JULIA EXTRA Band 0281
tätig werden. Und das war dann alles.“
„Bis dahin ist er allerdings dein Mann für alles“, meinte Sandra vielsagend.
„Nichts da! Ende der Diskussion“, befahl Maggie. „Themenwechsel. Wie kommt ihr mit eurer Arbeit voran?“
Tom schaltete die Motorsäge aus. Der Rücken tat ihm weh, ihm war heiß, und er bedauerte, dass der Weg zum Strand noch lange nicht frei war. Ein kühles Bad in der Brandung wäre jetzt genau das Richtige gewesen.
Trotzdem fühlte er sich alles in allem gut. Er war mit sich zufrieden … und er hatte Hunger. Seltsam, dass Maggie nicht im Lauf des Vormittags nach draußen gekommen war – mit Kaffee und einem Vorwand für ein Gespräch.
Was ging an einem so schönen Tag wie diesem wohl in ihr vor? Er blickte zu den Fenstern hinauf, die jedoch nur das Meer und das Dickicht spiegelten.
Tom wischte sich die Hände an einem Lappen ab, zog das T-Shirt zurecht und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zur Veranda hinauf.
Vielleicht konnte er Maggie heute ein bisschen näher zu ihrer Malerei ausfragen. Es wäre eine gute Überleitung zu einer Einladung zu ihm nach Hause, denn er konnte sie dann bitten, sich seine Kunstwerke anzusehen.
„Darf ich Ihnen meine Sammlung zeitgenössischer Bilder zeigen?“, wäre doch mal eine neue Masche.
„Hallo, Maggie, ich habe übrig gebliebene Nudeln in Ihren Kühlschrank gestellt, die ich …“, begann er und verstummte, als er entdeckte, dass im Wohnzimmer noch drei andere Frauen saßen, die ihn mehr oder weniger interessiert ansahen. „Oh! Guten Tag, meine Damen.“
„Tom!“ Maggie stand auf. „Wie spät ist es denn? Schon Mittag?“
„Das sagt jedenfalls mein Magen“, meinte er.
Eine junge Frau mit Rattenschwänzen und Springerstiefeln stand von einem Sitzsack auf und kam auf ihn zu. „Ich bin Sandra Klein“, stellte sie sich vor und hielt ihm die Hand hin.
Mädchen wie sie werden jedes Jahr jünger, dachte er und schüttelte ihr höflich die Hand. „Ich bin Tom Campbell. Freut mich, Sie kennenzulernen, Sandra.“
„Oh, tut mir leid! Ich hätte die Vorstellung übernehmen sollen“, entschuldigte sich Maggie. „Sandra ist übrigens Comic-Zeichnerin.“
„Ach ja? Habe ich Ihre Zeichnungen vielleicht schon mal in der Tageszeitung gesehen?“, erkundigte er sich.
„Eher nicht“, erwiderte Sandra pikiert und setzte sich wieder.
Genau das hatte er gehofft.
„Sandra macht feministische Cartoons“, erklärte Maggie. „Und meine beiden anderen Freundinnen sind ebenfalls künstlerisch tätig. Allerdings malen sie keine Sonnenuntergänge über Sorrento oder Strandszenen.“
Damit wollte sie ihm anscheinend zu verstehen geben, dass ihre Freundinnen ernst zu nehmende Künstlerinnen waren.
„Ja, wir vier halten uns für etwas ganz Besonderes“, sagte die Älteste, eine Frau mit blonden Locken und einem eindringlichen Blick.
„Sie sind Ashleigh Carruthers!“, meinte Tom begeistert. „Einer meiner Bekannten in Sydney ist ein Fan Ihrer Skulpturen. Er besitzt sogar zwei aus der Serie Tragische Figuren. Sie sind wundervoll.“
„Das finde ich auch.“ Ashleigh schüttelte ihm die Hand.
„Und das ist Freya“, stellte Maggie die Frau mit den kurzen roten Haaren und den verkniffenen Lippen vor. „Sie haben ihre Keramiken bestimmt schon in den Haushaltswarengeschäften in der Stadt gesehen.“
Tom lächelte nur. Er kaufte nicht in Haushaltswarengeschäften ein, und Keramiken fielen ihm schon gar nicht auf.
Freya sagte sekundenlang nichts, dann stand sie auf und verkündete: „Ich hole das Essen.“
„Sehr schön!“ Maggie wandte sich Tom zu. „Sie essen doch mit uns, Tom?“
Aus der Küche kam das verlockende Aroma von sonnengetrockneten Tomaten und Auberginen, und er hätte am liebsten zugestimmt, wenn er nicht in Maggies Augen die stumme Bitte gelesen hätte, die Einladung auszuschlagen.
Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er ein Mittagessen in Gesellschaft dieses fröhlichen Quartetts heil überstehen würde.
„Nein, danke“, lehnte Tom ab. „Ich wollte nur fünf Minuten Pause machen und meine Nudeln aus dem Kühlschrank holen. Es gibt noch viel für mich zu tun. Trotzdem vielen Dank.“
Er wartete, bis Freya aus der Küche kam, dann holte er die Plastikdose mit Nudeln aus dem Kühlschrank und borgte sich eine Gabel.
„War nett, Sie kennengelernt zu haben“, verabschiedete er sich von Maggies Freundinnen und eilte nach draußen.
Ungefähr drei Stunden später hörte Tom lautes Lachen vor
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