JULIA EXTRA BAND 0261
Freund sein!“
Abby lachte ironisch. Sollte das ein Witz sein – nach allem, was er sich an unglaublichen Frechheiten geleistet hatte?
„Davon habe ich noch nicht viel gemerkt!“, ließ sie ihn wissen.
„Nein?“ Er tat erstaunt. „Aber es ist ja noch nicht zu spät für uns. Wir können doch einfach noch mal von vorn anfangen.“
„Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte sie bissig.
Er grinste sie jetzt an. „Zugegeben, ich konnte dich anfangs nicht ausstehen, Abby.“
„Mach dir nichts draus, Gary. Das beruht auf Gegenseitigkeit!“ Warum sollte sie höflich sein? Das hatte dieser üble Kerl nicht verdient. Sie hatte seine Aktion am Samstag nicht vergessen.
In den letzten Wochen hatte sie sich sehr bemüht, ihn trotz aller Widrigkeiten im Job zu respektieren. Aber das hatte er sich nun verscherzt.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Samstag als Überraschungsgast vor meiner Tür zu stehen?“
„Auch wenn du es mir nicht glaubst: Ich wollte verhindern,dass du eine Dummheit begehst.“ Er sah sie interessiert an. „Aber da komme ich offenbar zu spät.“
Abby schoss das Blut in die Wangen. Konnte man ihr etwa an der Nasenspitze ansehen, dass sie und Max miteinander geschlafen hatten? Woran lag das nur?
Stolz versuchte sie, Garys Blick standzuhalten. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest.“
„Tu nicht so!“, meinte er. „Du weißt das ganz genau.“ Und dann fügte er noch hinzu: „Spielst du jetzt mit der S-Klasse unter den Männern?“
Vor Schreck wurde sie bleich. „Ich spiele mit niemandem“, sagte sie verärgert. Wie viele Beleidigungen musste sie eigentlich noch von ihm einstecken?
„Genau das ist dein Problem“, meinte er und machte es sich auf ihrem Schreibtisch noch ein bisschen bequemer. „Max spielt in der Oberliga. Und du bist ein Fliegengewicht. Glaub mir, Abby, der macht mit dir, was er will.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ist das nicht meine persönliche Angelegenheit?“
Leider war sie selbst ja auch schon zu dem Schluss gekommen. Vor Aufregung begann sie zu zittern. Lange würde sie hier nicht mehr Haltung bewahren.
„Nicht, wenn die Sendung darunter leidet! Mir ist ja sowieso schleierhaft, wieso man einer Anfängerin wie dir diesen Job gegeben hat.“
„Das ist deine Meinung“, erwiderte sie energisch. Es verletzte sie über alle Maßen, dass er genau das wiederholte, was auch Max bei ihrem ersten Treffen geäußert hatte.
Es schien so lange her zu sein. Dabei waren seither doch erst wenige Tage vergangen …
„Das sehe ich so als Produzent“, sagte er selbstbewusst. Offenbar kannte er keinerlei Zweifel an seinen eigenen beruflichen Fähigkeiten. „Also, noch mal: Du bist ein Leichtgewicht – aber die Moderatorin dieser neuen Sendung. Also geht es mich schon etwas an, ob du dich auf Dinge einlässt, die dir schaden –und damit der Sendung.“
„Du meinst, dass ich mich mit Max Harding treffe? Ich versuche immer noch, ihn für die Show zu gewinnen. Hast du das vergessen?“ Sie schob sich ein paar Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, aus dem Gesicht.
Er sah sie wieder mitleidig an. „Und, wie kommst du dennda voran?“
Nicht besonders gut, musste sie sich eingestehen. Daran hatte sie in den letzten Tagen sowieso überhaupt nicht gedacht. Zu Gary sagte sie jedoch: „Immerhin redet er inzwischen mit mir. Anfangs war er nicht mal dazu bereit.“
„Also, macht er mit?“
„Ich sagte dir doch gerade, dass ich dran arbeite.“
„Ja oder nein?“, beharrte Gary auf einer Antwort und sah sie kühl an.
Sie schluckte. „Bisher lehnt er ab. Aber das hat nichts zu sagen …“
„Er wird nicht mitmachen!“, fiel Gary ihr ins Wort. „Heute nicht, morgen nicht. Das musst du nicht persönlich nehmen. Er geht nicht mehr in Livesendungen. Er will sich da keine Fragen über sein Privatleben anhören.“
Abby wurde hellhörig. „Wieso, was ist damit?“
Die Redaktion hatte zu dem Thema nichts Ungewöhnliches herausgefunden. Er hatte doch einen ganz bürgerlichen Lebensweg gehabt. In seinem Privatleben gab es nichts Auffälliges. Wenn man davon absah, dass sie nun ein Teil davon war …
Gary sah sie ärgerlich an. „Wunderst du dich nicht darüber, dass Rory Mayhew ausgerechnet in Max’ Show einen Selbstmordversuch unternommen hat?“
„Dessen ganze Existenz war ruiniert“, erwiderte sie ungeduldig. „Er musste von seinen Ämtern zurücktreten, weil er sich bestechen lassen hatte. Und dazu wollte seine Frau ihn offenbar
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