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JULIA EXTRA BAND 0262

JULIA EXTRA BAND 0262

Titel: JULIA EXTRA BAND 0262 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Maggie Cox , Barbara Hannay , Fiona Hood-Stewart
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begutachten. Sie waren alle gut und zeugten von großem künstlerischem Verständnis, doch Eleni konnte es kaum abwarten, zu der alten Griechin zurückzukehren.
    Es war ein unglaubliches Porträt. Eine fesselnde, bewegende Illustration eines Lebens, eingebettet in Tragödien, Schmerz und schwerer, körperlicher Arbeit, die auch die stärksten Charaktere an ihre Grenzen bringen würde – und das alles unter der erbarmungslos brennenden griechischen Sonne. Doch der Ausdruck auf dem Frauenantlitz zeugte auch von Triumph über die Härten des Lebens, von Durchhaltevermögen angesichts der Aussicht auf einen weiteren Tag unter gleichen Bedingungen, und er berührte eine ganz besondere Saite tief in Elenis Seele.
    Ihr Hals fühlte sich ganz rau an, während sie den unausgesprochenen Schmerz der alten Frau teilte. Er führte sie in dunkle Ecken ihres Unterbewusstseins, in denen ebenso unausgesprochene Gefühle vergraben lagen. Wut, das Gefühl betrogen worden zu sein, Verlassenheit und eine tiefe Furcht, dass die Liebe ihrer Eltern immer mehr dem verlorenen Sohn als ihrer adoptierten Tochter gehört hatte.
    Sie war so versunken in die Betrachtung des Porträts, dass sie den hochgewachsenen Mann in Jeans und schwarzem T-Shirt zunächst gar nicht wahrnahm. Er stand nur wenige Schritte von ihr entfernt und schien ebenso fasziniert zu sein wie sie. Doch seine fühlbare Präsenz machte Eleni zunehmend nervös, deshalb schaute sie verstohlen zur Seite … und wurde in einen Strudel von Emotionen hineingerissen, sobald ihre Blicke sich trafen.
    Eleni hatte das Gefühl, von einem Feuerpfeil ins Innerste getroffen zu werden – versengend und belebend zugleich – und so provozierend erotisch, dass es ihr den Atem verschlug.
    Das blonde Haar des Fremden war windzerzaust und sonnengebleicht, die Gesichtszüge wiesen eine klassische Strenge auf, wie sie einem nicht jeden Tag auf der Straße begegnete, und seine Augen strahlten in einem ungewöhnlichen Blau. Wie sollte man es bezeichnen? Indigo? Violett?
    Egal! Jedenfalls hatten sie die Macht, ihre Knie weich werden zu lassen.
    Erst jetzt wurde Eleni bewusst, dass sie etwas machte, was sie sonst nie tat – sie starrte einen völlig Fremden an. Wie ertappt wandte sie den Blick ab.
    „ Ya sas .“ Seine dunkle, samtene Stimme ließ Eleni wohlig schaudern.
    „Hi“, gab sie automatisch zurück und versteifte sich. Dass er sie ansprechen würde, damit hatte sie keine Sekunde gerechnet. Es verunsicherte sie total. Erneut konzentrierte sie sich auf die Betrachtung des Bildes und nahm sich vor, nach einer angemessenen Zeit einfach lässig weiterzugehen.
    „Sie sind keine Griechin?“, stellte er mit erwartungsvollem Lächeln in perfektem Englisch fest. Eleni mied jeden weiteren Augenkontakt und heftete stattdessen ihren Blick hilflos auf seinen bronzefarbenen Bizeps, der verführerisch dicht vor ihrer Nase war. Und dann focht sie einen schweren Kampf aus, um ihre ausschweifende Fantasie wieder unter Kontrolle zu bringen. Was war denn nur mit ihr los?
    „Ich … nein, Engländerin. Ich bin Engländerin.“ Mit einem entschuldigenden Schulterzucken wandte sie sich wieder dem Porträt zu.
    „Sie könnten aber Griechin sein.“ Prüfend musterte er Gesicht und Figur. „Ich glaube, das hören Sie nicht zum ersten Mal, zumindest hier in Griechenland, oder?“
    Damit hatte er Recht. In fast jedem der kleinen Läden, in die sie gestern Abend nach ihrer Ankunft kurz hineinschaute, bevor sie in einem netten einheimischen Lokal zu Abend aß, wurde sie in der Landessprache begrüßt, und jedermann schien anzunehmen, dass sie ihn verstand und flüssig antworten könnte. Das erinnerte sie schmerzlich an die Mutmaßung der Polizei – vor neunundzwanzig Jahren, als man sie im Wäschekorb des Krankenhauses fand.
    Auf der Innenseite ihrer Kleidung hatte jemand, vermutlich ihre richtige Mutter, einen Zettel befestigt, auf dem Eleni stand – in Englisch und Griechisch. Daraus schloss man natürlich, dass ihre leibliche Mutter Griechin war. Vielleicht eines der Zimmermädchen aus dem benachbarten Hotel.
    „Wahrscheinlich liegt es an meiner Haarfarbe und den dunklen Augen, dass viele Leute vermuten …“ Mehr brachte sie nicht heraus. Ein Anflug von Wehmut schnürte ihr den Hals zu, und Eleni wandte sich zum Gehen, um ihrem beunruhigenden Kompagnon die Möglichkeit zu geben, das faszinierende Porträt in Ruhe weiter zu betrachten.
    „Ihnen gefällt das Bild?“
    Wieder fing er ihren Blick ein, und

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