Julia Extra Band 0293
Neuigkeiten einzuordnen. Alles war noch viel schlimmer, als sie erwartet hatte. Die Wette, das Haus, der Deal, der arrogante griechische Gott, den ihr Vater als zukünftigen Schwiegersohn ins Auge gefasst hatte, ganz zu schweigen von der Haltung dieses Griechen, sie solle sich die Fingernägel feilen, anstatt ihren Job als Präsidentin wahrzunehmen.
Sie stand auf. „Ich bin in meinem Büro, falls Sie mich brauchen.“
„Na klar, als wenn das passieren würde“, murmelte Elias.
Sie bedachte ihn mit einem harten Blick, doch er hatte bereits das Telefonat mit seiner Schwester entgegengenommen.
„Nein“, sagte Elias.
Das sagte er immer zu Cristina. Dieses Mal ging es nicht um eine neue absurde Geschäftsidee, sondern um einen Segelausflug nach Montauk.
„Keine Zeit.“
„Komm schon, Elias. Mark würde dich gerne mitnehmen.“
Mark? Also war sie immer noch mit ihm zusammen? Seit zwei Monaten?
„Nein, ich bin beschäftigt. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Und falls du es noch nicht gehört hast, es gibt einen neuen Präsidenten bei Antonides Marine.“
„Daddy hat es mir erzählt. Und es ist eine Frau!“ Sie kicherte. „Glaubst du, er verfolgt damit einen Plan?“
„Nein, das glaube ich verdammt noch mal nicht!“ Allerdings war ihm der Gedanke auch schon gekommen. Nur ging sein Vater selten so subtil vor. Aeolus bevorzugte normalerweise eine offensichtlichere Taktik.
„Aber wenn die neue Präsidentin dir Arbeit abnimmt, hast du ja jetzt mehr Zeit. Du kannst mich und Mark besuchen.“
„Nein.“ Womit sie wieder am Anfang ihres Gesprächs gelandet waren. „Cristina, ich muss jetzt weitermachen …“
„Du willst ihn gar nicht treffen“, warf sie anklagend ein.
„Ich kenne ihn. Wir waren zusammen in Yale.“
„Seitdem hat er sich verändert.“
Das hoffte Elias inständig. In Yale hatte Mark eine Party nach der anderen gefeiert. Nur weil sein Vater jemanden kannte, der jemanden kannte, war er überhaupt zugelassen worden. Was war das nur mit den griechischen Vätern?
„Wenn du unbedingt willst, dass ich ihn kennenlerne, kannst du ihn zum Familienessen am Sonntag mitbringen.“
„Das halte ich für keine gute Idee“, murmelte Cristina.
„Ich dachte, Dad mag ihn.“
„Ja, aber nur weil er Mark beim Golf schlagen kann.“
Elias lachte. „Das scheint mir doch eine gute Basis zu sein. Ich muss jetzt wirklich arbeiten, Crissie. Wir sehen uns am Sonntag.“
„Ich bringe Mark mit, wenn du die Präsidentin einlädst.“
„Bis bald, Crissie.“ Elias legte auf, bevor seine Schwester auf noch mehr brillante Ideen kam.
Er musste sich um wichtigere Dinge kümmern. Wie zum Beispiel Thalia Savas, alias Miss Präsident, davon zu überzeugen, dass es besser wäre, sich die nächsten zwei Jahre die Fingernägel zu feilen, als sich in die Geschäfte von Antonides Marine einzumischen.
Wenn sie glaubte, sie hätte ihre Hausaufgaben erledigt, sollte sie besser noch einmal nachdenken. Elias rieb sich die Hände. Er würde ihr zeigen, was Hausaufgaben bedeuteten. Und er wusste genau, womit er anfangen würde.
„Für mich?“ Tallie sah auf und lächelte freundlich, als Elias am späten Nachmittag mit einem knapp einen Meter hohen Aktenstapel ihr Büro betrat.
„Für Sie“, bestätigte er fröhlich und stellte den Turm auf ihrem Schreibtisch ab. „Da Sie an den Entscheidungen beteiligt sein wollen, möchten Sie sich bestimmt so schnell wie möglich auf den aktuellen Stand bringen.“
„Natürlich will ich das“, stimmte sie zu. „Vielen Dank.“
„Gern geschehen.“ Er wandte sich um, blieb aber an der Tür noch einmal stehen. „Morgen habe ich noch mehr Unterlagen für Sie.“
Tallie lächelte unbeirrt weiter. „Ich kann es kaum erwarten.“
Tatsächlich hatte sie, seit er den Anruf seiner Schwester entgegengenommen hatte, viel Spaß gehabt. Sie hatte sich zu Paul und Dyson in den Konferenzraum gesellt. Als Elias hinzukam, hatte er sie zunächst stirnrunzelnd angesehen, schließlich jedoch nur die Schultern gezuckt.
Sie lauschte der Diskussion der drei Männer und machte sich Notizen. Hin und wieder fing sie einen Blick von Elias auf, aber sie schwieg hartnäckig.
Das tat sie immer am ersten Tag.
Ihr Vater hatte ihr dieses Geheimnis verraten. Bevor man sprach, musste man zuhören.
Es beeindruckte sie, wie sorgfältig Elias mit den Informationen umging, die Paul ihnen präsentierte. Dennoch war sie immer noch nicht davon überzeugt, dass es ein guter Schachzug war,
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