JULIA EXTRA Band 0286
nur zu gut vorstellen, was dieses Szenario seiner eigenen Beziehung zu Cindi antun würde, vor allem angesichts des Ultimatums, das Cindi ihm bereits gestellt hatte.
Manchmal musste man das Wohl und die Gefühle eines anderen über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse stellen. An diesem Punkt muss ich ganz einfach im Interesse von Ben handeln, erkannte Harriet. Unbeabsichtigterweise war sie bereits zwischen ihn und Cindi geraten – keinesfalls würde sie riskieren, dass dies ein zweites Mal geschah.
Maß sie einem Verlobungsring nicht überhaupt viel zu viel Bedeutung bei? Es war ja nicht so, als würde sie sich damit auf immer und ewig festlegen, oder als wäre der Ring juristisch bindend! Wenn sie durch das Tragen des Rings Ben und Cindi die Zeit gab, um ihre Differenzen zu überwinden, sodass Cindi genug Vertrauen in Bens Liebe zu ihr fasste, dann war es eben genau das, was sie, Harriet, in dieser Situation zu tun hatte! Wenn sie Matts Ring trug, würde Cindi auch endlich einsehen, dass sie wirklich keinerlei romantisches Interesse an Ben hegte.
„Gut, jetzt, wo die Sache mit dem Ring geklärt ist“, hörte sie Matt verkünden, packst du am besten genug Sachen für eine Woche zusammen – ich habe entschieden, dass es für dich in meinem Penthouse wesentlich sicherer ist …“
„Dein Penthouse! Aber das befindet sich im Agenturgebäude! Ich werde keinesfalls dort wohnen!“
„Natürlich wirst du das. Gibt es vielleicht eine bessere Methode, um die Leute davon zu überzeugen, dass wir ein Paar sind?“
Matts Verlobungsring zu tragen, war eine Sache – in sein Penthouse einzuziehen jedoch eine ganz andere.
Harriet legte größtmöglichen Kampfgeist an den Tag und suchte die besten Argumente zusammen, die gegen eine gemeinsame Wohnung sprachen, doch letztendlich setzte sich Matt über jeden Einwand hinweg und zermürbte sie so sehr, dass sie schließlich erschöpft nachgab.
Mit zitternden Händen packte sie ihre Sachen. Sie war ein einziges Nervenbündel und konnte einmal mehr nicht verstehen, wie sie in so kurzer Zeit in eine derart absurde Situation geraten war, über die sie keinerlei Kontrolle mehr zu haben schien.
Warum hatte Matt nicht einfach akzeptieren können, dass sie nicht an einer Beziehung mit Ben interessiert war? Stattdessen trieb er sie beide in eine zunehmend komplizierter und – was sie, Harriet, betraf – auch zunehmend gefährlicher werdende Lage!
Düstere Vorahnungen plagten Harriet. Matts Fehlinterpretation setzte sie einem emotionalen Risiko aus, das sie völlig überforderte – wenn sie sich jetzt noch mehr in ihn verliebte, dann trug er ganz allein daran die Schuld!
Oh ja, er war derjenige, der die Schuld trug. Doch sie war diejenige, die den Preis dafür zahlen würde – in Form von schlaflosen Nächten voller Liebeskummer und einem Körper, der sich leidenschaftlich nach ihm sehnte.
Matt wandte seine Aufmerksamkeit kurz von der Straße vor ihm ab, um einen Seitenblick auf Harriet zu werfen. Seit sie in den Wagen gestiegen waren, hatte sie kein einziges Wort gesprochen, aber es war auch so nicht zu übersehen, dass sie wütend war und innerlich ihren Groll nährte.
„Der Verkehr in der City wird immer schlimmer“, bemerkte er genervt, als sie auf eine Kreuzung zufuhren, an der sich bereits etliche Fahrzeuge stauten.
„Deshalb lassen viele Firmen ihre Angestellten mittlerweile von zu Hause aus arbeiten“, entgegnete Harriet ohne nachzudenken. Im nächsten Moment ärgerte sie sich darüber, dass sie Matt in die Falle gegangen war und ihr Schweigen gebrochen hatte, mit dem sie so viel Distanz zu ihm hatte wahren wollen wie möglich.
„Für manche Firmen ist das tatsächlich eine exzellente Alternative“, stimmte er zu.
„Inklusive deiner Agentur?“, fragte sie.
„Irgendwann vielleicht. Wenn ich einmal verheiratet bin und Kinder habe, würde ich selbst gerne von zu Hause aus arbeiten. Mit moderner Technologie wäre das alles gar kein Problem. Insofern ginge das natürlich auch bei meinen Angestellten.“
Allein das Wort „Kinder“ aus seinem Mund zu hören, erzeugte in Harriet eine riesengroße Sehnsucht. Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie sich in ihrer Fantasie ausmalte, wie es sein würde, wenn sie sein Kind in sich tragen würde. Primitive, besitzergreifende Gefühle erfassten sie.
Da sie die Intensität dieser Empfindungen nicht aushielt, starrte sie aus dem Fenster, woraufhin sie unwillkürlich die Stirn runzelte.
„Matt, wohin fahren wir?
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