JULIA EXTRA Band 0276
roten Teppichs erwartete sie eine riesige Luxuslimousine, neben der ein uniformierter Chauffeur stand und salutierte.
„Es ist so warm“, flüsterte Luc neben ihr überwältigt. „Die Sonne scheint, und wir fahren in ein Schloss …“
„Ich wünschte, ganz Tanbarook könnte uns jetzt sehen“, sprach Phillippa ihren geheimen Wunsch aus, und Max lachte.
„Sie wollen ein Familienfoto für die Zeitungen? Luc, halte Phillippas Hand fest und lehne dich an mich. Wir rücken dann zusammen an Dolores heran, damit sie sich nicht bewegen muss.“ Innerhalb von Sekunden war der Fotoaufbau perfekt. „Lächeln“, raunte Max Phillippa zu.
„Warum?“
„Weil wir für Monte Estella das sind, was einer Fürstenfamilie am nächsten kommt, und weil ganz Tanbarook uns sehen wird.“
„Ich gehöre nicht zur Familie“, raunte Phillippa zurück und bemühte sich trotzdem, ein Lächeln zustande zu bringen. „Muss Dolores eigentlich nicht in Quarantäne bleiben, bis sie von einem Tierarzt untersucht wird?“
„Das ist bereits vor dem Abflug geschehen. Sie ist jetzt ganz offiziell ein fürstlicher Wachhund. Und Sie sind mindestens so fürstlich wie ich.“
„Niemals …“, brachte Phillippa hinter ihrem eingefrorenen Lächeln hervor. „Ich bin nur die Gouvernante und müsste drei Meter weiter hinten stehen.“
„Ich auch“, schloss sich ihr Max sofort an. „Oder noch viel weiter weg, aber Sie wollten mich ja unbedingt dabeihaben.“
„Ich …“
„Lächeln, Phillippa … lächeln. Denken Sie an die Fürstenfamilie …“
„Haben Sie nicht behauptet, Sie seien gar kein Familientyp?“
Plötzlich war der amüsierte Ausdruck aus Max’ Gesicht verschwunden. „So ist es.“
„Aber warum nicht? Sie kommen wunderbar mit Kindern und Hunden zurecht, und für Luc und die Mädchen rangieren Sie gleich nach dem Weihnachtsmann.“
Max blieb ihr die Antwort schuldig. Um ihn herum klickten Kameras, und mit einiger Anstrengung gelang es ihm, sein Lächeln zurückzuzwingen … doch diesmal war es nicht echt.
Ja, warum war er nicht familientauglich? Warum hatte er bisher immer gezögert, den nächsten Schritt zu tun … vom Liebhaber zum Ehemann?
„Heirate nie!“, hörte er seine Mutter sagen. „Leiste dir Affären, so viel du willst, aber lass dich nicht einfangen und unglücklich machen.“
Natürlich war das nicht der Grund, warum ihm eine Heirat bisher nie in den Sinn gekommen war, aber …
„Sie sind doch nicht etwa schwul?“
„Was haben Sie gesagt?“, fragte er fassungslos, doch Phillippa zuckte mit keiner Wimper, als er sie entgeistert anstarrte.
„Lächeln …“, erinnerte sie ihn. „Ich habe nur gefragt, ob Sie schwul sind.“
„Habe ich Sie nicht vor Kurzem noch geküsst?“
„Das soll ein Beweis sein?“
„Natürlich, der Kuss war schließlich nicht … platonisch.“
„Nein …“, sagte sie gedankenverloren. „Das finde ich auch. Allerdings habe ich kaum Erfahrung in derlei Dingen.“
Sie wollte ihn herausfordern, so viel war klar. Während Max immer noch den Fotografen zulächelte, neigte er leicht den Kopf, wobei er peinlichst vermied, Phillippa anzuschauen. „Noch ein Wort, Phillippa Donohue …“, raunte er heiser. „Dann setze ich die Zwillinge auf den Boden, reiß dich in meine Arme und zeige dir, was ganz bestimmt kein platonischer Kuss ist …“
„Uuh!“, machte Phillippa und schauderte wohlig. Einmal, weil Max plötzlich zum vertraulichen Du übergegangen war, zum anderen bei der Vorstellung, er könne seine verwegene Drohung tatsächlich wahr machen. „Vor all den Leuten? Das wagst du nie.“
„Stimmt.“ Immerhin klang es bedauernd. „Aber auch nur, weil es unser Leben noch komplizierter machen würde, als es so schon ist.“
Zugegeben, das kleine Zwischenspiel hatte sie auf eine seltsame Weise erregt. Weit mehr als die gestelzte Willkommensrede von offizieller Seite. Und die Fahrt zum Schloss in dieser noblen Staatskarosse, in der Max und sie sich gegenübersaßen – die Kinder an ihrer Seite und Dolores auf ihren Füßen –, tat noch ihr Übriges.
„Das war ziemlich dumm“, sagte Phillippa leise, nachdem sie etwa eine Viertelstunde gefahren und die Kinder vor Aufregung und den Nachwirkungen des Jetlags erneut eingeschlafen waren.
„Was?“
„Mich zu küssen.“
„Habe ich doch gar nicht. Einmal wegen der Kinder auf meinem Arm und wegen der Fotografen, die …“
„Ich meine im Flugzeug.“
„Das war notwendig und längst überfällig, weil
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