JULIA EXTRA Band 0281
Neuankömmlingen gleich auf die Nase zu binden.
Alex setzte sich in den bequemen Sessel vor dem Schreibtisch und trank einen Schluck Bier. „Ich wette, dass du dich wie ein echter Macho fühlst, wenn du bei der süßen kleinen Lady die Büsche stutzt.“
„Sie ist nicht klein, sondern größer als du“, sagte Tom gnadenlos und brachte Alex damit wie erwartet zum Schweigen. „Außerdem geht es mir wirklich nur um den Job. Jobs sind immer nur Mittel zum Zweck.“ Er trank einen Schluck, dann ging er zum Fernseher und schaltete ihn ein.
„Ich weiß“, sagte Alex mitfühlend. „Dir ging es darum, genug Geld zu verdienen, um Tess die beste medizinische Behandlung zu ermöglichen.“
„Richtig. Und wenn ich die Arbeit für Maggie Bryce erledigt habe, werde ich sie grüßen, wenn sie an mir vorbeifährt, mehr aber nicht.“
Und wenn Alex wüsste, dass ich für meine Mühe nur eine mit blauer Farbe bedeckte Leinwand erhalte, würde er sich vor Lachen ausschütten, dachte Tom.
Am späten Vormittag des nächsten Tages verkündete Lärm vor der Tür von Belvedere die Ankunft der „Mittwochmädels“ Freya, Sandra und Ashleigh. Smiley verzog sich nach draußen.
Als Erste kam Sandra ins Wohnzimmer. Das dunkle, lockige Haar hatte sie zu zwei Rattenschwänzen gebunden, die blauen Augen mit schwarzem Kajal dick umrandet. Sie trug schwere Springerstiefel, und ihre Schritte dröhnten auf dem alten Parkett.
„Guten Morgen, tut mir leid, dass wir spät dran sind, Maggie, aber Freya ist schuld“, sagte sie und ließ einen großen schwarzen Sitzsack mitten im Zimmer auf den Boden fallen.
Freya, alleinerziehende Mutter von sechsjährigen Zwillingstöchtern, erschien als Nächste. Ihr kurzes rotes Haar war zerzaust, ihre sonst blassen Wangen leicht gerötet. Sie trug eine Picknickdecke über dem Arm und eine große Kühlbox in der rechten Hand.
„Lies es oder lass es“, rief sie über die Schulter zurück. „Mir ist das egal. Du schimpfst doch immer über die männliche Dominanz in der Kirche, und Sakrileg behauptet so ziemlich dasselbe.“
Hinter ihr kam Ashleigh herein, Maggies ehemalige Kunstlehrerin, die Älteste im „Club“. Zwar war sie schon über fünfzig, wirkte aber mit ihrem kurzen blonden Lockenkopf und den fließenden Kleidern in gedämpften Farben irgendwie alterslos.
Sie lächelte heiter und stellte einen samtbezogenen Stuhl ab, bevor sie Maggies neuestes Werk auf der Staffelei kritisch betrachtete und dann zu den anderen Exemplaren der Blauen Wirbel blickte, die auf dem Boden gestapelt waren.
Dann hakte sie sich bei Maggie ein. „Das neue macht Fortschritte, oder?“
Maggie war anderer Meinung, behielt das aber für sich. „Möchtet ihr Wein?“, fragte sie ihre Freundinnen.
„Ja, riesig gern“, antwortete Freya und trug die Kühlbox in die Küche.
„Für mich gleich ein großes Glas“, sagte Sandra und betrachtete, während sie eine Zigarette aus der Tasche nahm, Maggies Bild konzentriert. „Was soll das darstellen?“
„Keine Ahnung“, gestand Maggie. „Aber es hat mittlerweile einen Titel: Big Blue. Und rauch bitte draußen, Sandra!“
„Okay.“ Sandra schob die Zigarette zwischen die Lippen und ging auf die Veranda.
Maggie sah Ashleigh vielsagend an. „Erinnerst du dich daran, wie es war, so jung zu sein?“
„Ich war nie so jung“, antwortete die Ältere trocken.
Freya kam mit drei Gläsern Wein aus der Küche. „Woran arbeitest du gerade?“
Maggie wies mit dem Daumen zur Staffelei.
„Aber das ist eine Landschaft“, stellte Freya verblüfft fest.
„Richtig. Ich wollte mal etwas Neues probieren.“
„Ist das vernünftig?“, gab Freya zu bedenken und reichte ihr das eine Glas, Ashleigh das andere. „Es ist doch so, als würde eine Kinderbuchautorin plötzlich erotische Liebesromane verfassen. Ziemlich riskant, was die Verkaufschancen betrifft.“
„Schon, aber ich habe keine Wahl. Zurzeit bringe ich einfach keine Porträts zustande.“
Dass Freya, die Töpferin war, es nicht verstehen würde, war Maggie klar. Malen war jedoch kein Job, den man in einem Acht-Stunden-Tag erledigte, sondern hatte etwas Magisches. In der Kunst drückte sie ihre Gefühle aus, die guten wie die schlechten. Deshalb war es so lähmend, wenn sich bleierne Gleichgültigkeit breitmachte und die Quelle der Inspiration sozusagen versiegte.
„Mal doch ihn!“, rief Sandra von der Veranda her und wies nach unten. Von dort erklang gleich darauf das Dröhnen einer Motorsäge.
„Ach du
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