JULIA EXTRA Band 0286
Tafelsilber geschmückten Raumes war so überwältigend, dass Ellie im ersten Moment stehenblieb und ganz ihre Mission vergaß – nämlich Alexander zu finden!
„Haben Sie nichts Besseres zu tun als rumzustehen und zu starren?“
Ellie zuckte zusammen. Ausgerechnet der Cateringchef musste sie erwischen.
„Danke, Luigi. Ich kümmere mich darum.“
„Alexander!“ Ellie griff sich an die Brust. Natürlich war es Alexander. Musste sie gar so atemlos und pathetisch klingen? War sie etwa hergekommen, um jetzt in Ohnmacht zu fallen? Nein! Ihr Blick wanderte über sein makelloses Dinnerjackett. Wie all seine Kleidungsstücke brachte es seine muskulöse Figur aufs Vorteilhafteste zur Geltung. Erst jetzt fiel ihr auf, dass seine Fliege noch ungebunden um seinen Hals baumelte …
„Du gibst dir ja äußerste Mühe, ein Treffen zwischen uns zu arrangieren“, bemerkte er spöttisch. „Hatte ich dir nicht eine formelle Einladung angeboten?“
„Ja, das hast du. Und du weißt, dass ich sie abgelehnt habe.“
„Dann hast du jetzt offensichtlich deine Meinung geändert.“
Musste er in diesem heiseren, intimen Tonfall mit ihr reden, sodass ihr innerlich ganz kribbelig wurde?
„Hatte ich etwas von einem Kostümfest gesagt?“, fuhr er mit völlig ernstem Gesichtsausdruck fort.
„Ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren, Alexander. Das war die einzige Möglichkeit, an Bord zu gelangen.“
„Dann musst du sehr entschlossen gewesen sein.“
„Ich denke, wir sollten irgendwohin gehen, wo wir reden können. Wo es ruhiger ist“, fügte sie bedeutsam hinzu.
„Kann das, was du mir zu sagen hast, nicht warten? Ich bin schließlich Gastgeber einer Party.“
„Nein, es kann nicht warten“, fauchte sie.
„Also schön. Was schlägst du vor? Meine Suite?“
Trotz ihrer äußerlichen Tapferkeit zitterte Ellie. Diesmal gab es keine Kiria Theodopulos, die sie beschützen würde.
Sie verharrte neben der Tür.
„Komm rein. Ich beiße nicht.“
Oder wenn ich es tue, wirst du es genießen, schien Alexanders spöttischer Blick ihr zu versprechen.
Rasch schaute Ellie auf den Türgriff und kalkulierte, wie lange es dauern würde, ihn zu ergreifen, sollte sie plötzlich fliehen müssen.
Sie holte mehrmals tief Luft und versuchte, die Gefühle zu ignorieren, die Alexander immer wieder in ihr auslöste. Erfolglos bemühte sie sich, auf die gedämpfte klassische Gitarrenmusik zu hören, die sanft im Hintergrund spielte. Ihr Herz klopfte so laut, dass es ihr in den Ohren rauschte.
„Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was in deinem Hafen passiert, Alexander?“, stieß sie hervor. „Oder warst du zu sehr mit den Vorbereitungen für deine nette kleine Party hier beschäftigt?“ Es klang wie ein Peitschenhieb, dabei hatte sie sich doch vorgenommen, kühl, souverän und rational zu bleiben.
„Meinst du deinen Liegeplatz?“ Er sah ihr offen ins Gesicht. „Das war leider unvermeidbar. Der Botschafter ist ohne Vorwarnung gekommen. Eine große Ehre, wie du sicher zugeben wirst.“
„Der Botschafter.“ Ellie runzelte die Stirn. Jedes Mal, wenn sie eine berechtigte Beschwerde gegen ihn vorbrachte, schien er eine legitime Erklärung parat zu haben. „Aber selbst der Botschafter muss doch wissen, dass der Liegeplatz eines Seemannes heilig ist. Es ist die eine unumstößliche Gewissheit, die man hat, wenn man zur See fährt.“
„Der Botschafter hat vor absolut jedem Vorrang, auch vor dir, Ellie.“ Sie gefiel ihm in ihrem Kellnerinnenoutfit. Der strenge Stil war unglaublich sexy. Wenn er ehrlich war, dann wollte er nicht über Anlegeplätze und Botschafter reden, nein, er wollte sie küssen, bis ihre Augen vor Verlangen dunkel wurden. Er wollte ihre weiche Haut spüren und hören, wie sich ihre Atmung beschleunigte. Er wollte ihren Duft einatmen und ihren Geschmack kosten. Er wollte alles …
„Ich spreche hier von den einfachsten Grundregeln des Seerechts“, entgegnete sie und holte ihn in die Realität zurück.
„Einfach?“, bemerkte er trocken. „Das Leben ist niemals einfach, Ellie, das solltest du wissen.“
„Nicht auf Lefkis“, stimmte sie zu. „Zumindest nicht, seitdem du die Insel gekauft hast.“
Das war nicht das, was er hören wollte, und seine Miene verdüsterte sich. „Wenn du nur hergekommen bist, um mir Dinge an den Kopf zu werfen, die ich nicht ändern kann, dann musst du mich jetzt entschuldigen. Ich bin Gastgeber einer Party.“ Er machte einen Schritt auf die Tür zu und traute
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