Julia Extra Band 0293
Falten.
Susan erwiderte sein Lächeln und ergriff hilfesuchend Julians Hand. „Bitte nennen Sie mich doch Susan“, bat sie und warf dann einen Seitenblick auf ihren angeblichen Ehemann.
Jan Hassel klatschte überwältigt in die Hände. „Ach, man sieht genau, wie verliebt Sie sind. Meine Frau Hilda wird alles darüber wissen wollen, wie Sie beide sich kennengelernt haben“, warnte er sie vor.
Noch mehr Menschen, die du belügst, flüsterte Susans Gewissen ihr zu. „Oh, darüber sprechen Frauen mit Begeisterung“, behauptete sie lachend. „Ich werde mich gern mit Hilda zusammensetzen und ihr alle Geheimnisse über Julian verraten. Aber Sie und Ihre Frau haben mit Sicherheit eine interessantere Vergangenheit!“
„Allerdings, das haben wir“, stimmte Jan fröhlich zwinkernd zu. „Aber jetzt sind Sie bestimmt sehr erschöpft. Ihr Gepäck wurde schon zu meinem Auto gebracht. Bitte folgen Sie mir!“ Er drehte sich auf dem Absatz um und steuerte auf einen großen Jeep zu.
Julian legte seinen Arm um Susans Schultern und drückte leicht ihren Oberarm. „Komm, mein Liebling“, sagte er, und in seiner Stimme klang eine leise Warnung mit. „Und denk dran“, flüsterte er ihr zu. „Trag nicht zu dick auf!“
„Den liebenden Gatten zu spielen muss dir doch völlig fremd sein“, giftete sie zurück. „Ist dir eigentlich noch irgendetwas anderes heilig außer deiner Arbeit?“
Während der Fahrt erläuterte Jan Hassell Einzelheiten über seine Insel. „Sie wissen ja, Julian, dass sie sehr klein ist. Es gibt hier nur ein Dorf, in dem weniger als sechshundert Menschen leben. Wir haben einen Arzt, der eingeflogen wird, zwei Läden und ein winziges Postamt. Das ist alles.“ Seinen Worten war zu entnehmen, wie stolz er darauf war, der Tourismuswelle bislang entkommen zu sein.
„Es war eine schwierige Entscheidung, schließlich doch ein Resort zu bauen“, fuhr er fort und lenkte den Wagen durch eine eng bewachsene schmale Sandstraße. Rechts und links sah man unzählige Kokospalmen und Bananenstauden, und Susan bemerkte sogar ein kleines Äffchen, das in einer Baumkrone herumkraxelte.
„Uns ist sehr wichtig, dass die lokale Bevölkerung durch das Resort nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Jan machte eine unwirsche Handbewegung. „Die Umwelt soll ebenfalls so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Für uns geht es nicht nur um eine profitable Investition.“
„Natürlich nicht“, stimmte Julian verständnisvoll zu. „Ich persönlich bin unendlich dankbar dafür, dass Sie dieses Paradies so entschieden schützen, damit Leute wie wir in den Genuss kommen, unberührte Natur genießen zu können. Es wäre mir ein Vergnügen und auch ein persönliches Anliegen, es weiterhin zu bewahren und späteren Besuchern zugänglich zu machen.“
Susan konnte nicht anders, sie bewunderte die Art, wie Julian mit Jan Hassell sprach und dessen Wünsche wie selbstverständlich übernahm. Andererseits wusste sie ja bereits, wie geschickt Julian Menschen manipulierte …
Schließlich fuhr der Jeep eine private Auffahrt entlang und passierte ein riesiges hölzernes Eingangstor. Dahinter erstreckten sich gepflegte Gartenanlagen, die von tropischem Wald eingerahmt waren. Sie überquerten eine kleine hölzerne Brücke, unter der ein silbriger Bach entlangströmte.
Die Auffahrt machte dicht am Meer einen Bogen und endete vor einer niedrigen, weitläufigen Villa, deren Außenwände weiß getüncht waren und sich von den terrakottafarbenen Dachziegeln schmuckvoll absetzten.
„ Onze Parel“, sagte Jan hingebungsvoll und brachte den Wagen vor seinem Zuhause zum Stehen. „Unsere Perle. Mein Urgroßvater hat ihm diesen Namen gegeben, und es ist in der Tat eine unbezahlbare Perle.“
„Ihre Familie lebt seit gut hundert Jahren auf dieser Insel?“, erkundigte Susan sich höflich.
„Ja. Zuvor war sie kaum bevölkert, höchstens mit Strafgefangenen und Piraten. Dann erhielt mein Urgroßvater von der holländischen Königin Wilhelmina einen Teil der Insel als Gegenleistung für seine Kriegsverdienste. Er baute den Hafen aus, damit Schiffe sicher einfahren konnten, und legte eine riesige Plantage an.“ Jan lächelte traurig. „Es war eine Zuckerplantage im Inland, aber in den Siebzigern sind die Häuser dort niedergebrannt, und die Plantage ist verschwunden. Kurz danach haben wir diese Villa errichtet.“
Susan nickte. Die Geschichte der Insel faszinierte sie, gleichzeitig fragte sie sich, ob hinter dem Bau des
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