JULIA EXTRA BAND 0262
habe meine Meinung geändert.“
„Was meinst du damit? Wollt ihr früher fahren?“
„Ich will damit sagen … wenn Joey wirklich hierbleiben will, möchte ich ihm nicht im Weg stehen.“
Luke hielt den Atem an.
„Ich habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen. Lass uns sehen, wie die nächsten Wochen laufen. Aber mir ist klar geworden, dass es egoistisch von mir wäre, ihn zu zwingen, in New York zu leben, wenn er hier glücklicher ist.“
„Das … das ist sehr großzügig von dir“, erwiderte Luke schließlich und räusperte sich. „Aber … aber was ist mit dir?“
Ihre Lippen begannen zu zittern.
Ich darf jetzt nicht weinen. Ich werde nicht weinen.
„Ich … natürlich würde ich ihn gern sehen.“
„Erin, ich weiß, das muss …“
„Über die Einzelheiten können wir ja noch sprechen, wenn die Ferien zu Ende sind“, sagte sie schnell. „Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich in dieser Frage inzwischen flexibler bin.“
„Mommy“, rief Joey in diesem Moment. „Nails ist da.“
Erleichtert sagte sie: „Ich muss gehen.“
Dann gab sie Luke einen flüchtigen Kuss und verabschiedete sich rasch von den anderen.
„Wir sehen uns in Sydney“, rief Erin und umarmte Joey noch ein letztes Mal.
Im nächsten Moment saß sie schon im Wagen. Als Nails den Motor anließ, begannen ihre Tränen zu fließen.
Alarmiert sah Nails sie an. „Nein, nicht schon wieder“, sagte er, als sie losfuhren.
„Diesmal ist alles ganz anders“, schluchzte sie.
„Sind Sie sicher?“
Nails fuhr mit hohem Tempo über die Schotterstraße, die sie zur Hauptstraße führte. Wahrscheinlich wollte er das Ganze so rasch wie möglich hinter sich bringen. Erin konnte nicht anders, sie musste ihren Tränen freien Lauf lassen. Schließlich verließ sie gerade die beiden Menschen, die ihr am meisten auf der Welt bedeuteten.
Nur wenn sie sich immer wieder die Gründe dafür ins Gedächtnis rief, konnte sie verhindern, Nails zu bitten, wieder umzukehren.
Sie fuhren auf eine Anhöhe. Vor ihnen erstreckte sich die weite Landschaft bis zum Horizont. Wie ein roter Streifen zog sich die Schotterstraße durch das Land, flankiert von fahlgelbem Gras.
Blinzelnd holte Erin ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.
„Das alles gehört noch zu Warrapinya, stimmt’s?“, fragte sie.
„Ja, wir brauchen bestimmt noch eine Stunde, bis wir die Grenze erreicht haben.“
All dies wird Joey einmal erben, dachte sie. Was für ein Kontrast zu den belebten Straßen New Yorks.
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Gracie hat mir von den alten Männern erzählt, die geträumt haben, ich würde nach Warrapinya zurückkehren. Sieht so aus, als hätten sie sich geirrt.“
Nails runzelte die Stirn. „Ich habe die Geschichte anders gehört. Sie meinten nicht, Sie würden zurück nach Warrapinya kommen, sondern zurück zum Boss.“
Erin atmete tief ein. Sie durfte jetzt auf gar keinen Fall an Luke denken, sonst würde sie zusammenbrechen.
In diesem Moment hörte sie ein lautes Brummen. Ein Motorengeräusch schien sich ihnen von hinten zu nähern.
„Was ist das?“
Nails beugte sich nach vorn und sah durch die Windschutzscheibe. „Was, zum Teufel, hat er vor?“
„Wer? Was ist los?“
Er drosselte das Tempo. Über ihnen schwebte ein kleines Flugzeug, es flog ungewöhnlich niedrig. „Ich denk’ mal, das ist der Boss.“
Luke? Erins Herzschlag beschleunigte sich. „Was macht er?“
„Sieht so aus, als würde er landen.“
Überrascht sah sie durch die Windschutzscheibe, während das Flugzeug über sie hinwegsauste. „Aber hier gibt es doch gar keine Landebahn.“
„Das macht nichts.“ Nails hielt an. Beide beobachteten das Flugzeug, das jetzt eine Schleife flog und dann wieder auf sie zukam.
Erin konnte es kaum fassen. Nails hatte recht – es sah ganz so aus, als würde Luke direkt vor ihnen auf der Schotterstraße landen.
Kopfschüttelnd kicherte Nails leise vor sich hin. Erin rührte sich nicht, während das Flugzeug mit ein paar Hüpfern aufsetzte. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was das bedeutete, und konnte keinerlei Ordnung in ihre Gedanken bringen.
„Er hat den Jungen mitgebracht“, sagte Nails.
Tatsächlich entdeckte Erin bald Joeys kleine Gestalt neben Luke. Der Junge winkte ihr aufgeregt zu.
Dann wurde ihre Sicht unklar. Doch schließlich erkannte Erin, wie Luke aus dem Flugzeug ausstieg und in einer Staubwolke auf sie zulief.
Sofort riss Erin die Tür des Wagens auf und sprang
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