JULIA EXTRA BAND 0272
unmissverständlich deutlich, dass er seine Drohungen in die Tat umsetzen würde.
„Und wenn ich nicht darauf eingehe, wird mein Familienunternehmen aufhören zu existieren.“
Der alte Mann wirkte vollkommen gelassen. „Nichts ist für die Ewigkeit.“
Luciano biss die Zähne zusammen und hielt sich nur mitMühe davon ab, Reynolds am Kragen zu packen und zu schütteln. Er verlor niemals die Kontrolle und würde seinem Gegner nicht die Genugtuung verschaffen, es jetzt zu tun.
„Ich muss darüber nachdenken.“
„Tun Sie das. Dabei sollten Sie allerdings eins mit bedenken. Meine Enkelin ist vor zwei Wochen zu einer Europareise aufgebrochen. Ihre Gruppe besteht aus vier anderen Frauen, einer Reiseleiterin und fünf jungen Männern. In ihrem letzten Brief hat sie einen von ihnen mehrfach erwähnt. Ein David Irgendwas. Offensichtlich bahnt sich da etwas an. Wenn Sie wollen, dass Hope in der Hochzeitsnacht noch unberührt ist, dann sollten Sie sich beeilen.“
Hope blickte durch die Linse ihrer teuren Digitalkamera, die ein Abschiedsgeschenk ihres Großvaters vor der Reise gewesen war. Sie ließ sich auf ein Knie nieder und suchte nach der perfekten Einstellung für das Foto vom Parthenon. Die untergehende Sonne tauchte den antiken Tempel in ein atemberaubendes Licht, das sie unbedingt einfangen wollte.
Es war ein fantastischer Anblick.
„Es wird dunkel, bevor du das Bild im Kasten hast, Hope. Komm schon, Honey, mach endlich das verdammte Foto.“ Davids texanischer Akzent störte ihre Konzentration, und sie hätte ihm beinahe gesagt, dass er sie in Ruhe lassen sollte.
Aber in den vergangenen drei Wochen war er so nett zu ihr gewesen, hatte seine Freundschaft und männliche Begleitung angeboten, wann immer sie sie brauchte. Sie war überrascht gewesen, wie wohl sie sich von Anfang an in der Gruppe gefühlt hatte, doch eine lebenslange Schüchternheit verschwand natürlich nicht über Nacht. David war derjenige gewesen, der auf sie zugegangen war und sie nach und nach aus ihrem Schneckenhaus hervorgelockt hatte.
Deshalb verkniff sie sich auch die schnippische Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. „Ich brauche nur noch eine Sekunde. Warum wartest du nicht am Bus auf mich?“
„Ich kann mein Mädchen doch nicht allein lassen. Beeil dich einfach, Honey.“
Sie stellte die Kamera ein und machte eine Serie von Aufnahmen, dann stand sie auf. Trotz all der Unterbrechungen glaubte sie, dass die Bilder sehr gut geworden waren, und daherlächelte sie zufrieden.
Sich zu David umdrehend, schloss sie ihn in das Lächeln ein. „Da, bitte. Alles erledigt.“ Langsam ließ sie die Kamera in die zugehörige Tasche gleiten.
„Okay, dann können wir jetzt zum Bus zurückkehren.“ Sie konnte das Bedauern nicht unterdrücken, das in ihrer Stimme mitschwang, denn sie hatte noch gar keine Lust zu fahren.
David schüttelte den Kopf. „Wir fahren erst in zwanzig Minuten zurück zum Hotel.“
„Warum hast du mich dann so gehetzt?“, fragte sie ein wenig entnervt.
Er schenkte ihr sein strahlendes Lächeln. „Ich wollte deine Aufmerksamkeit.“
Verblüfft starrte sie den blonden texanischen Hünen an. Manchmal erinnerte er sie an einen kleinen Jungen – in der Regel war er sehr gutmütig, aber er hatte den Egoismus eines Kindes an sich. „Warum?“
„Ich dachte, wir könnten einen Spaziergang machen.“ Er streckte seine Hand aus, denn ganz offensichtlich nahm er wie selbstverständlich an, dass sie zustimmen würde.
Hope zögerte nur kurz, ergriff dann seine Hand und ließ sich von ihm von den anderen wegführen. Ein Spaziergang war ja eine gute Idee. Schließlich war dies ihr letzter Tag in Athen, und sie wollte die faszinierende Atmosphäre der Akropolis noch ein Weilchen länger genießen.
Ehrfurchtsvoll schaute sie zu den antiken Gemäuern hinauf. „Es ist so beeindruckend.“
David lächelte auf sie herab. „Es durch deine Augen zu sehen macht sogar noch mehr Spaß. Du bist ein süßes kleines Ding, Hope.“
Sie lachte. „Und was macht das aus dir? Ein süßes großes Ding?“
„Männer sind nicht süß. Hat dein Vater dir denn gar nichts beigebracht?“
Sie zuckte die Schultern, denn sie wollte nicht zugeben, dass sie sich nicht an ihren Vater erinnerte. Von den Fotos im Haus ihres Großvaters wusste sie nur, wie er ausgesehen hatte.
„Ich korrigiere mich“, sagte sie. „Ich werde dich nie wiedersüß nennen, aber ist es mir erlaubt, es zu denken?“
Das lockere Geplänkel dauerte an, sodass
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