JULIA EXTRA Band 0281
liebes bisschen!“ Bevor Maggie sie aufhalten konnte, eilten die beiden anderen nach draußen, und sie folgte notgedrungen.
„Mal was Neues“, meinte Ashleigh halblaut.
Unten stand Tom breitbeinig da, um einen sicheren Stand zu haben, und schwang die Motorsäge wie ein Schwert. Sein dunkles Haar war feucht und zerzaust, auf seinen muskulösen Armen glänzten Schweißperlen.
Sandra seufzte vielsagend, und Maggie musste sich insgeheim eingestehen, dass Tom wirklich einen fantastischen Anblick bot.
„Ich hab von ihm schon gehört“, sagte Freya. Es klang vorwurfsvoll. „Das ist Tom Campbell. Was macht er denn hier?“
Maggie ging wieder nach drinnen, weil sie nicht dabei ertappt werden wollte, wie sie Tom anstarrte. Freya und Ashleigh folgten ihr, Sandra blieb, wo sie war.
„Sandra!“, rief Ashleigh und schnippte mit den Fingern.
Seufzend drückte die junge Frau die Zigarette in einem der Blumentöpfe aus und warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf Tom, bevor sie ebenfalls nach drinnen kam.
Maggie nahm ein dickes Kissen aus einem Wandschrank und setzte sich auf den Boden.
Ashleigh ließ sich anmutig auf dem Samtstuhl nieder, Sandra kuschelte sich in den Sitzsack, und Freya streckte sich auf der Decke aus.
„Tom Campbell rodet das Dickicht“, erklärte Maggie schließlich.
Sandra zog vielsagend die gepiercten Brauen hoch.
„Ich kann ja nicht mal richtig kochen, geschweige denn mit einer Motorsäge umgehen“, rechtfertigte Maggie sich. „Und als ich die erste Nummer in den gelben Seiten unter Dienstleistungen aller Art anrief und Mr. Campbell engagierte, konnte ich ja nicht wissen, dass er so ein Prachtexemplar ist.“
„Wer’s glaubt!“, kommentierte Sandra.
„Maggie, wir waren uns doch einig, dass du hier wieder Zugang zu dir selbst und deiner Kunst finden sollst. So ein Muskelprotz lenkt da nur ab.“ Das kam natürlich von Freya.
Ich finde aber zu gar nichts mehr Zugang, hätte Maggie am liebsten gerufen. Seit sie hier war, fühlte sie sich von allem abgetrennt, von ihrem Leben, ihrem Zuhause, ihrer Schaffenskraft, die ihr so lange als Stütze gedient hatte.
Ihre Freundinnen hatten ihr hingebungsvoll zu helfen versucht und ihr versichert, ein geruhsames Leben am Meer würde alles ins Lot bringen. Nun wagte sie nicht, ihnen zu gestehen, dass bis jetzt absolut gar nichts besser geworden war.
„Du findest ihn also attraktiv, Freya?“, sagte Sandra herausfordernd.
„Jedenfalls weiß ich, dass er den vergangenen Sommer mit einer Amerikanerin herumgezogen ist, die jedem, der es hören wollte – oder auch nicht –, erzählte, sie hätte bei ihrer Scheidung Mornington Manor erhalten und könne es gar nicht erwarten, dieses originelle Häuschen zu verkaufen und nach Kalifornien zurückzukehren.“
„Na und? Er hatte also eine Affäre, aus der nichts weiter geworden ist“, kommentierte Sandra unbeeindruckt. „Das haben wir doch alle schon mitgemacht. Und du, Freya, mochtest die Amerikanerin nur deswegen nicht, weil sie einen deiner Keramiktöpfe niedlich genannt hat. Übrigens haben die meisten hier ihre Häuser bei der Scheidung zugesprochen bekommen.“
„Maggie nicht“, warf Freya ein. „Sie hat Belvedere mit eigenem Geld erstanden. Und sie will es nicht verkaufen und nach Melbourne zurück, sobald der Schuft die Papiere unterschrieben hat.“
Maggie sagte dazu nichts. Ihre Freundinnen waren heute besonders lebhaft, und wenn sie ihnen gestand, wie schlecht es ihr finanziell mittlerweile ging, würden sie unerträglich werden in ihrer Hilfsbereitschaft. Heute wollte sie nur ein Glas guten Wein, gutes Essen und angenehme Gesellschaft. Zu allem anderen war sie zu müde.
„Da wir nun festgestellt haben, dass dieser Tom ungebunden ist, könnte Maggie ja eine Affäre mit ihm anfangen“, schlug Sandra vor. „Sie hatte bestimmt schon lange keine mehr – wenn überhaupt jemals. Stimmt’s, Maggie?“
Ja, es stimmt, gab Maggie im Stillen zu. Sie war immer vorbildlich gewesen, als Tochter, Verlobte und als Ehefrau. Und was hatte es ihr eingebracht? Nichts als Enttäuschungen. Die waren bei einer Affäre vorprogrammiert. Deshalb würde sie sich darauf bestimmt nicht einlassen, es sei denn, man würde ihr garantieren, dass sie zu einem Happy End führte.
„Ich bin hier in Portsea, um zu arbeiten, meine Damen“, erklärte sie kühl und setzte sich bequemer hin. „Tom kümmert sich die nächsten eineinhalb Wochen um meinen Garten, anschließend wird er für jemand anderen
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