JULIA EXTRA Band 0276
melken.“
„Das und eine Menge mehr. Meine Großeltern leben immer noch dort, aber den Hof leitet jetzt ein Onkel von mir.“
„Ihr Vater ist tot?“
Schlagartig verfinsterte sich seine Miene. „Ja, wenn Sie von Edouard reden. Mit dem … Liebhaber meiner Mutter hatte ich nie Kontakt.“
„Wann ist … Thierrys Vater gestorben?“
„Als ich fünfzehn war. Aber ich habe von Edouard auch immer als von meinem Vater gesprochen“, erklärte er ruhig.
„Und wann ist Ihr Bruder gestorben?“
„Am gleichen Tag, bei einem Autounfall.“
„Oh, Max!“ Es gab so viel, was sie noch von ihm wissen wollte, aber Phillippa wusste nicht, wie sie ihre Fragen formulieren sollte. „Arbeiten Sie auch in Paris, wo Ihre Mutter lebt?“
„Ja.“
„Sie sagten, Sie bauen Häuser. Was für welche?“
„Große.“
„Wolkenkratzer?“
„Ja.“
Sie blinzelte. Noch nie hatte Phillippa jemanden getroffen, der Wolkenkratzer baute.
„Arbeiten Sie für irgendjemanden?“
„Wie meinen Sie das?“
„Haben Sie einen Boss?“
„Ich … nein. Ich hatte einen fantastischen Boss. Ich wurde sein Nachfolger, als er vor drei Jahren starb.“
„Dann sind Sie jetzt also Chef einer Baufirma, die Wolkenkratzer baut?“
„So könnte man sagen.“
„Sind Sie sehr reich?“
„Die Vorstellung gefällt Ihnen wohl nicht?“
„Nein.“ Sie zauderte. „Nun, oder vielleicht doch. Ich vermute, es ist ganz angenehm, oder?“
Max lächelte. „Auf jeden Fall.“
Das war nicht gut. Gerade als sie glaubte, alles im Griff zu haben, lächelte er, und Phillippa konnte sich nicht mehr konzentrieren.
„Hmm, stammt Ihr Reichtum aus der fürstlichen Schatulle?“
„Nein, mein Vater war Spieler und nutzte seinen Namen, um sich überall Kredit zu verschaffen. Es hat meine Mutter Jahre gekostet, wieder schuldenfrei zu werden. Tatsächlich gab es ein Hilfsangebot von dem alten Prinzen, aber das hätte sie nie akzeptiert.“
„Erzählen Sie mir von dem Autounfall?“, hakte Phillippa vorsichtig nach, doch Max machte gar nicht den Eindruck, als bereite es ihm ein Problem, ihr gegenüber offen zu sein.
„Mein Vater war betrunken“, gestand er geradeheraus. „Der besagte Familienfluch. Aber anders als Alice sah er nie einen Anlass, seine Sucht zu zügeln.“
„Und in den Schoß dieser Familie wollen Sie Luc verpflanzen?“, entfuhr es Phillippa gegen ihren Willen.
„Sie sind alle tot. Luc gehört einer neuen Generation an. Und im Zweifelsfall hat er ja Sie, um ihm den Kopf zurechtzurücken, sollte er jemals in Gefahr geraten, übermütig zu werden“, fügte er mit sanftem Spott hinzu.
„Sie sind aber nach Australien geflogen, mit dem festen Vorsatz, den Jungen mitzunehmen, da kannten Sie mich noch gar nicht.“
Einen Moment blieb es ganz still, dann hob Max die Hand und strich Phillippa ganz sacht mit einem Finger über die Wange. „Aber jetzt kenne ich Sie … und Sie kennen mich.“
„Das … das ist doch nur eine dumme Anmache“, murmelte Phillippa erstickt. Urplötzlich spielten sie außerhalb ihrer Liga, dessen war sie sich sehr bewusst. „Ich bin ein Niemand, und Sie sind ein Prinzregent.“
„Niemand ist ein Niemand. Machen Sie sich nicht immer selbst herunter, Phillippa.“
Erneut herrschte Schweigen zwischen ihnen, aber es war nicht unangenehm, und weder Phillippa noch Max schienen das Bedürfnis zu haben, es zu brechen.
„Wie sind Sie denn nun zu Ihrer eigenen Baufirma gekommen“, setzte Phillippa nach einer ganzen Zeit ihre Fragestunde fort.
„Wie ich bereits sagte, ich ging zu jemandem, der …“
„Ja, ja, zu einem Häuserbauer, der Ihnen gezeigt hat, wie man Häuser baut. Wie alt waren Sie da?“
„Fünfzehn.“
„Fünfzehn?“
„Der Ertrag des Bauernhofs reichte nicht, um uns alle satt zu machen.“
„Ihre Mutter hat nicht gearbeitet?“
„Meine Mutter saß im gleichen Unfallwagen wie mein Vater und Thierry. Seitdem ist sie von der Hüfte abwärts gelähmt. Mein Boss war ein alter Freund meiner Großeltern, und ich wurde sein Protegé. Trotzdem denke ich, dass ich meinen jetzigen Posten mehr als verdient habe.“
„Hm, wer zahlt eigentlich die Flugtickets und alles andere?“
„Ich kann es mir später aus der fürstlichen Schatulle zurückholen, wenn Luc erst auf dem Thron sitzt“, sagte Max augenzwinkernd.
„ Wenn es tatsächlich dazu kommt!“, erinnerte ihn Phillippa.
„So ist es, Ma’am. Sie sollten sich vielleicht etwas frisch machen, gleich wird das Frühstück
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