JULIA EXTRA Band 0281
Nähe sind. Dann wird ihm auffallen, dass er noch nicht schwimmen war. Das heißt, er wird wollen, dass du mit ihm an den Strand gehst. Und das wiederum bedeutet, dass wir uns nicht allzu viel Zeit lassen sollten. Liebe mich – schnell!“
„Ach, Kyria Xander Anaketos in spe …“ Xanders Stimme klang heiser, und seine Augen glänzten erwartungsvoll. „Es ist mir ein absolutes Vergnügen, dir diesen Wunsch zu erfüllen.“
Er senkte seinen Mund auf ihren und küsste sie mit all der Zärtlichkeit und dem Verlangen, die ihn für diese einzigartige Frau erfüllten.
EPILOG
Die Abendsonne tauchte die Ägäis in einen goldenen Glanz. In einem riesigen Rollstuhl auf dem Vorderdeck thronend und mit einem sehr extravaganten Hut geschmückt, beobachtete Vi die Szenerie. Ein zufriedenes Lächeln erhellte ihr runzliges Gesicht. Aber es war nicht der in Gold und Rot getauchte Himmel, der ihre Zustimmung fand. Es war der Anblick von Clare und Xander, die – noch immer in vollem Hochzeitsornat –, einander die Arme um die Taille gelegt hatten. Sie blickten über die Reling hinaus auf das Meer, auf dem sich die große Jacht ruhig ihren Weg bahnte.
Auf Vis Schoß saß Joey, der in seinem Anzug – einer Miniaturausgabe von Xanders Smoking – prächtig aussah.
„Erzähl mir eine Geschichte, Nan“, sagte Joey.
Vi machte es sich in den Kissen gemütlich und griff nach ihrer Tasse Tee. Er reichte zwar nicht an einen richtigen englischen Tee heran – er war ja auch von einem griechischen Koch zubereitet worden –, aber sie war dennoch sehr dankbar dafür. Es war für sie ein langer Tag gewesen, aber einer, der sie erleichterte. Junge Menschen konnten ja so töricht sein, so blind und stur … Es brauchte wirklich viel, um sie zur Vernunft zu bringen.
„Eine Geschichte?“, fragte sie ihn und trank einen Schluck von ihrem Tee, bevor sie die Tasse vorsichtig abstellte. Ihr Blick glitt zu dem Paar an der Reling, das sich nun einander zugewandt hatte. „Tja, mal sehen. Es war einmal eine Prinzessin, in die sich ein Prinz verliebt hatte. Aber der war sehr dumm und sagte es ihr nicht. Auch die Prinzessin hatte sich in den Prinzen verliebt. Sie aber war genauso dumm und verschwieg es ihm ebenfalls. So kam es, dass sie sich trennten. Als die Prinzessin dann ein Baby bekam, war sie noch viel dümmer, denn sie erwähnte es mit keinem Wort, und so kam es …“
Joey riss heftig an ihrem Ärmel. Vi wandte den Blick von seinen Eltern ab, die völlig ineinander versunken waren.
„Was ist denn, Mäuschen?“, erkundigte sie sich.
Er sah sie an, und seine Miene drückte Ekel aus. „Nan, erzähl mir eine richtige Geschichte!“, rief er empört. „Mit Rittern, Rüstungen und Drachen. Und schnellen Autos.“
Er kuschelte sich wieder dicht an sie. Vi nippte an ihrem Tee. „Ach, du willst eine richtige Geschichte. Mal sehen, ob ich eine kenne …“
Dann begann sie eine Geschichte zu erzählen, in der alle Elemente vorkamen, die sich ihr Schützling gewünscht hatte.
Am Bug der Jacht stand Xander, der sich zu Clare hinabbeugte, während sie ihm ihr Gesicht entgegenhob. Die untergehende Sonne tauchte ihren Kuss in ein goldenes Licht.
Vi unterbrach ihre Geschichte, um sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Ja, die jungen Leute waren töricht, blind und dickköpfig … Aber am Ende hatten sie es doch noch geschafft.
Und nur das zählte.
– ENDE –
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