JULIA EXTRA Band 0286
kleinen Jungen im Stich lassen?“
Tränen brannten in Mias Augen. Aus Liebe zu Bryn hatte diese Frau auf den Mann ihres Lebens verzichtet und auf die Möglichkeit, selbst Kinder zu haben …
„Bryn hat nie mit mir über seine Eltern sprechen wollen“, fuhr Agnes betrübt fort. „Am Anfang versuchte ich es, aber er weigerte sich. Es war, als hätte es seinen Vater und seine Mutter nie gegeben. Ich zeigte ihm Fotos von ihnen und hing sie in sein Zimmer, doch ein paar Tage später waren sie wieder verschwunden. Zum Schluss habe ich aufgegeben.“
„Ich weiß, dass Bryn sehr an Ihnen hängt.“
„Und ich an ihm. Dennoch … Er ist, wie gesagt, ein schwieriger Mensch, Sie werden es nicht leicht haben. Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, dass er eine Frau findet, die ihn versteht. Und dass ich Ihre Hochzeit noch miterleben darf, macht mich sehr, sehr glücklich. Ich kann den Tag kaum erwarten.“
Mia senkte den Blick. „Ich … ich auch nicht.“
Die Tür ging auf, und jemand kam ins Zimmer. „Störe ich?“
„Bryn, Liebling“, rief Agnes. „Du bist früh dran … Schau, die schönen Blumen, die Mia mir mitgebracht hat!“
Er beugte sich zu seiner Großtante und küsste sie auf die Wange, dann richtete er sich auf. „Und wie geht es meiner bezaubernden Verlobten?“
„Gut, danke …“ Sie fragte sich, ob er etwas von dem Gespräch mit angehört hatte, und wenn ja, wie viel.
Einen Augenblick, der Mia wie eine Ewigkeit erschien, sah er sie schweigend an, bevor er sich wieder der Kranken zuwandte. „Nun, Tante Agnes? Freust du dich schon auf die Hochzeit?“
„Oh ja, bin schon ganz aufgeregt.“
Bryn nahm Mias Hand und streichelte sie sanft. „Wir auch, habe ich nicht recht, Liebste?“
„D…doch.“ Sie lächelte ein wenig unsicher.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du meine Tante besuchen gehst?“, fragte er unwirsch, als er Mia zu ihrem Auto brachte.
„Das habe ich ganz spontan entschieden“, erwiderte sie, ohne aufzusehen. „Ich … ich wollte ihr nur ein paar Blumen bringen.“
„Worüber habt ihr euch unterhalten?“
„Über nichts Besonderes … Die Hochzeit und so …“
„Du hattest nicht zufällig vor, unser Geheimnis auszuplaudern?“
„Für wen hältst du mich?“ Sie hob den Kopf. „Was … was ich neulich gesagt habe, war nicht ernst gemeint. Ich war einfach wütend auf dich und wollte … Ich würde deiner Großtante nie wehtun.“
Bryn blieb stehen. „Ist das die Wahrheit?“, fragte er drohend.
„Ja, aber wenn du dich weiter so aufführst wie eben, dann wird deine Tante bald ihre eigenen Schlüsse ziehen.“
Er schwieg einen Moment, dann seufzte er auf. „Du hast recht. Vermutlich liegt es an der Hochzeit, dass ich überreizt bin.“
„Es ist noch nicht zu spät, sie abzusagen.“
„Nein!“ Seine Stimme klang hart. „Diese Heirat ist ihr sehnlichster Wunsch. Außerdem … Annabelle rief mich heute Morgen an: Die Einschaltquote für meine Sendung war noch nie so hoch. Wenn wir jetzt einen Rückzieher machen, kann ich meine Zukunft als Moderator abschreiben.“
„Ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich wegen deiner möglicherweise verpfuschten Karriere in Tränen ausbreche“, erwiderte sie sarkastisch, während sie die Autotür aufschloss.
„So weit wird es nicht kommen. In zwei Tagen sind wir verheiratet. Und wie ich sagte …“, er verneigte sich ironisch, „… ich bin schon ganz aufgeregt.“
„Du siehst einfach traumhaft aus“, schwärmte Gina.
Mia stand vor dem Spiegel und betrachtete sich kritisch. Das Brautkleid aus weißem Satin hatte einen langen weiten Rock und ein trägerloses knappes Oberteil, was ihre schlanke Gestalt noch zerbrechlicher wirken ließ. Gina hatte ihr das blonde Haar kunstvoll hochgesteckt und befestigte jetzt vorsichtig den Schleier. „Wie eine Prinzessin“, fuhr sie fort. „Wenn deine Eltern dich jetzt sehen könnten!“
Darauf gab Mia keine Antwort. Sie dachte an das Telefongespräch von gestern Abend …
Es war das Schwerste gewesen, was sie in ihrer Rolle als Bryn Dwyers Braut bisher hatte tun müssen – und in gewisser Weise die beste Darbietung in ihrer kurzen Schauspielkarriere. Nachdem sie ihren Eltern und Ashleigh von Bryn, ihrer stürmischen Romanze und der Hochzeit am nächsten Tag erzählt hatte, glaubten sie nun, dass sie die glücklichste Frau auf der ganzen Welt sei. Alle waren ein wenig enttäuscht, dass sie erst jetzt davon erfuhren und nicht zur Trauung kommen konnten, gaben
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