JULIA EXTRA BAND 0274
fürchte, das uns geschehene Unrecht ist nicht wiedergutzumachen. Wenigstens habe ich meinen Sohn jetzt … deshalb lass uns nicht länger über Probleme nachdenken. Was meinst du? Mein Arbeitstag war anstrengend genug, und jetzt möchte ich eigentlich alles außer dir und Raphael vergessen und mich entspannen. Der Flamenco geht dir auch ins Blut, nicht wahr?“
Ja, das tat der Flamenco … vor allem aber Leandro ging ihr ins Blut.
„Heute Abend werden wir ausgehen und Tapas essen“, meinte er lächelnd, während er wieder mit ihr zu tanzen begann. „Meine Mutter wird gleich hier sein, um auf unseren Sohn aufzupassen. Ich möchte dir Madrid bei Nacht zeigen und dich eine Weile für mich alleine haben.“
„Oh? Davon hat Constanza nichts erwähnt.“ Der Gedanke, mit Leandro auszugehen, war sehr aufregend, aber er hätte sie doch wenigstens vorher fragen können …
„Isabella.“ Wieder blieb er stehen. „Wenn wir uns näherkommen wollen, dann müssen wir auch etwas Zeit miteinanderverbringen, uns besser kennenlernen.“
Sie spürte, dass ihr Gesicht unter seinem intensiven, verstörenden Blick brannte, und war sich nur allzu bewusst, dass seine Daumen mit sinnlicher Fingerfertigkeit ihre Handflächen streichelten, was sie ganz rasend machte vor Verlangen. „Aber … bist du nicht zu müde?“
Er lachte, und zusätzlich zu den köstlichen Empfindungen, die er mit seinen Daumen bei ihr auslöste, wurden ihr bei diesem Klang die Knie weich.
„ Madrilenos sind berüchtigt dafür, mit wenig Schlaf auszukommen. Aber ich verspreche dir, dass wir zu einer vernünftigen Zeit wieder nach Hause kommen werden. Und die heutige Nacht werden wir definitiv zusammen in einem Bett verbringen, Isabella.“
Langsam führte er ihre Hand an die Lippen, hauchte schmetterlingszarte Küsse darauf und sah ihr lange tief in die Augen. Als er ihre Hand wieder freigab, wunderte sich Isabella, dass sie vor Entzücken nicht einfach geschmolzen war.
„Erzähl mir von deinem Großvater, von diesem Raphael Morentes!“
Sie saßen gemütlich in einer Nische in einer sehr belebten Tapas Bar. Leandros Schulter drückte sich beunruhigend nah an ihre, während er seine Aufmerksamkeit ganz auf sie konzentrierte. Isabella nippte an ihrem Rioja, bevor sie ihm antwortete. „Er war einfach der Beste … ein freundlicher, sanfter, liebevoller Mann. Er kam nach England, als mein Vater gestorben war, um in unserer Nähe zu sein und uns helfen zu können. Kannst du dir vorstellen, was für ein Opfer es für ihn gewesen sein muss, sein Heimatdorf zu verlassen? Ich war erst zwei Jahre alt und kann mich an meinen Vater kaum erinnern. Er war der einzige Sohn meines Großvaters gewesen, und sein Tod hat ihm das Herz gebrochen. Dann hat er wohl all seine Liebe auf mich übertragen … er blieb sogar, als meine Mutter wieder geheiratet hat.“
„Er klingt wie ein Mann, dessen Gesellschaft ich genossen hätte.“ Leandro ergriff ihre Hand.
„Oh, das hättest du ganz bestimmt! Er war so weise … Probleme sah er als ein Geschenk an, etwas, das uns aufgegebenwurde, um daran unseren Charakter zu stärken und uns selbst und die Welt besser zu verstehen. Deshalb wollte ich auch unbedingt den Jakobsweg gehen. Er sprach davon immer wie von einer Art Suche …“
„Und du hast es getan. Dein Großvater wäre sicher sehr stolz auf dich.“ Er verschlang seine Finger mit ihren und überraschte sie damit, dass er sie auf die Seite ihres Mundes küsste, wobei sein unrasiertes Kinn sich rau an ihrer weichen Haut rieb. Wie immer in seiner Nähe war sie von seiner Wärme und dem sinnlichen Duft seines Rasierwassers wie hypnotisiert. Gerade als er sich wieder zurückzog, explodierte das Blitzlicht einer Kamera in ihre Gesichter.
„ Imbécil!“
Ärgerlich erhob Leandro sich, um den grinsenden jungen Mann anzusprechen, der sich erdreistet hatte, ein Foto von ihnen zu schießen. Wie man an seiner professionell aussehenden Kamera erkennen konnte, war er ein Paparazzo. Während Leandro einen Schwall spanischer Beschimpfungen über ihn ergoss und ihn gerade am Kragen packen wollte, drehte der Fotograf sich plötzlich um und flüchtete.
Leandro sagte sich, dass er allmählich an so etwas gewöhnt sein sollte, dass es ihm nicht immer möglich war, seine Privatsphäre so abzuschirmen, wie er es wollte, war aber trotzdem schockiert und wütend über dieses inakzeptable Eindringen in seinen Abend mit Isabella. „Zweifellos werden wir dieses Fotos in den
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