JULIA EXTRA Band 0276
Offenheit.
„Tu ich das?“ Gegen seinen Willen schöpfte Max Hoffnung.
„Ich weiß auch nicht, warum, aber es gefällt mir nicht. Und hören Sie endlich auf, mich so anzustarren, das beunruhigt mich nur noch mehr. Außerdem gibt es da noch ein kleines Problem …“
„ Noch ein Problem?“
„Ja, und so klein ist es auch wieder nicht.“ Phillippas Blick wanderte zu Dolores, die wieder schlafend vor dem Kamin lag, und Max’ Blick folgte ihrem voller Entsetzen.
„Wäre sie hier in ihrer gewohnten Umgebung nicht viel glücklicher?“, fragte er versuchsweise.
„Ohne uns? Mitten im australischen Winter?“
„Die meisten Hunde …“
„Sie ist nicht wie die meisten Hunde. Dolores kommt mit. Entweder wir alle oder keiner. Ich weiß allerdings nicht, was für Quarantänebestimmungen …“
„Ich werde mich auch darum kümmern“, versprach Max hastig und war immer noch von dem Gedanken beherrscht, Phillippa zu küssen. Doch er tat es nicht.
Achtundvierzig Stunden später fand sich Phillippa in einem luxuriösen Sitz der ersten Klasse eines Jumbojets wieder, der gerade Sibirien überflog, mit direktem Kurs auf Monte Estella.
Bis zur Abreise war noch so viel zu erledigen gewesen, dass sie in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen war, kaum dass der Flieger vom Boden abgehoben hatte. Als sie erwachte, stellte sie fest, dass die Kabinenlichter ausgeschaltet waren und von draußen durch die Fenster ein fahles graues Licht hereindrang.
Auf der anderen Seite des Ganges lagen Luc und die Zwillinge noch in tiefem Schlaf. Zusammengerollt und aneinandergeschmiegt wie kleine Hundewelpen. Sie hatten den Aufenthalt in der ersten Klasse in vollen Zügen genossen, bis ihnen die Augen zugefallen waren.
Phillippa hoffte nur, dass Dolores genauso friedlich in ihrem beheizten Transportbehälter schlief, den sie vor dem Abflug noch genau inspiziert hatte.
War ihre Entscheidung wirklich richtig gewesen? Das fragte sich Phillippa jetzt wohl schon zum hundertsten Mal. Sie hatte mit allen Leuten Kontakt aufgenommen, deren Namen und Adressen Max ihr nannte, und sie alle bestätigten seine Angaben im Detail und gaben ihm ein Leumundszeugnis, das ihn mindestens als Kronprinz qualifiziert hätte.
Erneut schaute Phillippa zu den drei Kindern hinüber, die ihrer Fürsorge anvertraut waren, und für die sie hoffentlich doch die richtige Entscheidung getroffen hatte.
„Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, sie zu verlassen?“, hörte sie Max neben sich fragen und fuhr vor Schreck zusammen. In der dämmerigen Kabine konnte sie nur seine Umrisse ausmachen. Er hatte seinen Sitz in eine leichte Schräglage gebracht, während ihrer flach wie eine Matratze eingestellt war.
Phillippa fingerte an ihrem Stellhebel herum, und ihr Sitz schoss nach oben, in rasantem Tempo an Max vorbei. Einen Moment lang saß sie steif wie eine Statue senkrecht da und kam sich schrecklich albern vor. Und in der nächsten Sekunde spürte sie bereits seinen Arm, der sich über sie zu dem Hebel schob und ihren Sitz ganz sanft in die gleiche Position gleiten ließ, in der seiner war.
Phillippa zog unwillkürlich die Luft ein, als ihr ein herber, verführerisch männlicher Duft in die Nase stieg. Ihre Gesichter waren jetzt nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Unauffällig versuchte sie, etwas zur Seite zu rücken.
„Keine Angst, Phillippa, ich beiße nicht.“ Der amüsierte Unterton in Max’ Stimme war nicht zu überhören. „Und auch sonst hege ich keine unlauteren Absichten …“
„Wäre wohl auch schwer möglich, mit drei Kindern und Dolores als meinen Aufpassern“, entfuhr es ihr. Wie gut, dass Max nicht sehen konnte, wie ihr die Röte den Hals hinauf ins Gesicht stieg.
Wenn er nur nicht so verflixt gut aussehen würde. Und so unglaublich sexy wäre.
Weiß ich überhaupt, was das ist? fragte sie sich gleich darauf. Auf jeden Fall weckte er Gefühle in ihr, die sie seit Jahren erloschen glaubte, und andere, die sie noch nie empfunden hatte.
„Haben Sie die Farm nach Ginas Tod überhaupt jemals verlassen?“
Phillippa schüttelte stumm den Kopf.
„Verspürten Sie denn nie das Bedürfnis danach?“
„Nein, als Alice starb, war Gina schrecklich beunruhigt, weil sie keine Familie mehr hatte. Ich versprach ihr, immer für sie und die Kinder da zu sein.“
„Und jetzt sind Sie entschlossen, dieses Versprechen um jeden Preis einzuhalten.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Gina und Alice waren meine
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