JULIA EXTRA BAND 0261
erzählt?“
„Rachel hat gewusst, dass ich geschieden bin. Heute wollte ich ihr alles andere erzählen.“
„Zu spät.“ Madame Chartier schüttelte den Kopf. „Eine Frau wie sie gibt nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz. Bevor sie mich sah, dachte sie, du wärst es. Wenn du den Klang ihrer Stimme gehört hättest, die Freude darin … Wie konntest du ihr das nur antun?“
„Das geht dich nichts an, maman “, sagte er zornig.
„Oh doch, denn du hast es mir verschwiegen. Es war ein Fehler, sie zu dir einzuladen. Wenn sie abgefahren ist, spricht das in meinen Augen nur für sie. Eine richtige Frau klammert sich nicht an einen Mann, dessen Herz einer anderen gehört.“
„Du weißt doch gar nicht, was ich empfinde.“
„Ich weiß nur, dass es nicht dein Herz war, das dich dazu bewogen hat, mit Mademoiselle Valentine ins Bett zu gehen. Sei wenigstens ehrlich! Aber ich habe in ihr Herz gesehen, als ich ihr erzählt habe, dass du seit drei Jahren jeden Morgen zu Paulette fährst und darauf wartest, dass sie wieder aufwacht.“
Langsam wurde Luc das ganze Ausmaß des Schadens bewusst.
„Nur damit du es weißt – ich habe mit Yves gesprochen. Ich kämpfe nicht länger gegen Paulettes Familie. Wenn sie bis Ende August nicht aus dem Koma erwacht ist, bin ich einverstanden, dass die Maschinen abgestellt werden.“
Seine Mutter sah ihn entgeistert an. „Wirklich? Ist das wegen …“
„Stopp, maman, sag jetzt nichts mehr. Du hast ja keine Ahnung!“
„Was fällt dir ein, so mit mir zu sprechen?“
„Seit papas Tod macht dich der Kummer um seinen Verlust blind, genau wie mich. Aber damit ist es jetzt vorbei.“
„Hallo, Max.“
Ihr Halbbruder sah sie überrascht an. „Rachel – wann bist duzurückgekommen?“
„Gestern Abend. Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“ Sie reichte ihm eine Flasche Chartier-Riesling, die er erfreut entgegennahm.
„Fantastisch, herzlichen Dank! Du solltest öfters ins Elsass fahren. Was ist los mit dir? Du siehst vollkommen verzweifelt aus.“
„Ich habe mir Sorgen um Großvater gemacht.“
„Ja, das tun wir alle. Aber da muss noch etwas anderes sein.“
Sie wandte den Blick ab. „Vielleicht. Ich habe mich entschlossen, den Beruf zu wechseln. Ich will ins Restaurantmanagement, wie du.“
„Willst du mich auf den Arm nehmen? Du kommst doch nicht einfach hier herein und lässt eine solche Bombe platzen, ohne dass es einen Grund dafür gibt.“
Rachel blieb stumm, während er sie prüfend ansah.
„Na gut, behalte dein Geheimnis für dich. Aber es muss etwas Schlimmes passiert sein, sonst würdest du nicht so reagieren. Doch ich warne dich – pass auf, dass Dad keinen Wind von der Sache bekommt. Er würde das als Hochverrat betrachten.“
In diesem Moment klingelte ihr Handy.
„Willst du nicht rangehen?“
Es klingelte bereits seit vierundzwanzig Stunden.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das kann warten. Ist Emma schon da? Ich habe auch ein Geschenk für sie.“
„Ja, sie ist im Speisesaal und bespricht mit dem Koch und dem restlichen Personal das Menü für heute Abend.“
„Danke, mein Lieber. Wir sehen uns morgen, wenn ich offiziell wieder zurück bin.“
„Rachel?“
Sie blieb an der Tür stehen.
„Ich bin da, wenn du mit jemandem sprechen möchtest.“
„Danke.“ Aber es war unmöglich. Sie konnte niemandem von der schrecklichen Szene erzählen, die sich in Lucs Küche abgespielt hatte. Madame Chartiers Enthüllungen hatten ihre ganze Welt zerstört.
„Vergiss bitte nicht, dass ich gerade gekündigt habe. Das heißt, ihr müsst euch nach einer neuen Einkäuferin umsehen.“
Damit drehte sie sich um und ging zum Speisesaal. Vor kurzem war das gesamte Restaurant renoviert worden und erstrahlte jetzt in einem schlichten und modernen hellen Stil. Das gefiel Rachel, aber genau wie ihr Großvater hatte sie es früher lieber gemocht, als es noch ein normales italienisches Restaurant gewesen war.
Ihr Großvater.
Jetzt brauchte sie ihn mehr denn je.
Sobald sie mit Emma gesprochen hatte, würde sie zu ihm nach St. John’s Wood fahren.
Sie ging um die weiß gedeckten Tische herum auf die Gruppe zu, mit der Emma das Menü besprach. Alle begrüßten sie stürmisch und ließen sie dann mit ihrer Halbschwester allein.
Rachel umarmte sie herzlich. „Wie geht es Großvater?“, fragte sie als Erstes.
„Nicht besonders gut. Ich habe die letzten Nächte bei ihm geschlafen.“
„Jetzt können wir uns ja abwechseln.“
„Ich
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