JULIA EXTRA BAND 0262
Sommerkleides beim Laufen verrutscht war, erfasste ihn eine Woge von Zärtlichkeit, die ihn derart aus der Fassung brachte, dass er fast strauchelte.
„So, jetzt sind wir allein, und du kannst mir endlich erklären, was du mit diesem … Mann im Café gemacht hast!“, stieß er viel gröber als beabsichtigt hervor.
„Wir haben einen Kaffee getrunken und uns unterhalten, mehr nicht.“
„Und worüber habt ihr euch unterhalten, wenn man fragen darf?“, kam es aggressiv zurück.
„Ich … darüber kann ich nicht reden. Es ist sehr privat, hat aber absolut nichts mit dir zu tun, Lysander. Das musst du mir glauben.“
„Warum sollte ich das? Weißt du, wie das Ganze aus meinem Blickwinkel gewirkt hat? Am Abend zuvor wird dir im Haus meiner Eltern ein schwerreicher Grieche vorgestellt, und gleich am nächsten Morgen, nachdem du mich erfolgreich abgewimmelt hast, triffst du dich heimlich mit diesem Mann in einem Café und lässt dich von ihm küssen! Du musst mich wirklich für einen Trottel halten!“
Er blieb stehen und wandte sich ihr so vehement zu, dass Eleni automatisch zurückwich. Ihr ängstlicher Blick erinnerte Lysander an seine Unbeherrschtheit vorhin auf der Straße, als er sie so hart am Arm festgehalten hatte.
„Du musst keine Angst vor mir haben, Eleni“, versicherte er ihr rau. „Ich könnte dir nie etwas zuleide tun …“
„Ich habe keine Angst vor dir“, sagte sie trotzig.
„Gut, dann erkläre mir endlich die verfängliche Situation, in der ich dich und Takis überrascht habe“, forderte Lysander. „Aber diesmal bitte die Wahrheit!“
„Das musst du gerade sagen!“, schoss Eleni zurück.
„Ah, sind wir wieder beim alten Thema?“ Das war doch nur ein Trick von ihr, um ihn vom eigentlichen Punkt abzulenken, aber so leicht ließ Lysander sich nicht einwickeln. „Ich hatte gute Gründe, dir nicht gleich anfangs alles von mir zu erzählen“, erklärte er arrogant. „Aber ich habe dich nicht betrogen! Noch einmal, was ist zwischen dir und Takis Koumanidis? Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, muss ich natürlich das Schlimmste annehmen … und das würde ich dir nie vergeben. Mein Bedarf, was den Verrat durch deine Geschlechtsgenossinnen betrifft, ist damit gedeckt, dass meine eigene Ehefrau mich mit einem anderen Mann betrogen hat. Und von dir würde ich das nie akzeptieren, Eleni!“
Also war es tatsächlich seine Frau, die ihn hintergangen hatte und verantwortlich war für sein Misstrauen ihr gegenüber. Kein Wunder, dass er sich so sehr über ihr Treffen mit Takis Koumanidis erregte.
Ihr natürlicher Instinkt drängte sie dazu, Lysander zu beruhigen und ihm sogar seine Lügen zu verzeihen. Aber durfte sie Takis’ Vertrauen missbrauchen und dessen Geheimnis weitergeben? Sie hatte ja selbst noch gar keine Zeit gefunden, sich über den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte und daraus resultierende mögliche Konsequenzen für ihr Leben nachzudenken. Ob er tatsächlich ihr leiblicher Vater war?
Auf jeden Fall konnte er kaum den Wunsch haben, seine jugendlichen Verfehlungen im Kreise seiner Familie und Geschäftsfreunde zu verbreiten. Sie hatte keine Wahl. So sehr es sie auch quälte, sie durfte Lysander nichts davon erzählen, ganz gleich, was er von ihr dachte oder wie ihr Herz für ihn blutete.
„Ich habe dich nicht mit dem Freund deines Vaters betrogen, das schwöre ich“, sagte sie ruhig und eindringlich. „Es tut mir weh, dass du entschlossen scheinst, das Schlechteste von mir zu denken, aber ich sage die Wahrheit. Wahrscheinlich werde ich Takis Koumanidis nie wieder sehen, reicht dir das?“
Er würde ihr so gerne glauben, aber warum sagte sie ihm nicht, was sie mit Elektras Vater verband?
„Lysander?“
Sie stand dicht vor ihm und schaute ihm offen und traurig in die Augen. Sanft legte er seine Hand auf ihre Wange, und sie schmiegte sich fest hinein, wie ein Kind, das Schutz und Trost suchte.
„Du bist so wunderschön und bezaubernd, dass ich Takis Koumanidis sogar verstehen kann …“, murmelte er heiser. Dann beugte er den Kopf und küsste sie sanft auf die bebenden Lippen.
Schweigend legten sie die letzten Meter zu seinem Haus zurück, liefen Hand in Hand durch bis zu seinem Schlafzimmer, wo Lysander Eleni schwungvoll auf seine Arme nahm und sanft auf dem breiten Bett ablegte. Da sie sich nicht wehrte, begann er, sie langsam auszuziehen. Dass es eine ganze Weile dauerte, bis er sie in ihrer naturgegebenen Schönheit bewundern konnte, lag weniger an ihrer
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