JULIA EXTRA Band 0286
Spitzen der Wissenschaft zu Rate zu ziehen. Ellie war sich ganz sicher, dass solche Leute sich nie im Leben kaufen lassen würden.
Nach und nach entspannte sie sich, und schon bald vergaß sie die gehässigen Bemerkungen und die neidischen Blicke. Schließlich war Designerkleidung in dieser Situation das Letzte, woran sie dachte. Nein, im Gespräch mit den Ozeanographen fühlte sie sich in ihrem Element, und im Verlauf ihres Gesprächs begann sie, Alexander in einem völlig neuen Licht zu betrachten.
Wenn sie ganz ehrlich war, dann musste sie ständig zu ihm hinüberschauen, und dabei hoffte sie doch tatsächlich, er würde ihre Blicke erwidern. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie sich in ihm getäuscht hatte. Jetzt wusste sie, dass er kein verantwortungsloser Tyrann war, sondern im Gegenteil ein Mensch, dem die Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts am Herzen lag.
Nein, das allein war nicht genug. Mit dieser neuen Einsicht in seinen Charakter wünschte sie sich noch mehr – sie wollte, dass Alexander sie wieder so ansah, wie er es getan hatte, als er sie begrüßt und dann an ihren Platz geführt hatte. Dieser Blick hatte ihr nämlich die Angst genommen, und wie aus dem Nichts eröffnete sich eine ganz neue Welt voller Möglichkeiten für sie.
Möglichkeiten, die ihr verschlossen bleiben mussten! Verlor sie jetzt völlig den Verstand?
Vermutlich, dachte Ellie, während sie Alexander dabei beobachtete, wie er der Frau neben ihm etwas ins Ohr flüsterte – sie hätte der Frau am liebsten die Augen ausgekratzt, zumal diese einen Schmollmund zog und einen gekonnten Augenaufschlag anbrachte.
Mit einer Entschuldigung an ihre Gesprächspartner stand Ellie auf und suchte Zuflucht in der Damentoilette, um die Dinge einmal gründlich zu überdenken. Sie sollte sich wirklich bei Alexander dafür entschuldigen, dass sie ihn so falsch eingeschätzt hatte. Außerdem war das ein hervorragender Vorwand, um ein Gespräch unter vier Augen zu führen … Nein, sie konnte ihn schlecht um eine private Unterredung bitten – nicht nach ihrer letzten Begegnung. Diesmal wollte sie die Dinge langsamer angehen, sie wollte mehr Zeit haben, um den Moment zu genießen.
Ellie war immer noch dabei, sich eine Strategie zu überlegen, als sie hörte, wie sich die Außentür zur Damentoilette öffnete. Das Gelächter kam näher. Oh Gott, gleich wäre sie unter Alexanders äußerst kultivierten Gästen gefangen. Sie würde sich in einer der Toilettenkabinen verstecken, bis sie wieder weg waren!
In der Enge der Kabine brauchte Ellie nur ein oder zwei Sekunden, um festzustellen, dass sie nach Mottenkugeln roch. Und es dauerte nur einen Moment länger, um zu erkennen, dass das Gelächter hinter der Tür gegen Mottenkugeln-Ellie gerichtet war, wie sie sie nannten. Sie fügten noch weitere, wenig schmeichelhafte Kommentare hinzu.
Sah sie wirklich so schrecklich aus? War sie ein solcher Freak? Völlig fehl am Platz?
Ja, sie war definitiv fehl am Platz, da gab sie ihnen recht, doch als der grausame Klatsch sich auf ihre Narbe konzentrierte und man spekulierte, ob Alexander sie verursacht und deshalb aus einem schlechten Gewissen heraus Ellie eingeladen habe, da reichte es ihr. „Alexander würde so etwas niemals tun“, rief sie, nachdem sie aus der Kabine gestürzt war.
Die Frauen drehten sich entsetzt zu ihr um. Die eifrige Art, mit der sie ihn verteidigt hatte, sprach Bände und gab der potenziellen Gerüchteküche neue Nahrung.
„Ich wurde heute Abend eingeladen, weil ich mich um die Küste rund um Lefkis sorge“, beeilte Ellie sich zu erklären, „und nur aus diesem Grund.“ Doch die skeptischen Mienen ihres Publikums zeigten ihr deutlich, dass sie niemanden zu überzeugen vermochte. Außerdem war es nicht das, was die Frauen hören wollten.
Jetzt hielten sie sie also nicht nur für langweilig, sondern auch noch für verrückt. „Entschuldigen Sie mich“, sagte Ellie höflich. Sie blieb so ruhig wie möglich, während sie sich an ihnen vorbeidrängte.
„Vor wem oder was läufst du jetzt wieder davon?“
Ellie zuckte zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass gleich draußen vor der Tür Alexander auf sie warten würde. „Ich laufe vor niemandem davon“, leugnete sie rasch.
„Ach, wirklich?“, fragte er grimmig.
Vielleicht war das der Moment, in dem ich es auch einmal mit Schmollmund und Augenaufschlag versuchen sollte, entschied Ellie.
Doch merkwürdigerweise ließ das den
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