JULIA EXTRA Band 0286
Pause ein. „Ich habe mir oft gewünscht, Geschwister zu haben.“
Sie drehte sich zu ihm hin. „Es muss sehr schwer gewesen sein, ohne Eltern aufzuwachsen …“
„Man gewöhnt sich daran. Und meine Großtante war wundervoll, obwohl ich es ihr nicht leicht gemacht habe.“
„Hast du Fotos von ihnen?“
„Von meinen Eltern? Doch, irgendwo …“
„Irgendwo! Schaust du sie nicht ab und zu an?“
„Wozu? Was vorbei ist, ist vorbei. Ich lebe für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit.“
„Deine Großtante sagt, du … du hast als Kind Bilder von deinen Eltern immer verschwinden lassen.“
Bryn warf ihr einen unfreundlichen Blick zu. „Ich sehe, ihr hattet einen recht gemütlichen Plausch, du und sie.“
„Ich … wollte lediglich etwas mehr über den Mann erfahren, mit dem ich die nächsten Wochen verbringe.“
„Und? Hat sie deine Neugier befriedigt?“
Mia runzelte die Stirn. „Weshalb bist du so aggressiv?“
„Ich bin nicht aggressiv, ich mag es nur nicht, wenn du dich um Sachen kümmerst, die dich nichts angehen.“
„Und ich finde, ich habe ein Recht zu wissen, weshalb du so geworden bist.“
„Warum? Hast du die Absicht, einen besseren Menschen aus mir zu machen?“
„Dafür ist es längst zu spät“, erwiderte sie gereizt. „Du bist ein hoffnungsloser Fall.“
„Gut. Wenigstens was das betrifft, sind wir uns einig.“
Sie lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Es war zum Verzweifeln! Er ließ einfach niemanden an sich heran, beim ersten Wort über seine Vergangenheit verkroch er sich in sein Schneckenhaus. Dabei war es offensichtlich, dass er immer noch darunter litt. Er erinnerte sie an Jake, Ashleighs Mann, der eine schlimme Kindheit auch hinter einer Maske von Zynismus und Arroganz verborgen und so um ein Haar seine Zukunft und die ihrer Schwester zerstört hatte. Dass es nicht dazu kam, verdankten die beiden nur Ashleighs unerschütterlicher Liebe zu Jake.
Konnte sie, Mia, für Bryn und sich das Gleiche tun? Genauer gesagt – wollte sie das?
„Ich glaube, mein Haus wird dir gefallen“, sagte er, als das Schweigen andauerte. „Wir sind gleich da.“
Es war nicht die Art von Einlenkung, die sie erhoffte, aber zumindest machte er einen Versuch. Mia beschloss, das Friedensangebot zu akzeptieren.
„Prima. Ich bin schon richtig neugierig“, erwiderte sie.
Bryn hatte nicht übertrieben – die Villa war ein Traum. Auf drei verschiedenen Niveaus errichtet, überragte sie sämtliche Nachbarhäuser und bot einen einmaligen Blick auf Noosa, den Nationalpark und das Meer. Ein ausgedehnter Garten und das umliegende Buschland gewährten völlige Abgeschiedenheit. Gardinen waren überflüssig – und es gab auch keine.
„Nun?“, fragte Bryn, als er mit ihr durch das geräumige Wohnzimmer, die Küche und das Esszimmer im Erdgeschoss schlenderte. „Wie findest du es?“
„Einfach wundervoll. Du besitzt ein irdisches Paradies.“
„Komm, ich zeige dir den Rest.“
Über eine frei stehende Treppe stiegen sie in die obere Etage, auf der sich drei Schlafzimmer befanden. Jedes war mit einer Schrankwand und wenigen Möbeln sparsam eingerichtet, was ein Gefühl von Helle und Größe vermittelte. Die Betten waren breit und niedrig und mit blütenweißer Wäsche bezogen. Natürlich besaß jedes Zimmer ein luxuriös ausgestattetes Bad, dessen Boden und Wände mit sandfarbenem Marmor gekachelt waren. Man hatte fast das Gefühl, am Strand zu sein.
Er führte sie ins Untergeschoss, und Mia entdeckte begeistert einen mit allen Extras ausgestatteten Fitnessraum. Breite Fenstertüren führten hinaus in den Garten und zu einem Swimming-Pool, der groß genug war, um Bahnen zu schwimmen. Überall wuchsen blühende Sträucher, und der süße Duft von Jasmin erfüllte die milde Nacht.
„Wow …“ Überwältigt kauerte sie am Rand des Beckens nieder und tauchte eine Hand in das kristallklare Wasser. „Ich kann nur sagen: Du weißt, wie man sich den Weg zum Herzen eines Fitnessfanatikers bahnt.“
Bryn lachte leise. „Das also ist der Grund für deine fabelhafte Figur.“
Das Kompliment schmeichelte ihr mehr, als ihr lieb war. Sie tat, als hätte sie seine Worte nicht gehört und richtete sich auf, um an ihm vorbeizugehen, doch er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Mit dem Rücken der anderen strich er sacht über ihre geröteten Wangen. Mia hielt den Atem an; Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch, und die weiche Nachtluft hüllte sie in einen Mantel exotischer
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