Julia Extra Band 0292
ich zustimme, dich nach Italien zu begleiten, was genau erwartest du dann von mir? Und vor allem, wie denkst du, soll ich reagieren, wenn sich die Sachlage ändert? Einfach so verschwinden?“
„Das müsste dir doch nicht allzu schwerfallen“, erwiderte er zynisch. „Darin hast du immerhin ausreichend Übung.“
Libby stockte der Atem. Wie ein Messer schnitten seine grausamen Worte in ihr Herz. „Was weißt du überhaupt von mir?“, fragte sie heiser. „Wie kannst du es wagen zu beurteilen, wie ich mich fühle … oder damals gefühlt habe?“
„Mein Herz blutet für dich“, murmelte er sarkastisch.
„Du hast doch gar keines!“
Laut der spärlichen Nachrichten, die sie über ihn gelesen hatte, gab es keine Frau in Romanos Leben, die man mehr als ein, zwei Monate an seiner Seite gesehen hatte oder noch enger mit ihm in Verbindung hätte bringen können.
„Und das, cara mia , kommt ausgerechnet von dir!“, stellte er mit einem freudlosen Lachen fest. „Was gibt es wohl Herzloseres als eine Mutter, die ihren eigenen Sohn im Stich lässt!“
„Ich habe ihn nicht im Stich gelassen!“, rief Libby gepeinigt aus und wandte sich abrupt um. „Wie auch immer“, fügte sie dann rau hinzu. „Ich bin nicht die erste Frau, die ihr Kind zur Adoption freigegeben hat.“
„Nein, damit hast du wohl recht“, bestätigte er hart. „Aber es muss schon eine ganz spezielle Sorte Frau sein, die bereit ist, ihr Kind zu verkaufen!“
Libby hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Unter der Grausamkeit seiner Anschuldigung drohte sie zusammenzubrechen, aber die Genugtuung wollte sie Romano nicht geben. Doch er schien zumindest zu ahnen, wie sehr er sie getroffen hatte.
„Laut ausgesprochen hört es sich ziemlich abscheulich an, nicht wahr?“, setzte er noch nach.
Sie brachte kein Wort über die Lippen, sondern konnte ihren Schwager nur stumm anstarren.
„ Dio lo sa! Bei Gott, du hast es wirklich nicht verdient, Libby, aber ich gebe dir die Gelegenheit, wenigstens etwas von deiner Schuld wiedergutzumachen.“
„Etwas gutmachen …?“, flüsterte sie erstickt. Heiße Tränen der Wut und Hilflosigkeit standen in ihren schönen Augen. „Wie ungeheuer anmaßend von dir! Ich habe mein Kind nicht verkauft!“
„Verschwende nicht dein schauspielerisches Talent an mich, sondern denke lieber darüber nach, wie du es Giorgio eines Tages erklären willst“, riet er unbeeindruckt.
„Du hast doch nicht … Deine Eltern … selbst sie können nicht so grausam sein, ihm so etwas erzählt zu haben!“
„Wage es nicht, meine Familie nach deinen Maßstäben zu bemessen!“, warnte Romano mit eisiger Verachtung.
Aber die traf Libby gar nicht, so sehr fühlte sie sich erleichtert.
„Ich habe den Beweis für deinen perfiden Handel“, behauptete er kalt. „Du bist bezahlt worden …“ Romano machte eine Kunstpause, bevor er eine exorbitant hohe Summe nannte, die sein Vater auf das Bankkonto der ungeliebten Schwiegertochter überwies, nachdem sie ihm ihren acht Wochen alten Sohn überlassen hatte. „Und wenn meine Erkundigungen wahr sind, gibt es keinen Zweifel daran, dass dieses Geld innerhalb weniger Monate abgehoben wurde.“
Immerhin schuldete er es mir!, hätte Libby am liebsten geschrien. Obwohl nichts auf der ganzen Welt den Verlust des eigenen Kindes ausgleichen konnte.
„Ja, ich habe es abgehoben“, gab sie zu und dachte nicht im Traum daran, diesem dickköpfigen Italiener zu erklären, was sie mit dem Geld gemacht hatte. Immerhin war er ein Vincenzo und – mit Ausnahme von Luca – nicht anders als der Rest seiner Familie. „Schließlich musste ich von irgendetwas leben.“
„Sicher!“
Das klang so bitter und voller Verachtung, dass Libby sich innerlich krümmte, als sie seinen Blick auf ein Hochglanzmagazin geheftet sah, das jemand auf dem Schminktisch hatte liegen lassen. Auf dem Titelbild räkelte sich Blaze auf der Motorhaube eines feuerroten Ferraris, mit schwerem Goldschmuck behängt, für den sie bei diesem Foto-Shooting Werbung gemacht hatte.
„Und das offensichtlich nicht schlecht, angesichts des rasanten Porsches, der draußen geparkt ist, und deiner diversen Immobilien … Nicht schlecht für ein Mädchen, das mit keinem eigenen Cent in der Tasche gestartet ist.“
Oh ja, sie war durchaus wohlhabend zu nennen und dankbar für ihren nicht unbeachtlichen Immobilienbesitz. Aber darüber, genauso wie über das Geld auf dem Konto, war sie Romano keinerlei
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