JULIA EXTRA Band 0286
Drama mitbekam, das sich gerade zwischen ihnen abspielte. „Du bist abscheulich.“
„Man hat mir schon Schlimmeres vorgeworfen“, versetzte Alexander gelassen.
Ihr blieb keine andere Wahl, als ihn mitzunehmen, und das wusste er ganz genau.
„Sollten wir nicht allmählich den Hafen verlassen?“, fragte er vollkommen unschuldig.
„Es gibt kein wir, Alexander.“ Doch er hatte recht. Sie spürte, wie sich die Bewegung des Wassers unter Deck veränderte. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, die verschiedenen Gezeiten zu erkennen, und in diesem neuen, flachen Hafen musste sie aufpassen, sonst würden sie ganz schnell auf eine Sandbank auflaufen. Das würde Mr. Arrogant natürlich gefallen!
Zeit zu starten, sagte sich Ellie innerlich. Ein letztes Mal überflog ihr Blick den Kai in der Hoffnung, dass der Junge doch noch auftauchen würde, doch sie hatte kein Glück.
„Sieht so aus, als hättest du keine Alternative, als mich als Crew an Bord zu nehmen.“
„Bietest du mir etwa deine Hilfe an?“ Frustriert drehte sich Ellie wieder zu Alexander um.
„Brauchst du sie denn?“
Diesmal versuchte er nicht mal mehr, sein Grinsen zu verbergen.
„Also gut, ich probiere es aus“, versetzte sie widerwillig.
Alexander salutierte spöttisch und drehte sich dann um. Er löste die Taue, mit denen ihr Boot festgemacht war, und bereitete alles fürs Auslaufen vor. Wenn er hier war, um irgendetwas an ihr oder ihrem Boot zu kritisieren, dann würde sie ihn über Bord werfen. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie ihr das gelingen sollte, aber irgendwie würde sie es schaffen, das schwor sie sich.
Während er sich den von ihr gestellten Aufgaben widmete, streifte er sie von Zeit zu Zeit im Vorübergehen. Jedes Mal zuckte Ellie zusammen. Jedes Mal versuchte sie, ihre Reaktion zu verbergen. Und jedes Mal scheiterte sie. Sie konnte nicht leugnen, dass er sich gut anfühlte. Stark und sicher.
Nach einer Weile fürchtete sie sich nicht mehr vor seiner Berührung, sondern sie fieberte ihr regelrecht entgegen. Und wenn sie die Möglichkeit hatte, dann beobachtete sie ihn. Sie genoss seinen Anblick bei der Arbeit. Er hatte die Weste ausgezogen, sodass sein Oberkörper nackt war. Er hatte eine muskulöse, athletische Figur, und seine Haut war braun gebrannt.
Nach dem, was am vergangenen Abend passiert war, hatte sie sich eingeredet, dass sie ihn niemals wiedersehen wollte, doch jetzt war sie nicht mehr so sicher. Allein zu beobachten, wie Alexander den Anker einholte, war lehrreich … und, wie sie zugeben musste, ungeheuer sexy.
Als das alte Fischerboot langsam aus dem Hafen fuhr, musste Ellie sich eingestehen, dass Alexander hervorragende Arbeit leistete – ganz so, als sei er dazu geboren.
Was natürlich auch der Fall war, wie sie sich erinnerte. Der große Alexander Kosta war in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, auf einer der benachbarten Inseln, und er hatte ein größeres Recht, sich als Inselbewohner zu bezeichnen, als sie. Was für eine Schande, dass er den Draht zu den Menschen verloren hatte, die ihm angeblich so am Herzen lagen.
In diesem Moment trat er zu ihr und riss sie aus ihren Gedanken. „Weitere Befehle, Captain?“, fragte er ironisch.
„Ja, gib mir eine ehrliche Antwort auf eine Frage. Warum bist du hier, Alexander?“
„Unerledigte Geschäfte.“
„Unerledigt?“, wiederholte Ellie ungläubig. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du gestern Abend irgendetwas ungesagt gelassen hast. Es sei denn, dir ist noch etwas eingefallen, womit du mich beleidigen könntest.“ Sie hielt seinem Blick stand, auch wenn sie innerlich zitterte. Alexander hat sich sein Schlachtfeld gut ausgesucht, dachte sie. Nach allem, was er ihr am Vorabend gesagt hatte, misstraute sie seinen Motiven. Doch sie würde sich auf ihrem eigenen Boot auf keinen Fall von ihm beleidigen lassen. Das hier war ihr kleines Königreich. „Sag mir einfach, was du willst, dann können wir uns für den Rest der Tour in Ruhe lassen.“
„Das kann ich nicht“, entgegnete er, wobei er den Passagieren ein gewinnendes Lächeln zuwarf.
„Und warum nicht?“
„Weil ich dich kennenlernen will. Weil es meine Aufgabe ist, alles zu wissen, was in meinem Einflussbereich vor sich geht …“
„Deinem Einflussbereich?“, platzte sie heraus und erinnerte sich zu spät daran, leise zu sprechen. „Ich denke, du solltest dir mal das Seerecht durchlesen. Das hier ist mein Boot, nicht deine Insel; du verfügst hier über keinerlei
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