JULIA EXTRA BAND 0272
erwartet!“
„So einfach war es nicht!“
„Oh, doch, ganz einfach sogar. Du warst von mir schwanger und hast es mir verschwiegen. Du wolltest dieses Kind ohne Vater aufwachsen lassen.“
Tally wand sich aus seinem Griff und hielt sich die Ohren zu. „Hör auf!“
„Du wolltest Samantha – meine Tochter – so aufwachsen lassen, wie ich selbst aufgewachsen bin. Vaterlos. Und in Armut.“
„So war es nicht, verdammt! Ich wollte einfach nur das Richtige tun.“
„Das Richtige für wen bitte schön? Für Samantha bestimmt nicht. Und für mich auch nicht. Was ist, hast du vor, mir irgendwann die ganze Wahrheit zu erzählen?“
Tally blickte in Dantes wütende Augen. „Ja. Jetzt. Ich will nicht mehr lügen“, sagte sie mit bebender Stimme. „Die Wahrheit ist, Sam ist von dir. Es gab nie einen anderen Mann. Und ich habe dich verlassen, weil … weil ich dich liebte.“
„Mir kommen gleich die Tränen.“
„Ich schwöre, dass es so war. Ich habe dich damals geliebt und liebe dich immer noch. Und ich werde dich immer lieben.“
„Sobald sich meine Tochter etwas erholt hat, fliegen wir zurück nach New York“, verkündete er in schneidendem Ton.
„Verdammt, Dante! Hör mir zu!“
„Du ziehst wieder in die Gästesuite. Aber nur, weil ich nicht will, dass mein Kind von zu vielen Veränderungen auf einmal traumatisiert wird.“
Tally krampfte sich der Magen zusammen. „Was soll das heißen? Was meinst du damit?“
Dante lächelte vielsagend.
„Es heißt, dass Samantha mir gehört“, erwiderte er mit seidiger Stimme. „Du hast sie mir weggenommen.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: „Aber ich werde das Sorgerecht für meine Tochter beantragen … das alleinige Sorgerecht. Weil du eine unfähige Mutter bist.“
Sobald er seinen Satz beendet hatte, machte er auf dem Absatz kehrt und betrat wieder das Krankenzimmer, in dem Sam immer noch friedlich schlief.
11. KAPITEL
Gleich darauf betrat Tally den Raum ebenfalls.
Dante, der wieder neben dem Bett saß, sagte höflich, aber bestimmt zu der Krankenschwester: „Sie können jetzt gehen. Ich weiß, an wen ich mich wenden muss, falls irgendetwas sein sollte.“
Die Frau stand sofort auf und verließ das Zimmer. Tally schaute Dante erwartungsvoll an, aber er behandelte sie wie Luft.
Ihr war bewusst, dass er völlig außer sich war, und das machte ihr Angst. Dante war immer ein starker Gegner, und er durfte in diesem Fall unter keinen Umständen gewinnen. Was allerdings bedeutete, dass sie ihm nicht länger ausweichen konnte.
Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Stuhl, den die Krankenschwester freigemacht hatte. Als sie ihr friedlich schlafendes kleines Mädchen betrachtete, ging ihr das Herz über vor Liebe.
Samantha gehörte ihr. Kein Gericht im ganzen Land würde eine Mutter von ihrem Kind trennen, nicht einmal, um Dante Russo einen Gefallen zu tun. Kein einziges, dachte sie – ein Gedanke, den sie gleich darauf laut aussprach, vielleicht um sich selbst Mut zu machen.
„Du wirst nicht gewinnen.“
Er streifte sie mit einem ausdruckslosen Blick. „Ich gewinne immer.“
Sie wurde blass. Gut so, dachte er mit grimmiger Genugtuung. Sie hatte verdient, was sie bekam. Sie hatte es mit ihren Lügen selbst heraufbeschworen.
Trotz der späten Stunde und obwohl Weihnachten vor der Tür stand, waren seine Anwälte bereits dabei, sich ihren Millionenvorschuss fürs nächste Jahr zu verdienen, indem sie sich auf den bevorstehenden Sorgerechtsprozess vorbereiteten.
Dante zweifelte keine Sekunde daran, wem das Gericht am Ende recht geben würde. Für Tally sprach, dass sie die Mutter war, aber er hatte alles, worauf es wirklich ankam.
Was für ein Idiot war er doch gewesen, sich einzureden, er würde sie lieben. Das war ein echter Witz. Ausgerechnet er! Wo er doch besser als jeder andere wusste, wie bedeutungslos das Wort „Liebe“ war. Seine Mutter hatte ständig behauptet, ihn zu lieben, bis zu dem Tag, an dem sie ihn zum letzten Mal geküsst und ermahnt hatte, ein braver Junge zu sein. Dann war sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Seine nonna hatte ebenfalls vorgegeben, ihn zu lieben, und zum Beweis dafür hatte sie ihm bei jeder Gelegenheit eine Tracht Prügel verpasst, bis er es schließlich nicht mehr ausgehalten hatte und abgehauen war.
Gefühle zuzulassen war Schwäche. Disziplin machte stark. Diese Frau hatte ihn das fast vergessen lassen, aber noch einmal würde ihm so etwas nicht passieren. Obwohl ihm nicht klar war,
Weitere Kostenlose Bücher