JULIA EXTRA BAND 0261
einmal Sie konnten ihn heute Morgen davon abhalten, Paulette zu besuchen.“
Sie machte eine Pause. „Bitte verstehen Sie, dass ich das nicht sage, weil ich Sie hasse. Ich versuche nur, Ihnen Kummerzu ersparen. Was Sie jetzt tun, ist allein Ihre Entscheidung. Adieu, mademoiselle .“
Stumm vor Schock sah Rachel Lucs Mutter nach, als sie die Küche verließ und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Eine unsägliche Kälte breitete sich auf einmal in ihrem Körper aus. Eine Kälte, die sich nie mehr vertreiben lassen würde.
Nicht einen Moment zweifelte Rachel daran, dass Lucs Mutter ihr die Wahrheit gesagt hatte. Madame Chartier hatte keinen Grund, sie anzulügen.
Eine Scheidung bedeutete nicht, dass man aufhörte, den anderen zu lieben. Niemand wusste das besser als Rachel.
Obwohl ihr Vater viermal verheiratet gewesen war, hatte er ihr eines Tages gestanden, dass ihre Mutter die große Liebe seines Lebens gewesen war. Sie hatte ihm sofort geglaubt, denn der Schmerz in seinen Augen sprach Bände.
Bestimmt war auch Luc zu einer so ausschließlichen Liebe fähig. Die Tatsache, dass er seit drei Jahren jeden Morgen ins Krankenhaus fuhr, war Beweis genug dafür.
Aber das bedeutete, es gab keine Zukunft für sie. Niemals hätte Rachel sich mit dem zweiten Platz in seinem Herzen zufrieden gegeben.
Natürlich, seine Mutter war ihr gegenüber brutal aufrichtig gewesen. Gleichzeitig hatte sie ihr aber auch einen großen Gefallen getan.
Sie hatte gar keine andere Wahl – sie musste auf der Stelle von hier verschwinden.
Fünf Minuten später war sie angezogen und lud die Koffer in ihren Wagen. Zehn Minuten später hatte ihr Reisebüro einen Flug für sie von Basel nach London gebucht.
Bevor sie aufbrach, rief Rachel noch Monsieur Bulot in Châlons an und erteilte ihm einen großen Auftrag, über den er und ihr Vater sich sicher sehr freuten.
Alle waren zufrieden – bis auf eine Person.
Die Frau, die an diesem Morgen voller Freude erwacht war … war gerade gestorben.
Luc bezahlte die Lebensmittel, ging zurück zu seinem Wagen und verstaute gerade die Tüten, als sein Handy klingelte.
„ Bonjour, Paul.“
„ Bonjour. Ich rufe dich nur an, um dir mitzuteilen, dass ich den Gerichtstermin für Montag abgesagt habe, wie wir es vereinbarthaben.“
„Prima. Jetzt, wo Yves und ich uns wieder vertragen haben, ist mir viel wohler ums Herz.“
„Das war bestimmt eine schwierige Entscheidung für dich. Aber als dein Freund und Anwalt kann ich dir versichern, dass du das Richtige getan hast.“
„Ja, das glaube ich auch. Paulettes Familie hat sich bereit erklärt, bis zum Ende des Sommers zu warten.“
„Warum ausgerechnet bis zum Ende des Sommers?“
„Ich glaube, das ist der Winzer in mir. Du weißt schon, für uns ist eine erfolgreiche Ernte im Herbst die Krönung des ganzen Jahres.“
„Du bist noch so jung, Luc. Bestimmt wirst du noch viele erfolgreiche Ernten in deinem Leben erleben.“
„Ich hoffe es.“
„Lass uns nächste Woche zusammen zu Mittag essen.“
„Gern. Ich rufe dich an.“
Zufrieden stellte Luc das Handy aus. Bei der Aussicht, das gesamte Wochenende mit Rachel zu verbringen, klopfte sein Herz wie wild.
Aber als er auf sein Haus zufuhr, sah er, dass ihr Mietwagen verschwunden war.
Eigentlich hätten sie sich auf der Straße begegnen müssen. Ob sie ins Dorf gefahren war, um etwas zu besorgen? Er stellte den Wagen ab und eilte ins Haus.
Erst als er die Lebensmittel im Kühlschrank verstaute, fiel ihm der große Korb auf dem Küchentisch auf. Diesen Korb kannte er.
Und es gab keine Nachricht – außer dem Zettel, den er Rachel dagelassen hatte.
Plötzlich wurde ihm alles klar. Er stieß einen lauten Fluch aus.
„Verdammter Mist!“
Weder konnte er Rachel erreichen, noch meldete sich sein Freund von der Mietwagenfirma. Also sprang er wieder ins Auto und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit zum Haus seiner Mutter.
Ein Blick in ihr Gesicht bewies ihm, dass sie mit seinem Kommen gerechnet hatte.
„Vielleicht solltest du erst einmal Luft holen, bevor du mit mir sprichst, mon fils .“
„Ich will nur wissen, was du ihr gesagt hast.“
„Alles, was du ihr nicht gesagt hast.“
Luc schloss einen Moment die Augen. „Warum, maman ?“
„Weil … Nun, um ehrlich zu sein, sie hat mir imponiert. Unter diesen Umständen hat sie sich gut gehalten. Es war falsch von dir, sie anzulügen.“
„Ich habe sie nicht angelogen!“
„ Non? Hast du ihr auch nur ein Wort von Paulette
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