Julia Extra Band 0292
er ihr gar nicht absprechen, denn immerhin war sie auch nur ein Mensch … und eine Frau. Die zarten Hände, die er unter seinen fühlte, und der betörend feminine Duft, der seine Sinne umnebelte, ließen daran nicht den geringsten Zweifel.
Nur mit Mühe erinnerte Romano sich selbst daran, dass Libby … oder Blaze , wie sie sich jetzt nannte, nichts weiter als eine hartherzige, berechnende Frau war. Damit konnte er wenigstens umgehen.
„Also gibt es doch noch Feuer unter dem Eis …“, murmelte er ironisch. „Und wir beide wussten schon immer, dass ich es bin, der es zum Brennen bringen kann, nicht wahr, cara ?“
„W…was, wovon redest du überhaupt?“, stammelte sie benommen. Er konnte doch unmöglich auch nur ahnen, was allein seine Gegenwart für eine verheerende Wirkung auf ihr Innerstes hatte – damals wie heute! Oder doch …?
Wie grauenvoll, wenn er von ihren verstörenden und sehnsüchtigen Träumen wüsste, in denen er die Hauptrolle gespielt hatte, während sie glücklich mit seinem Bruder verheiratet gewesen war! Aber das hatte doch nur an ihrer Jugend, ihrer Naivität und Unerfahrenheit gelegen. Zumindest hatte sie sich das immer wieder vorgebetet. Denn geliebt hatte sie allein Luca! Und sie tat es immer noch …
Und Giorgio natürlich!
Ihr Blick verdunkelte sich vor Sorge und Trauer. Die Angst, ihre unterdrückten Gefühle nicht mehr länger zurückhalten zu können, machte ihre Knie weich und ließ ihren schlanken Körper erbeben.
„Ich glaube, du setzt dich besser hin“, riet Romano nüchtern.
Erst jetzt spürte Libby, dass er einen Arm stützend um ihre Taille gelegt hatte, und kam seiner Aufforderung hastig nach, indem sie einen Stuhl vom Schminkspiegel zurückzog und kraftlos darauf niedersank.
Romano ließ sie nicht aus den Augen und atmete tief durch. Es würde Libby nicht gefallen, was er ihr zu sagen hatte.
Libby klemmte ihre Hände zwischen die Knie, um sie am Zittern zu hindern, und starrte Romano an, als sei er ihr gerade aus einer Wolke erschienen.
„Würdest du das bitte wiederholen?“, flüsterte sie erstickt, nachdem er seinen Monolog beendet hatte.
Seine harten Züge gaben nichts preis. „Ich denke, du hast sehr gut zugehört, Libby.“
Ja, das hatte sie … erstaunt, verblüfft und ungläubig. Sie konnte es kaum fassen, dass Romano plötzlich leibhaftig vor ihr stand, da konfrontierte er sie bereits mit einer Forderung, die ihr wie ein verrückter Traum erschien, aus dem sie Angst hatte aufzuwachen.
„Du willst, dass ich mit dir nach Italien komme?“, vergewisserte Libby sich vorsichtig.
Um Giorgio zu sehen …
Diese Aussicht war so ungeheuerlich und gleichzeitig so schmerzlich verlockend, dass sie es nicht wagte, sie laut zu wiederholen. Nie hätte sie gedacht, dass ein Mitglied der Vincenzo-Familie ihr so etwas je erlauben, geschweige denn darauf bestehen würde.
Libby zitterte vor Schock so unkontrolliert, dass sie irgendetwas unternehmen musste, um nicht völlig die Fassung zu verlieren. Mühsam erhob sie sich vom Stuhl und ging mit steifen Schritten zur Couch hinüber, auf der sie ihre Privatkleidung abgelegt hatte. Mechanisch und mit bebenden Fingern öffnete sie die Knöpfe des Batistkleides, das sie für den Dreh getragen hatte. Dann streifte sie es von ihren Schultern, sodass es wie ein jungfräulich weißes Blütenblatt zu Boden fiel und sich dort um ihre Füße bauschte.
Romano, der die Witwe seines Bruders nicht eine Sekunde aus den Augen ließ, konnte so viel Kaltschnäuzigkeit kaum fassen. Seelenruhig und mit unnachahmlicher Grazie stieg sie aus dem Stoffbündel, mit nichts anderem an ihrem atemberaubenden Körper als einem geschnürten Spitzenmieder und halterlosen weißen Seidenstrümpfen.
„Wenn es nach mir gegangen wäre, würde ich in diesem Moment ganz sicher nicht hier stehen“, knurrte er grimmig. „Ich tue es nur, weil ein fünfjähriger Junge einfach nicht begreifen kann, warum er keine Mutter hat. Und sich seinen kleinen Kopf darüber zerbricht, ob er vielleicht die Schuld daran trägt, dass sie ihn derart im Stich lassen konnte.“
Libby biss sich verzweifelt auf die Unterlippe, um den Protestschrei zu unterdrücken, der ihrer schmerzenden Kehle entringen wollte.
„Ein Kind, das so verstört darüber ist, dass es sich weigert, in die Schule zu gehen“, fuhr Romano erbarmungslos fort. „Das weder schlafen noch essen, noch mit seinen Freunden spielen will.“
Oder sich mit einem Pony und einem Ausflug ins Disneyland
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