Julia Extra Band 0293
Corbett’s zu kaufen.
Deshalb würde sie alle Unterlagen lesen, die er ihr vorhin gebracht hatte, und eigene Überlegungen anstellen.
Um acht Uhr packte sie einen dreißig Zentimeter hohen Stapel zusammen, um ihn zu Hause zu lesen. Dann machte sie sich auf die Suche nach einem Karton dafür.
Die Büros waren verlassen. Rosie war bereits vor Stunden gegangen – nicht, ohne Tallie daran zu erinnern, ihr morgen das Plätzchenrezept mitzubringen.
„Großartig“, murmelte sie, als sie hinter einigen Schachteln mit weißem Papier einen geeigneten Karton entdeckte. Sie zog ihn hervor, drehte sich um und stieß gegen eine muskulöse männliche Brust.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Elias’ Tonfall war höflich, seine Haltung drückte jedoch das genaue Gegenteil aus. Grob übersetzt wollte er wissen, was zum Teufel sie hier noch tat.
Sie lächelte strahlend. „Sie sind auch noch hier? Ich habe nur eine Kiste gesucht, um ein wenig Arbeit mit nach Hause zu nehmen.“
„Was für Arbeit?“
„Einige der Unterlagen, die Sie mir zur Verfügung gestellt haben.“ Auch sie wählte einen höflichen Ton, doch als er keine Anstalten machte, sich zu bewegen, wich sie ihm aus und schlug ihm im Vorbeigehen – aus Versehen natürlich – mit dem Karton gegen die Brust. „Oh, Entschuldigung.“
Sie hörte ihn leise fluchen, als sie mit dem Karton unter dem Arm den Flur entlangeilte.
Schritte folgten ihr. „Sie müssen die Papiere nicht mit nach Hause nehmen.“ Er blieb an ihrer Bürotür stehen, als sie den Stapel in die Kiste packte.
„Nun, ich hatte nicht vor, die ganze Nacht hierzublieben.“
„Sie machen sich viel zu viele Umstände.“
„Ganz und gar nicht. Das ist mein Job.“
Seine Kiefernmuskeln zuckten, und sie wusste, dass er am liebsten gesagt hätte: „Nein, es ist meiner.“
Aber er sagte nichts und machte kehrt.
„Willkommen zu Ihrem ersten wundervollen Tag bei Antonides Marine International“, murmelte Tallie, als sie ihm nachsah.
Gar keine Frage, Tallie Savas würde ihm auf die Nerven gehen.
Wer zur Hölle brauchte eine Präsidentin, die Kekse backte? Die zu Meetings kam und dann schweigend dasaß und wild in ihren Notizblock kritzelte? Die sich mit Stapeln von Akten in ihrem Büro einschloss und sie tatsächlich durcharbeitete? Sie sogar mit nach Hause nahm?
Elias schaute ihr nach, wie sie zur Tür schritt, den Karton voller Unterlagen auf ihrer Aktentasche balancierend, obendrauf schwankten drei leere Plätzchendosen.
Ein Gentleman würde ihr helfen.
Aber Elias fühlte sich nicht wie ein Gentleman. Gerne hätte er gesehen, wie sie alles fallen gelassen hätte.
Doch so wie sein Leben im Augenblick verlief, würde sein Vater wahrscheinlich darauf bestehen, ihre Krankenhausrechnung mit dem Geld zu bezahlen, das Elias noch gar nicht verdient hatte! Grimmig eilte er ihr nach.
„Erlauben Sie“, sagte er mit kalter Höflichkeit und öffnete die Tür.
„Danke.“ Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“
„Oh ja“, erwiderte er trocken.
Sie wandte den Kopf und grinste. Die oberste Blechdose vollführte einen kleinen Tanz, doch Tallie rettete sie.
„Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“, bot Elias ihr gegen seinen Willen an.
Tallie schüttelte den Kopf – Aktentasche, Karton und Dosen wackelten. „Nein, danke.“ Damit marschierte sie in den Flur.
Eigentümlicherweise ärgerte ihn ihre Weigerung, sich helfen zu lassen. Elias schloss die Bürotür. Doch anstatt sich an seinen Schreibtisch zu setzen, blieb er stehen und beobachtete Tallie durch das Glas hindurch. Wenn sie die verdammten Dinge fallen ließ, würde sie seine Hilfe annehmen müssen.
In diesem Moment wurde eine Tür weiter hinten im Flur geöffnet, und ein Mann trat heraus. Elias erkannte Martin de Boer sofort an seinem Tweedjackett mit den Flicken an den Ellenbogen und an dem wichtig-und-zu-beschäftiger-Journalist-um-zum-Friseur-zu-gehen-Haarschnitt.
Martin schrieb für das snobistische Meinungsmagazin Fra gen und Antworten, das einige Büroräume in dieser Etage gemietet hatte. Elias hatte geglaubt, er würde sympathische Mieter bekommen, und die Leute, die das eigentliche Magazin herausgaben, waren es auch.
Doch die Journalisten, die für Fragen und Antworten schrieben, waren von einer anderen Sorte. Sie glaubten, jedermann hätte Fragen, und nur sie besäßen die Antworten. Und nach den wenigen Gesprächen, die Elias mit ihnen gehabt hatte, besaß Martin de Boer die
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