JULIA EXTRA Band 0286
Vermutlich war es besser, sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen. Stattdessen bestellte sie ihr Frühstück.
Doch während sie aß, dachte sie erneut über das nach, was sie erfahren hatte. Die Nähe zu den Fischgründen war eine gute Neuigkeit, aber ihre Bedenken wegen der Motorbootrennen blieben bestehen. Wenn Alexander auf der bisherigen Streckenführung bestand, bestand die Gefahr einer ökologischen Katastrophe.
Ellie wollte sich gerade über ihr zweites Croissant hermachen, als sie aus dem Augenwinkel heraus einen Mann wahrnahm, der das Café zu betrat. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Rasch drehte sie sich um. Es half nicht gerade, dass sie ihn hinter sich spürte. Vermutlich hielt er inne, um sich im Café umzusehen.
Mit Schrecken stellte sie fest, dass ihre Hände zitterten. Das Frühstück, das so gut geschmeckt hatte, war plötzlich beendet. Sie würde keinen Bissen mehr hinunterbekommen. Tief Luft holend drehte sie sich um.
Wie konnte sie diesen Mann mit Alexander verwechselt haben?
Ellie war so sicher gewesen, dass Alexander das Café betreten hatte, dass es jetzt ein regelrechter Schock war, einen völlig Fremden vor sich zu sehen.
„Miss Mendoras?“
„Ja?“
„Ich habe einen Brief für Sie.“
Der Mann trug die Uniform von Alexanders Crew. Ellie nahm den Umschlag entgegen, den er ihr reichte. Von außen sah er wie eine Einladung aus.
„Mir wurde aufgetragen, auf Ihre Antwort zu warten, Miss Mendoras.“
Was führte Alexander jetzt im Schilde? Ellie schenkte dem Mann ein kleines Lächeln und wandte sich dann ab, um den Brief diskret zu öffnen.
Da beim letzten Mal eine mündliche Einladung nicht gereicht hatte, lud er sie diesmal schriftlich zu einem Dinner an Bord der Olympus noch am selben Abend ein. Es sei die Gelegenheit für sie, die Ozeanographen kennenzulernen, die er engagiert hatte, um die Strecke für die Motorbootrennen festzulegen, hieß es weiter auf der Einladung.
Ellie wurde blass. Wie sollte sie Alexander nach der vergangenen Nacht gegenübertreten?
Einfach indem sie sein Dinner besuchte, entschied sie. Wollte sie etwa, dass er glaubte, sie hätte Angst vor ihm? Würde sie eine weitere Chance erhalten, ihre Bedenken gegen die Rennen zu äußern, wenn sie nicht ging?
Also setzte sie ein höfliches Lächeln auf und drehte sich um. „Bitte informieren Sie Mr. Kosta, dass ich seine Einladung gerne annehme. Acht Uhr an Bord der Olympus ?“ Ellie wartete und erhielt ein kurzes Kopfnicken als Bestätigung. Daraufhin wandte sie sich wieder ihrem Frühstück zu und spielte mit ein paar Krümeln herum. Mein Gott, was hatte sie bloß getan? Sie hatte absolut nichts Passendes anzuziehen – nichts, was einem Dinner an Bord der Olympus angemessen wäre.
Ach, ich werde schon irgendetwas finden, entschied sie und wischte die Hände an ihrer ölverschmierten Latzhose ab. Halbwegs zuversichtlich trat sie an die Kasse, um ihr Frühstück zu bezahlen.
„Nein, nein, das geht aufs Haus“, beharrte der Besitzer, als Ellie ihr Geld zückte. „Mein Willkommensgruß für dich in deinem neuen Zuhause.“
Der Mann zwinkerte ihr verschwörerisch zu, doch Ellie war das Ganze unangenehm. „Sie müssen das nicht tun“, versicherte sie rasch. „Wenn einer Ihrer Verwandten mal eine Tour auf meinem Boot machen möchte …“
„Alle neunundzwanzig?“ Er breitete die Arme aus und lachte herzlich.
„Na ja, das werden wohl mehrere Touren“, erwiderte Ellie mit einem Lächeln und machte sich gut gelaunt auf den Weg zu ihrem Boot. Sie freute sich auf den Tag und den Ausflug mit ihren Passagieren.
Sie hatte nichts anzuziehen. Absolut nichts. Das ganze war eine einzige Katastrophe. Wie sollte sie die Leute dazu bringen, sie ernst zu nehmen, wenn alle Abendgarderobe tragen würden, während sie dort in ölverschmierten Lumpen aufkreuzte?
Natürlich kann ich immer noch ein Top und Shorts anziehen, dachte Ellie. Ja, wenn sie komplett verrückt wäre!
Frustriert warf sie alle vorhandenen Kleidungsstücke auf das Bett und fragte sich, warum sie Alexanders Dinnereinladung überhaupt angenommen hatte. Sie ging nie zum Dinner aus. Egal wohin. Warum sollte sie also Kleider besitzen, die zu der Yacht eines Multimillionärs passten?
Sie hatte einen wahrhaft wundervollen Tag verbracht. Ihr Boot war voller begeisterter Menschen gewesen, und ihre nächste Tour war bereits restlos ausgebucht. Fantastisch! Brillant! Doch jetzt blieb ihr nur noch eine Stunde, und sie wusste immer noch
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