann Sie auch wieder hinauswerfen!“, sagte er unfreundlich. „Ich will nur herausbekommen, woher Sie meine Adresse haben!“
„Sie wissen doch ganz genau, dass ich meinen Informanten natürlich nicht preisgeben werde!“ So etwas machte man nicht als Journalistin.
Er lehnte sich etwas zurück. Seine Miene verriet nicht, was er dachte. „Wieso glauben Sie eigentlich, dass Ihnen gelingt, was
Weitere Kostenlose Bücher