JULIA EXTRA Band 0286
sich jedoch mit Mias Erklärung, sie hätte ihnen den lang ersehnten Urlaub nicht verkürzen wollen, zufrieden.
Auch Ellie wusste Bescheid. Sie hatte aus Brasilien angerufen, um ihrer Schwester überglücklich mitzuteilen, dass das Geld eingetroffen war und man sie in zwei Tagen freilassen würde, und bei der Gelegenheit von der Hochzeit erfahren.
„Der Chauffeur ist da“, verkündete Gina jetzt nach einem Blick auf die Straße.
Mia atmete tief durch und griff nach dem Brautstrauß aus weißen Rosen. Es gab kein Zurück mehr – in einer Stunde war sie Bryn Dwyers rechtmäßige Ehefrau, wenn auch nur vorübergehend.
„Bist du fertig?“, fragte die Freundin.
Sie lächelte krampfhaft. „Fix und fertig.“
Bryn sah seiner Braut entgegen, als sie – allein – den Gang der blumengeschmückten Kathedrale hinunterschritt. Ihr Vater war weit weg, und sie hatte abgelehnt, sich von jemand anderem zum Altar führen zu lassen.
Sein Blick glitt zu Agnes Dwyer, die blass und zerbrechlich neben einer Krankenschwester in der vordersten Bank saß. Sie sah so glücklich aus, dass er für ein paar Sekunden vergaß, mit welchen Intrigen er diese Hochzeit bewerkstelligt hatte.
Vom ersten Moment an hatte er Mia gewollt. Alles an ihr gefiel ihm. Sie besaß Charakter und Temperament, nannte die Dinge beim Namen und ließ sich weder beeindrucken noch einschüchtern. Wo andere Frauen nur daran dachten, ihm zu schmeicheln, sagte sie ihm unerschrocken, was sie von ihm hielt. Sie war warmherzig und empfindsam; ihr aufrichtiger Kummer nach dem ersten Besuch bei seiner Großtante hatte ihn tief bewegt. Und dass sie nicht mit dem erstbesten Mann ins Bett ging, gefiel ihm auch, obwohl er das nur ungern zugab – es roch nach typisch männlicher Überheblichkeit. Er wusste, dass es nicht einfach sein würde, sie zu erobern, etwas, das er unbedingt wollte. Tag und Nacht konnte er an nichts anderes mehr denken, es war die reinste Obsession. Ihr Widerstand reizte ihn und steigerte sein Verlangen nach und nach ins Unermessliche. Für ihn war Mia eine Herausforderung – und Herausforderungen war er noch nie aus dem Wege gegangen. Er war sicher, dass er ans Ziel kommen würde, bisher hatte sich ihm noch keine Frau verweigert. Mit Liebe hatte das nichts zu tun, er beabsichtigte keineswegs, sein Leben mit Empfindungen zu erschweren, die zu nichts Gutem führen konnten, schon gar nicht bei einer Frau wie Mia. Er mochte sie – wer würde das nicht? Sie war schlagfertig und impulsiv, und wenn sie wollte, konnte sie erstaunlich anschmiegsam sein.
Der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase, als sie neben ihm stand. Bryn sah das zaghafte Lächeln auf ihrem Gesicht und spürte erneut das sonderbare Ziehen in seiner Brust. Er holte tief Atem, um es zu verdrängen, dann straffte er die Schultern und sah nach vorn zum Altar, als der Priester mit feierlicher Stimme die Trauungszeremonie begann.
„Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um …“
9. KAPITEL
Die Hochzeitsfeier fand im selben Hotel statt wie die Benefiz-Veranstaltung ein paar Wochen zuvor. Wie damals war auch diesmal der Ballsaal verschwenderisch mit Blumen geschmückt.
Fernsehkameras und Pressevertreter drängten sich am Eingang, als das frisch getraute Brautpaar eintraf und sich zu den zweihundert Gästen gesellte. Der Champagner floss in Strömen – jeder wollte mit ihnen anstoßen. Reden wurden gehalten, die Hochzeitstorte angeschnitten, und als das junge Paar mit dem Brautwalzer den Ball eröffnete, ging ein regelrechtes Blitzlichtgewitter nieder.
Schließlich kam der Moment des Aufbruchs. Mia warf den Brautstrauß in die Luft, den Gina nach einem kleinen Gerangel auffing, dann verließen sie und Bryn das Hotel.
Reporter und Fotografen folgten ihnen zu der wartenden Limousine und überschütteten Bryn, während er Mia beim Einsteigen half, mit letzten Fragen.
„Wohin geht die Hochzeitsreise, Mr. Dwyer?“
„Kein Kommentar.“
„Wann kommen Sie zurück?“
„Kein Kommentar.“
Er setzte sich ans Lenkrad und küsste Mia noch einmal ausgiebig für ein Abschiedsfoto. Dann schaltete er den Motor an, und unter einem Regen von Konfetti und Luftschlangen, begleitet vom Geklapper der Blechdosen, die traditionell an der Stoßstange festgebunden waren, fuhren sie endlich los.
Mia lehnte sich zurück und schloss die Augen. Nach dem Kuss und den vielen Gläsern Champagner war ihr ein wenig schwindlig.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Bryn nach einer Weile.
Sie schnitt
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