JULIA EXTRA Band 0286
Alexander? Wenn Sie das tun, dann werden Sie es nie wert sein, sich einen Sohn von Lefkis zu nennen, selbst wenn Ihnen die Insel gehört …“
„Sind Sie jetzt fertig?“, fragte er kalt. „Gut, dann lassen Sie mich eines erklären. Mein Erfolg gründet sich auf dem festen Glauben an mich und mein Urteilsvermögen. Die Insel wird sich verändern. Ich werde Motorbootrennen veranstalten. Ich werde den Tiefseehafen räumen, um Platz für größere Schiffe zu schaffen. Und ich werde nicht den zukünftigen Wohlstand von Lefkis gefährden, nur um Ihnen und ein paar einheimischen Hitzköpfen zu gefallen!“ Oder um Kiria Theodopulos zu beruhigen, fügte er im Stillen hinzu, als er sah, wie die alte Dame nach Ellies Hand griff.
Das Schweigen im Raum knisterte förmlich vor Spannung, während sie sich wütend anstarrten. In den vergangenen Minuten hatte er mehr Emotionen gezeigt als in den ganzen letzten Jahren. Und Emotionen waren schon immer sein Feind gewesen.
Lautlos drückte er eine Klingel, worauf innerhalb kürzester Zeit der Steward zurückkam. „Sie können den Tee jetzt abräumen“, sagte Kosta. „Wir sind hier fertig.“
„Ich bin noch nicht fertig“, widersprach Ellie, die dabei auf den Rücken des sich bereits wieder entfernenden Stewards starrte.
„Aber ich“, erwiderte Alexander kalt. Er ging an ihr vorbei und öffnete demonstrativ die Tür. „Akzeptieren Sie, was ich Ihnen gesagt habe, andernfalls hören Sie von meinem Agenten. Ich möchte diese Angelegenheit wirklich im Guten regeln, aber …“
Sie verstand die Botschaft. Es ging hier nicht nur um ihren Ankerplatz oder um mögliche Motorbootrennen – es ging darum, ob sie weiterhin auf der Insel würde leben können oder nicht.
Anstatt sich der Verzweiflung hinzugeben, starrte sie ihn voller Zorn an. Dann marschierte sie steif durch den Raum auf ihn zu.
Er trat einen Schritt zurück, um sie vorbeizulassen. Dabei erhaschte er einen Hauch ihres Duftes: Seife, Meer und Maschinenöl. Überraschenderweise empfand er die Kombination als durchaus angenehm. Allerdings tat er gut daran, seine Gedanken für sich zu behalten und sich zum Abschied auf ein kurzes Kopfnicken zu beschränken.
„Leben Sie wohl, Kirie Kosta“, verabschiedete sich Ellie förmlich.
Furchtlos begegnete sie seinem Blick. Den Mund hatte sie zu einer dünnen Linie zusammengepresst, während ihre Augen immer noch Funken sprühten. Sie stand lange genug vor ihm, dass ihm auffiel, wie hell ihre Haare an den Schläfen waren – die Sonne hatte goldene Strähnen hineingezaubert, und egal wie sehr sie die Lippen zusammenpresste, sie hatte immer noch einen perfekten Kussmund.
„Kiria Theodopulos?“ Sie schaute zurück in den Raum.
Mein Gott, die alte Dame hatte er ganz vergessen, und dennoch registrierte er jedes Detail an Ellie. Auf ihrer Wange befand sich ein Klecks Maschinenöl, was seine Aufmerksamkeit wieder auf die hässliche Narbe lenkte …
Als sie sofort die Hand darüber legte, bemerkte er die Scham in ihrem Blick. Das erstaunte ihn, und es ließ ihn weich werden, zumindest ein bisschen. „Machen Sie einen Termin aus, falls Sie mich noch einmal sprechen wollen“, sagte er grimmig, während die beiden Frauen an ihm vorbeigingen.
„Wann kann ich Sie treffen?“, versetzte Ellie wie aus der Pistole geschossen.
„Meine Sekretärin kennt meine Termine.“ Er hatte nicht vor, sich von ihr unter Druck setzen zu lassen. Gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich an seine guten Manieren. Er sollte die alte Dame an Land zurückgeleiten. Also bot er Kiria Theodopulos den Arm, woraufhin Ellie nichts anderes übrigblieb, als den beiden zu folgen.
Als sie das Ufer erreicht hatten, brachte ihn irgendetwas dazu, ihr noch einen Strohhalm zuzuwerfen. „Morgen früh habe ich ein Meeting. Sie sollten dabei sein. Es findet auf neutralem Boden statt“, fügte er mit einiger Ironie hinzu.
„Wo?“, fragte sie interessiert.
„Im Bürgermeisteramt.“
„Das kenne ich.“
Die Begeisterung, mit der sie ihr Anliegen vertrat, versetzte ihm einen Stich. „Es beginnt um elf. Wenn Sie es verpassen, werden Sie keine zweite Chance bekommen.“
„Vielen Dank“, erwiderte sie, so als hätte er ihr etwas ganz Großartiges angeboten.
Vielleicht hätte er hinzufügen sollen, dass sie vor Leuten sprechen würde, die alle auf seiner Gehaltsliste standen, aber warum sollte sie das nicht selbst herausfinden? Auf diese Weise würde es einen größeren Effekt haben und ihr deutlich machen,
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