JULIA EXTRA BAND 0261
Griff zu bekommen, die durch die Zeitverschiebungen rund um die Welt auftreten.“
Geschäftspartner, Assistenten, Sekretäre … Viele von ihnen sicher Frauen. Attraktive Wesen? Allzeit bereit, mit dem Boss zu flirten? Sich mehr zu versprechen?
Tina war froh, dass die Vorspeisen gebracht wurden. Sie konzentrierte sich auf das Essen.
„Du bist dran.“
„Ein Tag im Leben von Tina …“ Fast hätte sie Matheson gesagt. „… Leandros?“ Sie spülte den letzten Bissen mit Wasser herunter. „Nette Kunden“, zählte sie auf. „Einige sehr wählerisch. Lieferschwierigkeiten. Gelegentlich Versuche von Ladendiebstahl. Und Diskussionen mit Kundinnen, die ein Ensemble kaufen, es am Abend tragen und am nächsten Tag wiederbringen mit der Begründung, es passe nicht. Natürlich bekommen sie ihr Geld nicht zurück.“
„Heißt es nicht: Der Kunde hat immer recht ?“
„Nicht, wenn der Kunde in diesem Outfit fotografiert wurde und in der Zeitung abgebildet ist.“
Das Essen war vorzüglich. Sie ließen sich Zeit, und Tina genoss die gepflegte Atmosphäre, die dezente Dinnermusik. Während des Hauptgangs brachte sie das Gespräch auf Reisen. Schwärmte von den Orten, die sie gesehen hatte, und nannte die Länder, die sie noch besuchen wollte.
„Paris ist traumhaft“, sinnierte sie. „Österreich herrlich zum Skilaufen. London immer eine Reise wert. Oder Mailand, wegen der Modeschauen. Venedig, Rom, New York.“ Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. „Vermutlich bist du so oft auf Reisen, dass es für dich nicht länger ein Abenteuer darstellt. Du sitzt ewig im Flugzeug, wechselst die Konferenzsäle und hast gar keine oder kaum Zeit für Abwechslung.“
Nic hob sein Glas und nahm einen Schluck Wein. „So ungefähr.“
„Verhandeln auf Teufel komm raus, immer in Bewegung, keineAngriffsfläche bieten?“
„Ja.“
„Nimmst du nie eine Auszeit?“, hakte sie nach. „Eine Pause, die dir Abstand verschafft?“
„Selten.“
„Nur Arbeit und kein Vergnügen?“
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Möchtest du das mit dem Vergnügen genauer wissen?“
Affären? Sicher hatte er einige gehabt. Er strahlte das Selbstbewusstsein eines Mannes aus, der sich mit Frauen auskannte und viele in seinen Armen gehalten hatte. Der Gedanke störte sie.
„Ich bezweifle, dass du dich an alle erinnern kannst.“ Sie lächelte zuckersüß.
„Und du glaubst, es hat so viele gegeben?“
„Hier schweigt des Sängers Höflichkeit …“ Tina dankte dem Kellner, der ihre Teller abräumte, und bat um die Dessertkarte.
„Falls du Hunger auf etwas Süßes hast“, ging sie zur Tagesordnung über, „der Dattelpudding ist …“
„Ein Erlebnis?“
„Genau.“ Sie strahlte ihn an. „Ich für meinen Teil werde mich mit einem Obstsalat begnügen.“
Als der Kellner schließlich die Rechnung brachte, bedeutete Tina ihm, sie ihr vorzulegen.
„Wenn du darauf bestehst“, meinte Nic leicht spöttisch, und sie warf ihm einen strengen Blick zu, ehe sie dem Mann ihre Kreditkarte aushändigte.
Minuten später bat sie am Empfang, ihren Wagen vorzufahren.
„Ich danke dir für einen amüsanten Abend“, sagte Nic, nachdem sie den Cayenne in der Garage geparkt hatte.
„Gern geschehen.“
Sie betraten das Haus, und Tina wandte sich zur Treppe.
„Du hast etwas vergessen.“
Verwirrt drehte sie sich um.
„Solltest du mir nicht einen Gutenachtkuss geben?“
Das ist nicht sein Ernst … oder?
Tina zögerte, stellte sich schließlich auf die Zehenspitzen und wollte ihn auf die Wange küssen. Dazu kam es nicht. Nic wandte im selben Moment den Kopf. Ihre Lippen trafen sich.
Er ließ es nicht zu, dass sie zurückwich. Stattdessen nahm er ihr Gesicht in beide Hände und verwandelte ihren flüchtigen Kuss in ein Erdbeben.
So erschien es ihr jedenfalls. Ihr wurde schwindlig, der Boden unter ihren Füßen bebte, ihr wurde seltsam leicht zumute, als hätte sie zu viel Champagner getrunken.
Wenn er so küsst, schoss es ihr durch den Kopf, wie mag er erst im Bett sein?
Als der leidenschaftliche Angriff auf ihre Sinne endete, fand sie keine Worte. Sprachlos stand sie da und starrte Nic an. Der strich mit dem Zeigefinger sanft über ihre Wange und verweilte kurz auf ihren Lippen.
„Schlaf gut.“
Sie rührte sich nicht. Erst als sich die Tür seines Arbeitszimmers mit leisem Klicken hinter ihm schloss, erwachte sie aus ihrer Benommenheit.
An Schlaf war nicht zu denken. Ihr Herz hämmerte, ihr war heiß, ihre
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