JULIA EXTRA Band 0276
diesem Schloss abladen und dann kneifen?“
„So würde ich es nicht ausdrücken.“
„Wie dann? Erst geben Sie uns alle möglichen Versicherungen, und dann werden Sie nicht einmal vor Ort sein, um dafür zu sorgen, dass sie auch eingehalten werden? Was bedeutet überhaupt der Ausdruck Prinzregent genau?“
„Es ist eine Stellvertreterrolle. Ich erledige für Luc die Papierarbeit und treffe die notwendigen Entscheidungen im Sinne des zukünftigen Kronprinzen, bis er alt genug ist, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen.“
„Aber Sie sind illegitim, wieso dürfen Sie dann regieren?“
„Es gibt niemanden außer mir.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Es ist auch schwer zu verstehen, hängt aber mit einer Klausel in der Erbfolge zusammen, von der ich selbst erst seit Kurzem weiß. Deshalb bin ich auch erst vier Wochen nach Bernards Tod hierhergekommen. Vorher war ich davon überzeugt, dass mich die ganze Angelegenheit nichts angeht.“
„Und was haben Sie dabei zu gewinnen?“
„Nichts. Aber das Land braucht einen neuen Herrscher. Dieser Tatsache kann ich mich nicht verschließen. Das Wichtigste ist, dass Luc zunächst offiziellen Anspruch auf sein Geburtsrecht erhebt. Wenn er sich gar nicht in die Rolle einfinden kann, besteht später immer noch die Möglichkeit, abzudanken. Bis dahin könnte eine gemäßigte Regierung etabliert werden, die im Sinne des Volkes agiert. Und damit wäre den korrupten Politikern, die seit Langem versuchen, das Land in den totalen Ruin zu treiben, das Handwerk gelegt.“
„Und das können Sie tun?“
„Ja, aus den Kulissen heraus.“
Phillippa runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. „Sie meinen, ich soll hier und jetzt eine Entscheidung treffen, die das Leben …“
„Einer ganzen Nation betrifft“, vollendete er den Satz für sie. „Ja, so ist es leider.“
„Sie sind verrückt.“
„Mag sein, aber ich habe Ihnen Steaks, Kakao und Feuerholz besorgt und beim Melken geholfen. Ganz so schlecht kann ich also nicht sein.“
„Glauben Sie ja nicht, mich damit einwickeln zu können! Ich habe Sie nicht um Ihre Hilfe gebeten.“
„Das stimmt, aber ich habe sie Ihnen gern gewährt …“
Und da war es wieder, dieses Lächeln, das sie ganz schwach machte und ihr Blut in flüssige Lava zu verwandeln schien.
„Es ist unfair, als attraktiver Prinzregent aus einem Märchenreich aufzutauchen und dem armen Aschenbrödel verführerische Dinge wie Sonne, Schlösser und Swimmingpools wie ein Bündel Karotten vor die Nase zu halten, um sie zu verführen …“, seufzte Phillippa.
Max hob die dunklen Brauen. „Finden Sie nicht, dass Sie jetzt eine Spur zu melodramatisch sind?“
„Natürlich bin ich melodramatisch!“, platzte Phillippa so laut heraus, dass Dolores aus ihrem Tiefschlaf auffuhr und heiser zu bellen begann.
„Das ist kein Grund zum Schreien“, versuchte Max sie zu beschwichtigen und tätschelte gleichzeitig den mächtigen Schädel des verstörten Hundes.
„Ha, wenn das keiner ist, welcher dann? Okay, Sie wollen eine schnelle Entscheidung, hier ist sie: Ich stimme zu, für vier Wochen mit den Kindern nach Monte Estella mitzukommen, wenn Sie … “, angesichts ihres scharfen Tonfalls zuckte Max unwillkürlich zusammen. „Wenn Sie für die gesamte Dauer unseres Aufenthalts bei uns bleiben.“
„Das ist nicht f…“
„Nicht fair, wollten Sie sagen?“, fuhr sie ihm in die Parade. „Wer fragt danach.“
Max schaute in Phillippas blitzende Augen und war hingerissen. Sie sah aus wie ein leibhaftiger Racheengel. Ihn beherrschte plötzlich nur noch ein einziger Gedanke.
Er wollte Phillippa küssen. Auf die flammenden Wangen, die wütend zusammengeschobenen Brauen, das energische kleine Kinn und den großen weichen Mund, der jetzt zu einer schmalen Linie zusammengepresst war.
„Nun?“
Er wollte sie wirklich küssen.
„Das … das Schloss ist wirklich die reinste Luxusoase. Es gibt keine Notwendigkeit für mich, dort zu bleiben.“
„Wenn es allein um mich ginge, müssten Sie auch nicht bleiben, aber wegen der Kinder …“
Er schaute ihr in die Augen, und sie hielt seinem Blick mit Leichtigkeit stand.
Er wollte sie immer noch küssen.
„ Ich bin bereit, mich in das Unvermeidliche zu fügen … und Sie, Max?“
„Ja, ich …“
„Gut, dann ist es abgemacht. Sie müssen ja nicht zu dicht an uns kleben, das wäre mir gar nicht recht.“
„Nicht?“
„Nein, Sie beunruhigen mich nämlich“, erklärte sie in schöner
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