Julia Extra Band 0293
begeisterter wurde. Sie war mit Leib und Seele in dieses Spiel eingetaucht und wollte flirten, Spaß haben, sich amüsieren. „Eines Tages“, begann sie lächelnd, „habe ich mit ein paar Unterlagen auf dem Arm dein Büro betreten, und da ist es dir einfach klar geworden.“ Sie seufzte, und Julian sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du hast mir in die Augen gesehen und gespürt, wie einsam und leer dein Leben ohne mich ist – wie absolut bedeutungslos. Das stimmt doch, oder?“
Sie gestattete sich sogar, mit einem Finger über seine raue Wange zu streicheln. „Natürlich kam alles sehr plötzlich für dich, ist ja verständlich. Ich hätte niemals auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass mein Vorgesetzter ernsthaft an mir interessiert sein könnte. Aber du hast wieder und wieder darauf bestanden, mich zum Essen ausführen zu dürfen, und der Rest …“ Sie lachte leise. „Der Rest ist Geschichte.“
Noch bevor sie ihre Hand zurückziehen konnte, griff Julian danach und hob sie an seine Lippen. „Genau so war es, Liebling. Ich werde nie den Moment vergessen, als mir klar wurde, dass ich mich hoffnungslos in dich verliebt habe.“ Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen, und Susan schnappte hörbar nach Luft. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen fuhr er fort: „Und du hast deine Liebe für mich entdeckt.“ Er sog leicht an einem Finger und genoss die Macht, die er auf Susan ausüben konnte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie ihr Gesicht von ihm abwandte.
Dann ließ er ihre Hand fallen. „Trag aber nicht zu dick auf!“, riet er ihr trocken. „Sonst werden sie wirklich misstrauisch.“
Nach diesem sinnlichen Exkurs war Susan sich nicht mehr sicher, ob sie diese Scharade erfolgreich zu Ende bringen konnte. Nicht ihr Ruf oder ihre Karriere standen auf dem Spiel, sondern ihr Körper und vor allem ihr Herz!
Irgendwie überstand sie den Rest des Fluges, ohne sich ein weiteres Mal in eine so aufwühlende Situation zu bringen, in der ihre Hormone verrücktspielten.
Kurz vor der Landung steckte Julian ihr einen Ring aus Platin an den Finger. „Hier, dein Ehering!“
Wie betäubt starrte Susan das Schmuckstück an. Er war ein wenig zu groß, allerdings sah man das nicht auf den ersten Blick.
Es ist zu spät für Bedenken, ermahnte sie sich. Ich habe zugelassen, dass Julian mich mit seinen Worten und seinen Taten verführt!
Nachdem sie gelandet waren, verabschiedete sich am Ausgang ein junger Pilot mit holländischem Akzent von ihnen, und wenige Minuten später blinzelte Susan zum ersten Mal in das karibische Sonnenlicht.
Anschließend stiegen sie in ein kleineres Flugzeug um, und Susan wurde zunehmend nervöser. Auf diesen Teil der Reise hatte sie sich mental nicht vorbereitet, und so beschlich sie das ungute Gefühl, mehr und mehr die Kontrolle über die Dinge zu verlieren.
Aber Julian flüsterte ihr während des kurzen Fluges beruhigende Worte ins Ohr, und bald hatte Susan den Eindruck, er ginge in seiner Rolle als liebender Ehemann vollkommen auf.
„Dort unten befindet sich Sint Rimbert, das Juwel in diesem Teil der Karibik“, erklärte der Pilot über Bordlautsprecher.
Man erkannte kleine Häuser, die sich an einen hohen Berg schmiegten, und Susan war von der Schönheit und Farbenvielfalt der Natur auf dieser Insel völlig überwältigt.
„Es ist hinreißend schön“, wisperte sie tief beeindruckt.
Als sie am Ende der kleinen Landebahn aus der Maschine stiegen, sog Susan den Duft tropischer Blumen ein, der in der sommerlichen Luft hing. Der Himmel über ihnen war tiefblau, nur ein paar durchsichtige weiße Wolken zogen langsam vorüber.
Zuversicht und überschäumende Begeisterung erfüllten Susan mit jedem Atemzug. Sie würde diese wenigen gestohlenen Tage nach Herzenslust genießen, auch wenn sie dabei auf ihre Gefühle achtgeben musste. Es sollte eine Erfahrung werden, die sie nie wieder vergessen würde.
Ein kleiner, stämmiger Mann mit Halbglatze eilte auf sie zu. „Mr. Douglas! Es ist uns eine Freude – eine außerordentliche Freude!“ Er streckte zur Begrüßung seine Hand aus, und Susans Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Dies musste Jan Hassell sein, der Mann, den sie betrogen.
Schluss damit, rief sie sich zur Ordnung. Die Entscheidung ist gefallen, und für Schuldgefühle ist später noch Zeit.
Jetzt wandte sich Jan Hassell an sie. „Und Sie sind bestimmt die Braut!“, rief er strahlend, und seine gebräunte Stirn legte sich in sympathische
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