JULIA EXTRA BAND 0273
Steuer übernahm … eine Hand wie die von Kate Mulhoon.
Santinos Mund verzog sich zu einem seltenen Lächeln, während er den Gedanken weiterspann. Kates blasse weiche Hände hatten ihn schon einmal überrascht. Diese zupackende Art und der Einfallsreichtum … Vielleicht sollte er Kate anbieten, für ihn zu arbeiten. Wäre bestimmt interessant zu sehen, wie lange sie ihre Eisprinzessinnenmaske aufbehielt.
Im Moment aber warteten dringliche Angelegenheiten. Er musste auf die Polizei warten und veranlassen, dass der Regisseur in Gewahrsam genommen wurde. Cordelia Mulhoon hatte Santino anvertraut, dass es bei der Sache um mehr als nur um Drogenmissbrauch ging. Da konnte er kein Auge mehr zudrücken.
Sobald er davon erfahren hatte, schaltete er die Polizei ein.
Seine Hauptdarstellerin war übelsten Angriffen ausgesetzt gewesen. Ständig hatte bei ihr das Telefon geklingelt. Wenn sie abnahm, hatte sich niemand gemeldet. Statt der Blumen, die sie bestellt hatte, war ein Kranz geliefert worden. Außerdem hatte jemand eine Fuhre Mist vor den Wohnwagen gekippt. Und zu allem Überfluss war Cordelia auch noch sexuell gedemütigt worden.
Diese Schikanen hatten Cordelia offenbar so zermürben sollen, dass sie das Handtuch warf. Die drogensüchtige Freundin des Regisseurs war offenbar hinter der Hauptrolle her. Santino hatte Cordelia ansehen können, wie sehr sie das alles mitnahm, besonders die letzte Tat.
Um sie herabzusetzen, hatte der Regisseur Cordelia zum „Coaching“ in seinen Wohnwagen bestellt. Bei ihrem Eintreffen telefonierte der Mann, während seine Freundin unter dem Schreibtisch damit beschäftigt gewesen war, ihm …
Cordelia hatte nicht mehr sagen müssen. Sie war knallrot geworden, da hatte Santino sie unterbrochen. So ein Verhalten konnte unmöglich folgenlos bleiben.
Seine Gedanken wanderten zu Kate. Hoffentlich wertete sie das Eintreffen der Polizei nicht als Beweis dafür, dass sich die Lage stabilisiert hatte und das Gespräch mit ihm überflüssig wurde. Womöglich beschloss Kate sogar, schon sehr bald wieder die Heimreise anzutreten. Andererseits wollte sie sicher weiterhin ihrer Klientin schützend zur Seite stehen, bis die neue Regisseurin eingetroffen war. Eine Garantie dafür gab es leider nicht.
Lächelnd lehnte er sich in seinen Sessel zurück. Plötzlich glaubte Santino zu wissen, dass sie Rom erst verlassen würde, wenn Cordelia gut aufgehoben war. Daran zweifelte er nicht, obwohl er Kate kaum kannte. Denn während er sie vorhin auf dem Set beobachtet hatte, war ihm eines klar geworden: Aufgeben kam für sie nicht infrage.
Sie hatte darauf bestanden, ihre große Suite mit Kate zu teilen. Im Hotel angekommen, versuchte Caddy nun, Kate zu überreden, das Abendessen mit Santino abzusagen.
„Auf keinen Fall“, widersprach Kate entschieden. „Sonst denkt er womöglich, er kann dich über den Tisch ziehen, weil du eine so schwache Managerin hast.“
„Aber ich sehe doch, wie verletzt du bist. Warum er so tut, als ob er dich gar nicht kennt, ist mir ein Rätsel. Das ist absolut unmöglich.“
„Sei jetzt endlich still, Caddy, und hör mir gut zu.“ Kate stellte sich vor ihre Cousine und hielt sie an den Unterarmen fest. „Dieser Film ist deine große Chance. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn du sie meinetwegen nicht vernünftig nutzt! Hast du mich verstanden? Deshalb werde ich alles tun, um …“
Entschieden schüttelte sie den Kopf und machte sich frei. „Es reicht, Kate. Tu doch nicht so stark! Du musst dich nur mal anschauen!“ Sie drehte sie so, dass Kate sich im Spiegel betrachten konnte.
„So ein Gesicht mache ich immer, wenn ich mir eine Strategie überlege.“ Kate lachte, wenn auch wenig überzeugend.
„Dann siehst du immer so gestresst aus? Völliger Quatsch.“ Caddy blickte sie ernst an. „Gegenüber deinen Klienten musst du entspannt und locker wirken. Du musst Ruhe ausstrahlen. Also, zumindest im Moment tust du das überhaupt nicht.“
Diesmal versuchte Kate nicht, ihrer Cousine etwas vorzumachen. „Ich bin nicht gestresst. Ich bin mir nur einfach nicht sicher, wie dieses Meeting mit Santino ausgeht …“
„Tja, da bist du nicht die Einzige“, murmelte Caddy unglücklich.
4. KAPITEL
Santino empfand es wie eine Ohrfeige, dass Kate es nicht für nötig befunden hatte, sich für das Treffen mit ihm etwas zurechtzumachen. Dabei brauchte sie garantiert dieselbe Kleidergröße wie ihre Cousine Cordelia – was bedeutete, dass Kate deren gesamte exklusive
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