JULIA EXTRA BAND 0274
„Vor siebzehn Monaten ist mein Ehemann von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden, und mein Herz war so kalt wie Marmor. Ich wusste nicht, wie ich weiterleben sollte. Als Leandro mich anrief, um mir diese unglaublichen Neuigkeiten mitzuteilen, war es, als ob Gott meine Gebete erhört und mir das eine gegeben hätte, das mir helfen würde, meinen Schmerz zu erleichtern. Danke, Isabella … ich danke dir dafür, dass du dieses schöne Kind geboren hast und mir dadurch einen Grund zum Weiteleben gibst.“
Isabella versuchte, die Tränen, die ihr plötzlich in die Augen gestiegen waren, fortzublinzeln. Gerührt erwiderte sie Constanzas Blick und erlaubte ihr, ihre Hand zu halten. Sie erinnerte sich an den Schmerz auf Leandros Gesicht, als er ihr vom Tod seines Vaters berichtet hatte, und ihr Herz schwoll an vor Liebe und Mitgefühl für ihn. Gleichzeitig war sie bekümmert, weil er ihre Anteilnahme und ihren Trost so rigoros abgelehnt hatte. Sie nahm sich vor, heute Abend, wenn er nach Hause kam, mit ihm zu sprechen – ganz offen mit ihm zu sprechen.
„Mein Baby gibt auch mir einen Grund zu leben, Constanza“, gestand sie leise. Während sie erst ihren Sohn und dann die andere Frau voller Wärme anlächelte, wünschte sie sich, dass ihre Mutter auch nur halb so wohlwollend und verständnisvoll wäre …
Leandro kehrte erst gegen neun Uhr an diesem Abend nach Hause zurück. Raphael schlief schon tief und fest in der antiken Wiege, die Constanza für ihn mitgebracht hatte, und Isabella hatte ihren Teil der wunderbaren Paella gegessen, die von seiner Haushälterin für sie beide vorbereitet worden war. Ihre innere Uhr musste sich erst an die späteren Essgewohnheiten gewöhnen. Sie hatte sich mit hochgezogenen Beinen auf dem Sofa zusammengerollt und versucht, ihr unzulängliches Spanisch mit Hilfe eines Wörterbuchs, das sie in einem der Bücherregale gefunden hatte, etwas aufzupolieren, alssie das Geräusch von Reifen in der Auffahrt hörte. Seit dem Tod ihres Großvaters hatte Isabella wenig Gelegenheit dazu gehabt, ihren Wortschatz zu erweitern, und nun bedauerte sie, dass sie nicht an einem Sprachkurs teilgenommen hatte. Sie hörte eine Tür zuschlagen, legte das Buch beiseite und schwang ihre Beine auf den Boden. Hastig stand sie auf, als Leandro die Tür öffnete und in den Raum trat.
„ Hola!“ Leandro begrüßte sie mit einem so umwerfenden Lächeln, dass sie einen Moment lang nicht mehr klar denken konnte. Sie war so verwirrt, dass es ihr plötzlich vor Verlegenheit nicht möglich war, die Begrüßung auf Spanisch zu erwidern – obwohl sie ihm unbedingt zeigen wollte, wie gewillt sie war, die Sprache zu lernen und anzuwenden.
„Hi. Wie war dein Tag?“
„Er wird von Sekunde zu Sekunde besser, jetzt, wo ich zu Hause bin und dich ansehen kann“, antwortete er, ohne zu zögern. Doch obwohl seine Neckerei ihr insgeheim gefiel, entdeckte Isabella sofort die Anzeichen von Erschöpfung und Anspannung in seinem Gesicht. Er warf seine Lederjacke achtlos auf einen Stuhl und kam auf sie zu. Isabella hätte schwören können, dass sie ihren eigenen Herzschlag hören konnte, als er sich ihr näherte. „Ich bedaure, dass ich es gestern Nacht verpasst habe, zu dir in unser Bett zu kommen. Aber vielleicht warst du insgeheim sogar froh darüber, dass ich nicht da war?“
Es tat ihr im Herzen weh, dass er das vielleicht wirklich annehmen konnte. Isabella berührte ihn am Ärmel. „Du irrst dich. Ich habe dich vermisst.“
Er musterte sie einen Moment lang intensiv, wie um sicherzugehen, dass sie ihm auch wirklich die Wahrheit sagte, dann lächelte er erleichtert.
„Ich habe es nicht geschafft, weil so kurz vor Beginn der Dreharbeiten immer noch letzte Probleme auftauchen, die gelöst werden müssen. Den größten Teil der letzten Nacht habe ich am Telefon verbracht und mir dann nur früh am Morgen ein kurzes Schläfchen auf dem Sofa in meinem Arbeitszimmer genehmigt. Ich wollte es nicht riskieren, dich und Raphael aus dem Schlaf zu reißen. Aber erzähl mir lieber, wie du den Tag verbracht hast, Isabella!“
Er betrachtete ihre Lippen mit wollüstigem Blick undwartete ungeduldig auf ihre Antwort. Zu hören, dass sie ihn letzte Nacht vermisst hatte, befriedigte Leandro zutiefst. Den ganzen Tag über hatte seine Arbeit seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, aber nach Drehschluss waren seine Gedanken sofort zu seiner Familie zurückgekehrt. Jetzt wurde er von ihrem berauschenden weiblichen Duft
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