Julia Extra Band 0293
beweisen, war dies nicht der richtige Weg. „Ich höre auf, und Sie bekommen Ihr Haus zurück.“
Ungläubig blickte Elias sie an. Dann überraschte er sie durch sein Kopfschütteln. „Das wird nicht funktionieren. Ihr Vater hat gewonnen. Ende, aus. Er hat das Haus bekommen, er wird es behalten.“
„Ich sage ihm, er soll es zurückgeben. Und ich werde nicht hier arbeiten.“
„Sie müssen aber.“
„Warum?“
„So lautete der Deal. Es ist die einzige Möglichkeit, die Villa zurückzubekommen.“
Deals, Wetten, am liebsten hätte Tallie ihren Vater erwürgt.
„Was genau besagt der Deal?“
„Socrates hat meinem Dad gesagt, er würde es in zwei Jahren zurückgeben …“ Elias hielt inne und schüttelte den Kopf.
„Wenn …?“, drängte Tallie.
„Wenn ich zwei Jahre lang als Geschäftsführer bei Antonides Marine bliebe“, stieß er zähneknirschend hervor. „Und Sie als Präsidentin.“
„Zwei Jahre?“
Offensichtlich besaß ihr Vater kein großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten, wenn er glaubte, sie brauche zwei Jahre, um Elias vor den Altar zu zerren, ging es Tallie durch den Kopf.
„Das ist doch absurd“, meinte sie. „Wir müssen ihr Spiel nicht mitspielen.“
„Das Haus …“
„So toll kann es auch nicht sein!“
„Mein Vater ist dort geboren worden. Ebenso wie sein Vater und dessen Vater. Der einzige Grund, warum ich hier zur Welt kam, ist, dass meine Familie ein Jahr zuvor nach New York gekommen war. Aber in diesem Haus haben Generationen von Antonides’ gelebt. Wir verbringen immer noch unsere Ferien dort. Als ich ein kleiner Junge war, habe ich dort mit meinem Großvater Boote gebaut.“ Jetzt klang seine Stimme nicht mehr gleichgültig, sondern war voller unterdrückter Gefühle. „Meine Eltern haben dort geheiratet, verdammt noch mal! Das Haus ist unsere Geschichte, das Herz unserer Familie.“
„Dann hatte Ihr Vater kein Recht, es als Wetteinsatz zu verwenden.“ Tallie war fast so wütend auf seinen wie auf ihren Vater.
„Natürlich nicht. Und Ihr Vater hatte kein Recht, ihn über den Tisch zu ziehen.“
Sie starrten einander an.
Was Elias gesagt hat, ist richtig, dachte Tallie. Ihr Vater besaß ein Gespür für gute Gelegenheiten. Seine eigenen bettelarmen Eltern waren Einwanderer, sie hatten ihn diese Lektion gelehrt. Ihre Familie besaß keine Villa, in der Generationen gelebt hatten. Tallie war mit Geschichten aufgewachsen, wie hart die Familie für wenig Geld arbeiten musste. Wenn also eine Chance vorbeikam, ergriff man sie. Und Glück … ja, für sein Glück war man selbst verantwortlich.
„Was schlagen Sie also vor, sollen wir tun?“, fragte sie höflich.
„ Wir tun gar nichts“, entgegnete Elias scharf. „Ich bin die letzten acht Jahre sehr gut alleine zurechtgekommen. Und genau das werde ich auch weiterhin tun. Da Sie nun einmal hier sein müssen, Miss Präsident, schlage ich vor, Sie setzen sich in Ihr Büro oder backen Plätzchen oder feilen sich die Fingernägel.“
„Das werde ich nicht tun!“
„Sie haben doch gar keine Ahnung vom Bootsbau.“
„Ich kann es lernen. Ich habe jeden Bericht gelesen, den mein Vater mir geschickt hat, ebenso jeden anderen Artikel über Antonides Marine, den ich finden konnte. Den Morgen habe ich damit verbracht, die Akten der Buchhaltung zu studieren. Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich einige Bedenken wegen …“
„Die sind absolut unnötig.“
„Ganz im Gegenteil. Wenn Antonides Marine den reinen Bootsbau-Sektor verlassen wird, dann sollten eine ganze Reihe von Alternativen überdacht …“
„Was ich getan habe.“
„… und die gesamte Marketingstrategie muss neu …“
„Woran ich gedacht habe.“
„… bevor wir eine Entscheidung …“
„Und diese Entscheidung werde ich auch treffen.“
Wieder starrten sie einander an.
„Gut“, meinte Tallie endlich. „Wir sind uns einig, dass ich nicht einfach so gehen kann. Also bleibe ich. Und deshalb nehme ich auch Anteil am Firmengeschehen. Ich bin die Präsidentin von Antonides Marine, ob es Ihnen gefällt oder nicht.“
Elias’ Kiefernmuskeln arbeiteten. Er sah sie finster an. Sie hielt seinem Blick stand. Hätte das Telefon nicht geklingelt, hätten sie sich noch minutenlang so angesehen.
Er griff nach dem Hörer. „Was?“, fragte er barsch.
Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen. „Meine Schwester“, wandte er sich an Tallie. „Ich muss mit ihr reden.“
„In Ordnung“, sagte sie.
Sie benötigte sowieso Zeit, die
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