JULIA EXTRA BAND 0273
müssen, weil du versucht hast, dein Leben zu retten.“ Er blickte sie eindringlich an. „Ich bewundere dich mehr, als ich je einen Menschen bewundert habe“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Es ist so typisch für dich, keine Gefahr zu scheuen, um den Kindern zu helfen. Ich wünschte, du hättest mir schon eher die Wahrheit gesagt, aber ich verstehe, warum es dir nicht möglich war. Wie hättest du auch jemandem vertrauen können?“
Laurel schmiegte sich an ihn und genoss die Wärme und Geborgenheit, die seine Nähe bedeutete. „Oh, Charles …“
„Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas passiert. Das verspreche ich dir“, fuhr er fort. „Mein Anwalt wird Kontakt mit dem Außenministerium aufnehmen und veranlassen, dass diese Verbrecher in Lenovien unschädlich gemacht werden. Dann können sie dir nicht mehr gefährlich werden, und auch sonst niemandem.“
Sie blickte ihm in die Augen und sah, vielleicht zum ersten Mal im Leben, genau das, was sie selbst tief im Herzen empfand. Endlich musste sie nicht mehr aus Angst oder Scham verheimlichen, was sie fühlte. „Es war schrecklich, dich anzulügen“, sagte sie leise. „Ich hatte solche Schuldgefühle!“
Charles strich ihr erneut über die Wange, und sie schmiegte sich leicht an seine Hand.
„Es hat keinen Sinn, darüber nachzugrübeln“, erwiderte er und schloss sie in die Arme. „Mit Schuldgefühlen zu leben istschrecklich. Ich habe mich sehr lange dafür verantwortlich gefühlt, was Angelina zugestoßen ist. Doch irgendwann habe ich begriffen, dass man keinen Einfluss auf das Schicksal hat.“
„Wie lange hat das gedauert?“
„Es ist mir vor etwa einem Monat klar geworden“, erwiderte Charles und küsste ihr Haar. „Als ich anfing, mich in dich zu verlieben.“
Laurel wich einen Schritt zurück und blickte ihm in die Augen. „Du hast dich verliebt?“, fragte sie überwältigt.
Er nickte. „Ja, so verrückt das auch klingen mag.“
Sie atmete aus und sank erneut in seine Arme. Charles war in sie verliebt! „Aber … aber warum?“
„Warum?“ Er lachte. „Warum geht die Sonne jeden Morgen auf? Es ist einfach so passiert, weil es unvermeidlich war. Weil es so sein soll.“
„Ich weiß, was du meinst“, sagte sie glücklich. „Ich habe mich nämlich auch in dich verliebt.“
Charles lächelte. Es war ein glückliches, ganz offenes Lächeln. „Wirklich?“
„Ja“, bestätigte sie freudig. „Du bist zwar unmöglich, aber ich liebe dich.“
„Du liebst meinen Daddy?“, fragte eine kindliche Stimme plötzlich.
Sie drehten sich um und sahen Penny im Türrahmen stehen. Offenbar war sie vorm Fernseher eingeschlafen, denn ihr Haar war ein wenig zerzaust. Doch sie blickte die beiden mit klaren Augen aufmerksam an und strahlte übers ganze Gesicht.
„Ja“, erwiderte Laurel lachend.
„Und das ist ein großes Glück, denn dein Daddy liebt sie auch“, fügte Charles hinzu. Er streckte die Arme nach Penny aus, und sie warf sich so unbefangen hinein, als hätte sie das schon immer getan. „Und dich natürlich auch, meine Kleine.“
„Das weiß ich doch!“, rief Penny fröhlich. „Ihr werdet also doch heiraten – wie die Wahrsagerin gesagt hat!“
Laurel und Charles warfen sich einen Blick zu und lächelten.
„Es sieht ganz so aus“, bestätigte Charles. „Auch wenn es schwer zu glauben ist.“
„Also, ich habe es von Anfang an geglaubt.“ Penny schmiegte sich an ihn und Laurel. „Und Marigold auch. Ich habe es ihr nämlich erzählt, und sie sagte, ihr würdet euch verlieben undheiraten und für immer glücklich zusammen leben.“ Plötzlich runzelte sie die Stirn und fragte: „Und was machen wir jetzt?“
Charles sah Laurel an. „Was sollen wir denn deiner Meinung nach jetzt tun?“
„Ich finde, wir sollten jetzt Thanksgiving feiern – was denn sonst?“
„Da hast du vollkommen recht.“ Er drückte Penny und beugte sich zu Laurel hinüber, um ihr einen Kuss zu geben, der künftiges Glück zu verheißen schien. „Ich hatte noch nie in meinem Leben so viele Gründe, dankbar zu sein.“
EPILOG
Am Abend des Thanksgiving-Tags, während draußen der Wind den Schnee umherwirbelte, redeten Charles und Laurel sehr lange miteinander. Er berichtete, was Brendan Brady herausgefunden hatte – unter anderem, dass sie zwei Schwestern hatte, an die sie sich jedoch nicht mehr erinnern konnte.
Da Charles merkte, wie sehr Laurel sich für ihre leibliche Familie interessierte, beauftragte er den Detektiv,
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