JULIA EXTRA Band 0286
verführerischen Lippen zum Ausdruck kam.
Als sie Matthew Coles Büro hinter sich gelassen hatte, atmete sie erleichtert auf. Ohne auch nur einen einzigen Blick hineingeworfen zu haben, wusste sie, dass er nicht da war. Aus irgendeinem Grund hatte sie nämlich ein ausgesprochen sensibles Frühwarnsystem entwickelt, das ihr präzise mitteilte, wann er sich in ihrer Nähe aufhielt.
Wenn sie klug gewesen wäre, dann hätte sie schon beim Bewerbungsgespräch der Tatsache Rechnung getragen, dass sie sich stark zu ihm hingezogen fühlte. Doch als Ben sie im Anschluss gefragt hatte, ob sie von „sexy Matt“ genauso beeindruckt wäre wie jede andere Frau, die ihn zum ersten Mal erblickte, da hatte sie natürlich vehement abgestritten, dass sie ihn auch nur ansatzweise attraktiv fand!
Ben lachte über ihre heftige Reaktion und schüttelte nur amüsiert den Kopf, während er ihr erzählte, wie irrational sich Frauen normalerweise in Gegenwart seines Chefs verhielten. Damit hatte er Harriets Todesurteil besiegelt. Ihr Stolz ließ es daraufhin natürlich nicht mehr zu, dass sie die ihr angebotene Stelle ausgeschlagen hätte.
Während sie das offene Büro betrat, das sie sich mit Ben und einigen anderen Kollegen teilte, redete sie sich ein, dass sie vollkommen immun gegen Matthew Cole, seinen Sexappeal und seine atemberaubende Männlichkeit war.
„Na, schönes Wochenende gehabt?“, fragte Ben, als sie sich setzte.
„Ja, sehr schön“, entgegnete Harriet. „Zuhause lassen dich alle grüßen, und deine Mutter hat mir Pflaumenmarmelade für dich mitgegeben.“
Ben stöhnte. „Ich habe bereits einen ganzen Schrank voll von dem Zeug. Nach sechsundzwanzig Jahren müsste sie doch eigentlich wissen, dass ich Pflaumenmarmelade nicht mag.“
„Vielleicht versucht sie, dich zu bekehren. Dabei fällt mir ein – sie möchte wissen, wann du ihr und deinem Vater endlich Cindi vorstellst!“ Harriet lachte, doch das Lachen erstarb, als sie Bens bekümmertes Gesicht sah.
„Was ist los?“, fragte sie alarmiert, als er nur den Kopf schüttelte. „Komm schon, Ben“, drängte sie, „ich bin’s – deine beste Freundin, erinnerst du dich?“
Sie hatte jedenfalls nicht vergessen, wie Ben ihr zur Seite gestanden hatte, nachdem ihre erste große Liebe zu Beginn des Studiums in die Brüche gegangen war.
„Es geht um Cindi“, erwiderte er unglücklich. „Wir haben uns am Wochenende gestritten. Nicht zum ersten Mal. Harry, ich verstehe sie einfach nicht“, erklärte er heftig und drehte den Stuhl, sodass er ihr ins Gesicht schauen konnte. „Ich meine, in der einen Minute will sie gleich mit mir zusammenziehen, und in der anderen teilt sie mir kalt und lieblos mit, dass sie mit ihren Freundinnen ausgehen und mich nicht länger sehen will. Und das alles nur, weil …“
„Weil was?“, hakte sie nach, doch er schüttelte den Kopf. Harriet seufzte. Cindi, die Frau, mit der Ben seit einer Weile ausging, hatte erst vor Kurzem in der Agentur angefangen, und da sie an verschiedenen Projekten arbeiteten und Harriet zum Zeitpunkt ihrer Einstellung gerade im Urlaub gewesen war, hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt, die neue Kollegin kennenzulernen. Sie wusste gleichwohl, dass Ben und Cindi sich schon einige Male getroffen und sich dabei Hals über Kopf ineinander verliebt hatten.
„Alle Liebespaare streiten irgendwann mal miteinander, Ben“, versuchte sie ihn zu trösten. „Vielleicht müsst ihr nur offen über das Problem reden …“
„Das hier ist kein harmloser kleiner Streit, Harry. Sie verhält sich vollkommen irrational, und das weiß sie auch. Und was das Reden anbelangt …!“ Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Ich lasse mir von ihr nicht vorschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe!“
Harriet erkannte, dass es sich offensichtlich um eine ernsthaftere Angelegenheit handelte, doch sie versuchte noch einmal, durch eine kleine Neckerei die Stimmung zu heben. „Was hat sie getan? Dir gesagt, dass all deine alten Sportsachen in den Müll wandern müssen?“
Als er nicht darauf reagierte, schaute sie ihn besorgt an und sagte ruhig: „Okay, es ist also etwas Ernstes, und es ist unpassend, wenn ich darüber scherze, aber du kannst manchmal auch unheimlich stur sein, und wenn es darum geht, ein klein wenig nachzugeben, um einen ganz besonderen Menschen nicht zu verlieren, dann …“
„So einfach ist es nicht, Harry, und wenn sie mich wirklich lieben würde, dann bräuchte sie nicht solch absolut
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