JULIA EXTRA BAND 0261
Natürlich war ihr klar, was gleich passieren sollte, wenn sie Max’ Wohnung betreten hatte …
Aber so ging das nicht. Sie wusste im Moment noch nicht mal, wie sie ihn und seine Gefühle überhaupt einschätzen sollte. Das musste sie erst klären.
„Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen, Max! Das ist erst mal wichtiger als alles andere.“ An das Essen hatte sie an diesem Tag tatsächlich keine Sekunde gedacht. Nach Garys Auftritt in ihrem Büro war ihr der Appetit sowieso vergangen.
Er zögerte nur kurz und meinte dann: „Okay, ich mache schon mal eine Flasche Wein auf. Die wartet dann hier auf dich. Bis dann.“
Langsam ging Abby in ihr Badezimmer. War sie gerade dabei, einen riesigen Fehler zu begehen? Schließlich war sie sich gar nicht sicher, ob sie überhaupt unter den gegebenen Umständen eine Beziehung mit Max wollte.
Ach, mach dir doch nichts vor!, schalt sie sich gleich darauf. Du kannst es doch gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen. Du bist doch viel zu verliebt in ihn! Wahrscheinlich reicht sein Anblick, und du vergisst alles, was Gary da an Lügen und Anschuldigungen aufgetischt hat.
8. KAPITEL
„Ich dachte schon, dass du es dir anders überlegt hast“, begrüßte Max Abby trocken, als er ihr die Wohnungstür öffnete und sie sein Apartment betrat.
Eineinhalb Stunden waren seit ihrem Telefongespräch vergangen.
Er hatte nicht ganz unrecht. Sie hatte es sich mehrmals überlegt, ob sie tatsächlich zu ihm fahren sollte. Sie war hin und her gerissen zwischen ihrer Sehnsucht, ihn wiederzusehen, und ihrem Verdacht, dass er vielleicht gar nicht in sie verliebt war und irgendwelche anderen Gründe hatte, ihre Nähe zu suchen.
Und genau deshalb war sie nun hier. Irgendwie musste sie herausfinden, was in ihm vorging.
„So, das hast du also gedacht?“, sagte sie und reckte sich, um ihm einen Kuss zu geben. „Hier kommt das Abendessen!“ Sie hielt ihm die Einkaufstüte hin.
Er sah wieder unglaublich gut aus. Er trug ein schwarzes Seidenhemd und dazu eine verwaschene schwarze Jeans. Und er war barfuß. Wie damals bei ihrem Überraschungsbesuch. Das schien bei ihm eine Gewohnheit zu sein, wenn er zu Hause war. Oder er hatte dann nicht so viel aus- und später wieder anzuziehen …
Meine Güte!, dachte Abby. Sie musste ihn nur ansehen, dann bekam sie schon weiche Knie!
Sie hatte eine Menge Selbstvertrauen aufbringen müssen, um zu Max zu fahren. Zwar hatte sie nun ihren ganzen Mut zusammengenommen, fühlte sich aber jetzt, als sie vor ihm stand, ziemlich hilflos und wusste nicht so recht, wie sie sich jetzt benehmensollte.
Um sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, schob sie sich lächelnd an ihm vorbei. „Wollen wir das in die Küche bringen? Ich habe Steaks gekauft, Kartoffeln und alles, was man für einen Salat braucht.“ Sie wurde immer unsicherer.
Max sah sie irritiert an. „Was ist los, was ist passiert?“, fragte er ruhig.
„Wieso, was soll passiert sein?“
Max stand ganz nah bei ihr. „Du wirkst auf mich irgendwie verändert.“
Das war ja wohl kein Wunder. Sie war jetzt eine Geliebte. Woher sollte sie wissen, wie man sich in einer solchen Situation benahm?
„Wie meinst du das? Was ist anders?“, wollte sie wissen. „Wenn du meine Anspannung meinst – sie kommt daher, dass ich in einer für mich ungewöhnlichen Situation bin. Bei dir ist das ja wohl anders.“
„Denkst du, ich weiß das nicht?“, fragte er und zog sie in seine Arme. „Warum ich?“
Er wusste also, dass er ihr erster Liebhaber war. Das machte alles noch peinlicher für sie. Max war neununddreißig Jahre alt und hatte schon zahlreiche Erfahrungen mit Frauen gesammelt. Da musste es ihm merkwürdig vorkommen, dass sie mit ihren siebenundzwanzig Jahren tatsächlich noch nie mit einem Mann geschlafen hatte. Wie sollte sie ihm das nur erklären?
Sie lächelte und versuchte, Haltung zu bewahren. Immerhin war sie eine erwachsene Frau und kein Schulmädchen. „Wieso nicht du? Ich bin ein Spätentwickler. Irgendwann musste ich doch mal loslegen.“
Er sah sie wieder forschend an, aber Abby ließ sich nichts anmerken.
Max schüttelte den Kopf. „Du hättest es mir sagen müssen. Dann wäre ich liebevoller gewesen.“
Noch liebevoller? Seine Zärtlichkeiten in der letzten Nacht hatten doch schon ausgereicht. Sie war seither noch unsterblicher in ihn verliebt als vorher.
„Und warum hast du mir nicht erzählt, dass Gary damals deine Sendung mit Rory Mayhew produziert hat?“ Abby fand,
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