JULIA EXTRA BAND 0261
sich fühlte? Weil er nicht wusste, was er sagen sollte … Jedes Wort, das ihm in den Sinn kam, erschien ihm unangemessen …
Der Arzt kam und ging wieder, jedoch nicht ohne ihr einen Nachsorgetermin zu geben und in Aussicht zu stellen, dass sie am Nachmittag nach Hause gehen könne.
Nach Hause, wiederholte sie stumm.
Wo war das?
Ohne Schwangerschaft bestand keine Notwendigkeit, die Ehe aufrechtzuerhalten. Wann würde Nic die Scheidung einreichen? Die Trennung war doch unausweichlich … oder?
„Ich habe ein paar wichtige Anrufe erledigt“, begann Nic. „Lily wird sich um die Boutique kümmern, und Claire erwarte ich gegen Mittag. Ich habe sie eingeladen, ein paar Tage zu uns zu kommen. Stacey will dich heute Abend anrufen.“
Claire? Nie hatte sie ihre Mutter so sehr gebraucht wie jetzt.
Nic blieb, bis es Zeit wurde, Claire vom Flughafen abzuholen. Er brachte sie direkt ins Krankenhaus.
Tina streckte die Arme aus und drückte ihre Mutter an sich. „Es tut so gut, dich zu sehen!“ Sie klopfte auf das Bett. „Komm, setz dich.“
Lächelnd beobachtete Nic das Wiedersehen der beiden, die eher wie Schwestern wirkten als wie Mutter und Tochter. „Ich lasse euch allein.“ Er beugte sich vor und küsste Tina auf die Wange. „Um vier bin ich wieder hier.“
„Danke“, sagte sie nur.
Die sonntäglichen Telefongespräche waren ein magerer Ersatz für den persönlichen Plausch mit ihrer Mutter, und Tina genoss jede Sekunde der lebhaften Unterhaltung über alles und jedes. Was sie am stärksten beschäftigte, verbarg sie allerdings.
Wie würde sich die Fehlgeburt auf ihre Beziehung zu Nic auswirken?
10. KAPITEL
„Was möchtest du heute machen?“
Es war nach neun, laue Frühlingsluft belebte den klaren Morgen. Entspannt saß Tina mit ihrer Mutter am Frühstückstisch und genoss den Luxus, ohne Zeitdruck eine zweite Tasse Kaffee trinken zu können.
„Zeit mit dir verbringen, Darling.“
„Was hältst du davon, wenn wir der Boutique einen Besuch abstatten?“, schlug Tina vor. „Danach Lunch und ein Einkaufsbummel als Therapiemaßnahme?“
„Fällt dir bereits die Decke auf den Kopf?“, neckte Claire.
„Du hast es erfasst.“ Wie sollte sie ihr erklären, dass sie dasHaus wahrscheinlich bald für immer würde verlassen müssen?
„Meinst du nicht, du solltest dich lieber schonen?“
Tina schüttelte den Kopf. „Ausgeruht habe ich mich gestern. Du und Nic, ihr habt darauf bestanden, weißt du noch?“ Steve hatte noch Schützenhilfe geleistet, und so war sie nach dem Abendessen ins Bett gegangen.
„Der Gynäkologe …“
„… hat mir versichert, dass der Alltag für mich ganz normal weitergehen kann.“
Claire zwinkerte ihr zu. „Ich weiß, wie eigensinnig du sein kannst. Vier Stunden, okay?“, setzte sie fest. „Weniger, wenn ich das geringste Anzeichen von Erschöpfung bemerke.“
Gegen elf Uhr verließen sie das Haus in Richtung Double Bay.
Lily begrüßte sie freudig und umarmte sie herzlich. „Es ist schön, dich zu sehen“, meinte sie, „aber ist das für dich nicht zu anstrengend?“
„Genau das habe ich ihr auch gesagt.“
Dafür erntete Claire ein verschmitztes Lächeln. „Und sie hat nicht darauf gehört, stimmt’s?“
„Ich habe sie an der Leine.“
„Und Sie ziehen die Zügel an?“
„Hört ihr endlich auf, über mich zu reden, als wäre ich nicht anwesend?“, beschwerte Tina sich. „Gibt es irgendwelche Probleme?“
„Nichts, womit ich nicht fertig würde.“ Lily lieferte einen kurzen Bericht.
„Sollen Claire und ich übernehmen, damit du eine Pause machen kannst?“
Ihre Mutter trat einen Schritt vor. „Ich übernehme, du setzt dich hin“, wies sie an. „Lily, gönnen Sie sich eine freie halbe Stunde.“
Es tut gut, hier zu sein, dachte Tina. Morgen wollte sie für ein paar Stunden arbeiten, vielleicht von halb elf bis halb drei oder drei am Nachmittag. Wenn es ihr zu viel wurde, konnte sie immer noch gehen.
„Deine Auswahl gefällt mir sehr gut.“ Claire inspizierte mit Kennermiene die Regale und Kleiderständer. „Du präsentierst die Ware optimal.“
„Danke.“
Tina machte es Spaß, ihre Mutter im Umgang mit den Kundinnen zu beobachten. Freundlich und zuvorkommend, bewies Claire ein Verkaufsgeschick, das seinesgleichen suchte.
„Ich habe bei einer wahren Meisterin gelernt!“ Sie applaudierte, als die Kundin gegangen war.
Claire lächelte. „Das Kleid stand ihr ausgezeichnet, Farben und Schnitt waren sehr schmeichelhaft … Es
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