JULIA EXTRA BAND 0261
eine ganze Sendung gewidmet ist.“
„Nein, das wusste ich nicht.“
„Das ist ja wohl das Mindeste, was man einem Mann in Ihrer Position bieten muss! Es stand auch in den Briefen.“
„Sparen Sie sich das, Mrs. Freeman! Mit Schmeicheleien kommen Sie nicht weiter. Ich habe nicht die Absicht, in der ‚Abby Freeman Show‘ aufzutreten.“ Er sprach den Titel der Sendung so aus, als sei sie etwas höchst Fragwürdiges.
Abby ließ sich nicht provozieren. Ihn als Gast in der Sendung zu haben, war für sie einfach zu wichtig. „Sie sind aber ein interessanter Mann“, beharrte sie. „Sie haben schon so viel gesehen und so viel spannende Dinge gemacht. Da nimmt die Öffentlichkeit doch Anteil.“
„Tun Sie doch nicht so. Weder Sie noch sonst jemand interessiert sich für mich. Jeder will nur hören, wie das damals war, als Rory Mayhew in meiner TV-Sendung einen Selbstmordversuch unternahm. Zufällig ist das aber genau das Thema, über das ich nicht im Fernsehen rede.“
Tatsächlich wäre sie nicht darum herumgekommen, ihn danach zu fragen. Aber in der Show würde es natürlich auch um viele andere Dinge gehen. Dreißig Minuten waren schließlich lang.
„Sicher müsste ich Sie kurz darauf ansprechen“, gab sie zu. „Aber dann würden wir zu anderen Dingen übergehen. Sie haben doch einen interessanten Job als Auslandskorrespondent.“
„Ich sagte Nein, Mrs. Freeman!“
„Sagen Sie doch bitte Abby!“, erklärte sie freundlich, obwohl er so distanziert blieb.
„Sie dürfen mich Mr. Harding nennen“, ließ er sie wissen. Jetzt schloss er die Tür und meinte dann: „Ach, da habe ich übrigens noch einige Fragen an Sie.“
Abby horchte auf. Was war los? Er klang plötzlich so verbindlich. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie mit ihm in diesem Apartment allein war, halb nackt wie er war …
Sie lächelte ihn wieder aufmunternd an, obwohl ihr das nicht leichtfiel.
„Was möchten Sie wissen?“
„Wie haben Sie meine Adresse herausbekommen?“
Er bot ihr keinen Kaffee an, lud sie nicht in das gemütliche Wohnzimmer ein, in das sie hineinsehen konnte. Sie sah ihre Felle davonschwimmen.
Ihre Hände wurden feucht. Bestimmt stand ihr schon leichter Schweiß auf der Stirn.
„Das ist doch egal“, meinte sie.
„Finde ich nicht.“
Mit vor der Brust verkreuzten Armen und nur mit seinem Handtuch bekleidet, stand er da – und versperrte ihr damit den Ausgang. Es war eindeutig, dass es ihm einen höllischen Spaß bereitete, sie derart zu verunsichern.
Dieser Max Harding hatte eine umwerfende erotische Ausstrahlung. Und er ruhte völlig in sich! Das war schon ungewöhnlich für einen Mann von neununddreißig Jahren. So alt war er. Das hatte Abby herausgefunden.
Jetzt lächelte er und machte einen kleinen Schritt auf sie zu. Spontan wich Abby zurück. „Keine Sorge, vor dem Frühstück vergreife ich mich nicht an kleinen Mädchen“, ließ er sie wissen und fuhr dann fort: „Sie sind ja offensichtlich eins von diesen vielen jungen Dingern, die man rund um die Uhr im Fernsehen serviert bekommt.“
Was sollte sie dazu sagen?
„Was haben Sie gemacht, bevor man Ihnen die Show gab? Irgend so eine Teenie-Sendung, in der Sie auf Bergen herumklettern oder aus Flugzeugen springen mussten?“
Sie errötete. „Ich habe das Wetter angesagt im Frühstücksfernsehen.“
Er schmunzelte und musste dann lachen. „Sie waren eine Wetterfee?“, fragte er ungläubig.
Ihre Wangen brannten. „Sie gehen offenbar mit Ihren Kollegen nicht sehr respektvoll um.“
„Im Gegenteil, Abby. Aber seien wir ehrlich, Sie gehören doch gar nicht dazu.“
Arroganter Kerl. Aber genau das kannte sie ja schon. Gary Holmes, ihr Produzent, nahm sie auch nicht für voll.
Angriff ist die beste Verteidigung!, sagte sie sich. „Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Frauenfeind sind.“
„Das bin ich auch gar nicht, Abby.“ Ungeniert musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Sie sind nur einfach nicht mein Typ.“
Es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Das begriff Abby jetzt. Dabei war sie so siegesgewiss gewesen und hatte sich bereits im Fahrstuhl ausgemalt, wie sie Max rumkriegen würde.
Stattdessen hatte sie ihn sich zum Feind gemacht.
Aber was macht das schon!, sagte sie sich. Der ist doch viel gefährlicher, wenn er nicht dein Feind ist!
„Sie und mein Produzent sollten sich mal treffen“, seufzte sie. „Sie beide haben viel gemeinsam.“
„Ach ja? Arbeitet er auch nicht gern mit Amateuren?“, stichelte Max
Weitere Kostenlose Bücher