JULIA EXTRA Band 0286
brüskieren, nachdem sie sich solche Mühe gegeben hatten.
„Dein Vater wäre sehr stolz auf dich“, rief ihr eins der Mädchen hinterher, nachdem sie sich endlich ein Herz gefasst und sich verabschiedet hatte. „Sei einfach nur glücklich, Ellie …“
Ein Stewart in schicker weißer Uniform geleitete Ellie zur Tür des Speisesalons. Von dort sollte sie den Raum allein betreten. Als er bereits die Flügeltüren öffnen wollte, bat sie ihn, noch einen Moment zu warten. Sie brauchte eine Sekunde, um einmal tief Luft zu holen. Sich an Bord der Olympus aufzuhalten, war jedes Mal eine Qual. Immer hatte sie den Eindruck, ihr sicheres Territorium zu verlassen und ein völlig eigenständiges Königreich zu betreten.
„Vielen Dank“, sagte sie schließlich und zwang sich zu einem schwachen Lächeln, ehe sie das Kinn hob und in den Salon marschierte.
Im ersten Augenblick wurde Ellie von all den Lichtern geblendet. Unzählige Kronleuchter hingen an der Decke, und auf den Tischen standen überall Kerzen. Daher brauchte sie auch ein paar Sekunden, um festzustellen, dass es sich um einen sehr großen Dinnertisch handelte und dass die versammelte Gästeschar ausnahmslos Abendgarderobe trug. Warum nur hatte sie geglaubt, dass es eine kleine, intime Veranstaltung sein würde – nur die paar Wissenschaftler, wie Alexander gesagt hatte?
Plötzlich fühlte sie sich nackt und unsicher, und was alles noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass die angeregte Unterhaltung mit ihrem Eintreten auf einen Schlag komplett erstarb.
Am weit entfernten Kopfende des Tisches stand ein einzelner Mann. Alexander sah umwerfend aus. Rechts und links von ihm saßen wunderschöne Frauen – Frauen, deren Kleider Ellie sofort sagten, dass ihr eigenes Kleid nur eine Kopie war, und sie dagegen das Original trugen. Doch erstaunlicherweise verlieh ihr diese Erkenntnis neuen Mut. Sie war unheimlich stolz darauf, in das Heim der jungen Griechin eingeladen worden zu sein, wo man sie mit solcher Großzügigkeit behandelt hatte.
Die Frauen starrten sie an … sollten sie doch!
„Ellie …“ Alexanders warmer Bariton lenkte die Aufmerksamkeit auf ihn. „Ladys und Gentlemen, darf ich Ihnen Miss Ellie Mendoras vorstellen.“
Er wartete darauf, dass sie auf ihn zuging, erkannte Ellie. Wollte er ihr tatsächlich die Demütigung zumuten, die ganze Tafel entlangzugehen, während alle sie anstarrten?
Also gut, dann sollte es wohl so sein. Sie hatte bereits entschieden, was sie tun würde.
Stolz hob sie das Kinn und machte einen Schritt nach vorne.
Er war vollkommen überwältigt. Ellies Eintritt hatte ihm den Atem geraubt. Sie war wunderschön. Die begehrenswerteste Frau, die er je gesehen hatte. Was auch immer er zuvor von ihr gedacht haben mochte, es spielte keine Rolle mehr. Wo hatte sie sich die ganze Zeit versteckt? Warum …?
Doch das war jetzt auch egal. Verlangen trieb ihn, sodass er ihr entgegenging. Das Verlangen ließ ihn lächeln, voll unverhüllter Bewunderung. Sein Blick wanderte über ihren verführerischen Körper, über ihre golden schimmernde Haut. Ihr Haar ergoss sich in einer grandiosen Kaskade über ihren nackten Rücken, und er hätte am liebsten seine Finger darin vergraben und ihren Kopf nach hinten gebeugt, um ihren zarten Hals küssen zu können …
Alexander eilte zu ihr! Nur ganz kurz hatte sie allein dort gestanden, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, weil sie all diese missbilligenden Blicke auf sich spürte. Und jetzt – sie konnte es kaum glauben – geleitete er sie persönlich zu ihrem Platz.
„Ellie …“ Alexander blickte auf sie herab und bot ihr seinen Arm an, so als sei sie ein ganz besonderer Gast. Sie war noch immer wie betäubt, sodass er ihr zweimal sagen musste, dass sie Platz nehmen solle – ein Platz, der ganz nah bei der Tür und damit unheimlich weit weg von ihm war.
„Ich bin sicher, du wirst die Gesellschaft von zweien unserer angesehensten Wissenschaftler genießen“, sagte er und winkte den Kellner fort, damit er ihr selbst den Stuhl zurechtrücken konnte.
Ellie spürte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief, als Alexander dicht genug an sie herantrat, um sicherzugehen, dass sie bequem saß. Selbst nachdem er sich entfernt hatte und wieder an seinen Platz zurückgekehrt war, zitterte sie noch.
Sie saß zwischen einem Mann und einer Frau, deren Ruf als namhafte Wissenschaftler ihnen vorauseilte. Alexander hatte nicht übertrieben, als er behauptet hatte, nur die absoluten
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